Roadster – so heißen BMW Z4 und Mercedes SLK doch nur in der Wortakrobatik der Prospekte. Wir wissen, dass die beiden keine lupenreinen Roadster sind, sondern winterharte Ganzjahres- Allwetter-Cabrios. Aber wollen wir wirklich noch mit einem brettharten Morgan mit seinem sirupgetränkten Holzrahmen durch die Jahreszeiten poltern? Nee, hab' ich keine Lust drauf, bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Den Ruhm für die Erfindung spartanischer Zweisitzer mit Notverdeck will den Briten niemand nehmen. Ausgereizt aber haben die Deutschen das Thema. 1996 kam Mercedes mit dem SLK samt sensationellem Metall-Klappverdeck. Und wenn der nagelneue Z4 dem aufgefrischten SLK mit dieser Dachform jetzt folgt, dann erreichen beide tatsächlich einen Gipfel der Perfektion.

Die Nase bringt es: Noch nie sah der Mercedes SLK so gut aus

Der Mercedes mit seiner Formel-1-Schnauze sieht heute besser aus als je zuvor, selbstbewusst und elegant. Er wirkt aber neben dem schneidigeren, tief auf der Straße kauernden BMW fülliger und rundlicher. Den Unterschied macht vor allem die Länge: Der Z4 streckt sich 14 Zentimeter mehr – die BMW vor allem auf die wichtigen Proportionen eines Roadsters verwendet: endlos lange Motorhaube und ein knackiges Heck. Ein echtes Männerauto – auch wenn es von zwei entzückenden Designerinnen gestaltet wurde: außen von Juliane Blasi und innen von Nadya Arnaout. Die Namen sollten wir uns merken – sie verheißen eine glanzvolle Zeit. Nach Chris Bangle. Interessant wird es auch beim Cockpit: Den Mercedes fanden wir innen immer charmant. Ist er auch noch. Doch im Vergleich mit der raffinierten, leicht asymmetrischen und sehr hochwertigen Z4-Pilotenkanzel sieht der SLK langsam alt aus. Fast schon etwas langweilig. Man sitzt in beiden Autos auf sportlich-griffigen Sesseln sehr bequem. Das tut vor allem im Z4 gut, der merklich geräumiger ist als sein Vorgänger, in dem Lange sich bisher recht mühevoll zusammenfalten mussten.

Der Z4 schnüffelt über die Straße wie ein Terrier auf Kaninchen-Jagd

Unter den Motorhauben herrscht nur scheinbar Gleichstand: 306 PS aus dem doppelt aufgeladenen Dreiliter-Reihensechszylinder im BMW und 305 Pferde beim 3,5- Liter-V6 von Mercedes. Aufpreis kosten das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bei BMW (2400 Euro) und die Siebenstufen-Automatik (2297 Euro) im Mercedes. Der bissige Hightech-Motor und das Getriebe ergeben im Z4 eine brisante Kombination. Der Direkteinspritzer tritt früh und heftig an (400 Newtonmeter bei 1300 Touren), dreht freudig und harmoniert bestens mit dem direkt und ruckfrei schaltenden Getriebe. Und so schnüffelt der Z4 mit seiner feinfühligen, direkten Lenkung über die Straße wie ein Terrier auf der Kaninchen-Jagd – hakenschlagend, zackig, energisch. Der SLK hat bei so viel spontaner Energie erst mal das Nachsehen. Er pflegt eine gemessenere Gangart, die Lenkung spricht nicht so direkt an, dafür federt er verbindlicher als der bestimmt nicht unkomfortable BMW. Man sitzt im SLK grundsätzlich geschützter, der Wind zerzaust die beiden Insassen nicht gar so stark, und wem es im Nacken doch zu heftig zieht, der kann ja gern den Warmduscher-Föhn Airscarf (488 Euro) anwerfen ...
Doch unterschätze mir niemand den braven SLK, dessen 3,5-Liter mächtig Dampf hat und entschlossen dreht. Kitzelt man das Triebwerk, geht es gewaltig voran. Dabei klingt der V6 wärmer und melodischer als der staubtrocken und aggressiv röhrende Reihensechser im BMW. Wenn der SLK laut Werk langsamer ist als der Z4 – bis Tempo 100 vergehen 0,3 Sekunden mehr – dann wegen der Wandler-Automatik. Das Doppelkupplungsgetriebe im BMW reagiert schneller. Und, so etwas fällt im direkten Vergleich dann eben auf, die BMW-Karosse ist steifer ausgelegt, der Z4 bekommt auch deshalb seine Kraft besser auf die Straße. So viel Spaß hat seinen Preis, wir haben es geahnt: Mit 49.850 Euro steht der Z4 samt DKG in der Wunschliste, mit 49.986 Euro der SLK 350 mit Automatik. Das ist nun wirklich der Gipfel.
Dirk Branke

Fazit

BMW und Mercedes treiben den Open-Air-Spaß auf einen neuen Gipfel, erst recht mit diesen starken Motoren. Der gelungene BMW liegt in der Endabrechnung vorn, weil er noch direkteres Cabrio-Feeling bietet. Doch ehrlich: Beide sind absolute Traum-Typen.