Nun reißt auch Citroën das Maul gewaltig auf. Nicht so gewaltig wie Konzernschwester Peugeot, aber der große Grill lässt den neuen C3 grimmig aussehen. Laut Pressetext "scheint der riesige Lufteinlass den Asphalt geradezu verschlingen zu wollen". Bon appétit. Dabei hat es Citroëns Polo-Gegner gar nicht nötig, optisch so aufzuschneiden. Auf 3,94 Meter Länge beweisen die Franzosen, dass in der neuen Boom-Klasse keineswegs einheitliche Langeweile herrschen muss: Luftig wie der Vorgänger, stämmig wie der große C5, gepaart mit Schwüngen an Flanken und Heck – der C3 ist ein Lichtblick unter den Kleinen.

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Citroën C3 VTI 120 Exclusive
Das dürfen wir wörtlich nehmen: Die bis ins Dach reichende "Zenith"-Frontscheibe (im Exclusiv Serie, im Tendance plus 400 Euro) bringt 1,35 Meter helle Leichtigkeit in den Innenraum. Der Blick nach oben lässt jeden (Polizei-)Hubschrauber erkennen. Nachts wird die Panoramascheibe zum Planetarium – alle Kontrollleuchten spiegeln sich darin. Als ferner Planet funkelt sogar die weit unten liegende Beheizungs-Lampe des Beifahrersitzes. Störende Lichtreflexe produzieren auch die Scheinwerfer, die bei schlechtem Wetter mit kräftigem Streulicht ärgern. Das muss heute nicht mehr sein. Ansonsten zeigt sich der C3 bei diesem ersten Test absolut untadelig. Trotz seiner betonten Frontlastigkeit durchfährt er Kurven souverän. Auf die etwas gefühlsarme Lenkung reagiert er präzise genug, und der Bremsweg aus Tempo 100 markiert mit 37,9/36,7 Metern (kalt/warm) in dieser Klasse Spitzenwerte. Einzig die Sitze passen nicht zum sportlichen Charakter dieses 19.100 Euro teuren Topmodells.

Neues Selbstbewusstsein, stolzer Preis

Citroën C3 VTI 120 Exclusive
Hinten geht es eng zu, den Polstern der vorderen Sessel fehlt es an Kontur. Der Fahrer muss sich also ans Lenkrad klammern, der Beifahrer fahndet vergeblich nach einem Haltegriff am Dach. Auch eine Gurt-Höhenverstellung an der B-Säule gibt es nicht, obwohl die sehr breit geraten ist, was wiederum die Sicht nach schräg hinten stört. Doch bei 120 PS sollte sich der Blick sowieso mehr nach vorn richten. Dort steckt ein 1,6-Liter, der sich per präzisem Fünfgang-Schaltgetriebe willig in rote Drehzahlbereiche treiben lässt. Die Verbrauchsanzeige schockt dann aber mit einer 20 vor dem Komma. Also Gaspedal gelupft, ein Testverbrauch von 6,9 Litern winkt als Belohnung. Natürlich gibt es den C3 auch mit kleineren Benzinern (60, 73 und 95 PS) sowie Dieselmotoren mit 92 und 112 PS. Citroëns neues Selbstbewusstsein spiegelt sich im stolzen Preis, der sich locker am Polo orientiert. So weit muss der C3 das Maul nun wirklich nicht aufreißen ...
Karosserie
Alles prima verarbeitet und ordentlich eingepasst. Die Türen klingen etwas blechern, rundum fehlen Schutzleisten. Vorn reichlich Platz, hinten geht es eng zu, als Fünfsitzer taugt er nur auf Kurzstrecken. Der Kofferraum ist für die Klasse groß.
Antrieb

Sehr drehfreudiger Motor, der temperamentvoll und schaltfaul gefahren werden kann. Das Fünfganggetriebe ist ausreichend präzise und gut abgestuft. Eine Vierstufenautomatik gibt es nur für die 120-PS-Version.
Komfort
Guter Kompromiss zwischen französischem Komfort und deutscher Härte. Bei höheren Drehzahlen steigt das Geräuschniveau, 73 Dezibel (A) bei 130 km/h sind auch in dieser Vier-Meter-Klasse recht herzhaft.
Fahrverhalten
Trotz deutlicher Frontlastigkeit besitzt der C3 ein erstaunlich sicheres Fahrwerk und gut regelndes ESP. Die Lenkung könnte etwas gefühlvoller sein, die Bremse agiert fast bissig, der Bremsweg liegt deutlich unter 40 Metern – top für diese Klasse.
Kosten
Beim Neupreis orientiert sich der C3 selbstbewusst am Konkurrenten Polo, bietet aber die bessere Grundausstattung. Die Versicherungseinstufungen sind erschwinglich, Wartungsdienste alle zwei Jahre auch okay. Super: die günstigen Tom-Tom-Navis ab 199 Euro.