Test Fiat 500 1.4 16V
Jetzt wird's ernst, Luigi!

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Kaum bei AUTO BILD angekommen, wartet auf den Dauertest-500er die erste harte Probe. Im Einzeltest muss Luigi sich beweisen. Hat der kleine Italiener mehr drauf, als nur gut auszusehen und sympathisch in die Autowelt zu grinsen?
Süß, knuffig, witzig, ja sogar der Superlativ genial wird bemüht, wenn es um den neuen Fiat 500 geht. Wo er auftaucht, freuen sich die Menschen und begrüßen ihn enthusiastisch. Fast 100.000 sind in Europa bereits fest reserviert. Aber bis er im deutschen Straßenbild gängig ist, wird es noch Monate dauern. "Ich habe bereits zehn angezahlte Bestellungen", jubelt der Hamburger Fiat-Händler Markus Bode und ist baff: "Das gab's bei Fiat noch nie. Wer heute den Vertrag unterschreibt, kriegt seinen 500 im März." Das gleicht Lieferfristen wie bei einem neuen Ferrari. Doch sind die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt? Oder ist der Cinquecento ein Hochstapler, der wie ein italienischer Gigolo den Kunden den Kopf verdreht? Für unser aus Italien importiertes Exemplar, von der Redaktion Luigi getauft, ist die Schonzeit vorbei. Im Test muss er beweisen, ob er mehr drauf hat, als nur niedlich mit Kulleraugen und Stupsnase ein drolliges Gesicht zu machen. Will er ähnlich erfolgreich werden wie der Mini, muss nicht nur sein Kultfaktor stimmen, dann sind auch solide Technik und Alltagstauglichkeit gefragt.
Auf den den ersten Blick wirkt der Innenraum hochwertig

Die kleinen Abmessungen sind die Größe des Cinquecento
Dafür überzeugt der 500er mit guter Alltagstauglichkeit. Die Vordersitze sind mit 63 Zentimetern sehr hoch montiert, was vor allem unbeweglichen Menschen den Einstieg erleichtert und auch ältere Kunden ansprechen dürfte. Leider ist die Schenkelauflage der Sitze zu kurz, insgesamt aber geht der Komfort in Ordnung. Einparken in enge Lücken und flotte Fahrt durch schmale Altstadtgassen ist eine Freude. Der 500er ist ein handliches Auto. Wen wundert's bei nur 3,55 Meter Länge? Die Kleinheit des Cinquecento ist seine Größe. Das war früher so. Und so ist es wieder. Genau das speist seinen unwiderstehlichen Charme. Nach vorn und hinten ist er gut einschätzbar. Schade nur, dass der Wendekreis mit 11,7 Metern für den Floh zu groß ausfällt. Verblüffend ist das gute Platzangebot. Auf den Rücksitzen können Erwachsene bis 1,80 Meter Größe gut reisen. Auch der Kofferraum bietet mit 185 Litern erstaunlich viel Platz. Das kurz übersetzte Sechsgang-Getriebe lässt sich präzise schalten. Ohne Tadel ist auch die Lenkung, die allerdings indirekter ausgelegt ist als das knackige Ruder im Mini. ESP gehört im 1.4 16V zur Serie.
Sicherheitsbedenken sind damit absolut kein Thema. Zumal der Fiat üppig mit sieben Airbags ausgerüstet ist. Bravo, Kleiner: Im strengen EuroNCAP-Crash bekommt er für den Insassenschutz volle fünf Sterne – besser geht es nicht. 100 PS und ein Leergewicht von 1040 Kilo sprechen für einen Rennfloh. Doch da unser Luigi noch nicht ganz eingefahren ist, wirkt er bei Vollgas bislang etwas zäh. Mal sehen, wie es nach 100.000 Kilometern aussieht. Auf 100 km/h spurtete er immerhin in 10,6 Sekunden – das ist schneller als der fast gleich starke aber 100 Kilo schwerere Mini One. Auch beim Verbrauch gibt er sich keine Blöße. Auf der Testrunde konsumiert er 6,4 Liter auf 100 Kilometer. Damit schafft er fast exakt die Werksangabe, was nur selten vorkommt. Beim Abrollkomfort fordert der nur 2,30 Meter kurze Radstand Tribut. Da die Achsen nah beieinanderliegen, wippt und kickt der Fiat schon mal kräftig. Bei langsamer Fahrt auf schlechten Straßen hoppelt er nervös über Bodenwellen – eine Eigenart, die sich mit steigendem Tempo legt. Süß kommt der in Polen produzierte Italiener daher und macht im ersten Test einen guten Eindruck. Luigi, das kann was werden mit dir!
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan
Die Technik stimmt. Die Optik sowieso. Was soll da schiefgehen? Nichts! Der neue Fiat 500 wird ein Hit. Er verfügt über die gleichen Karriere-Gene wie der supererfolgreiche Mini, ist deutlich günstiger, im Alltag ein erstaunlich praktisches Auto und hat noch mehr Individualisierungsmöglichkeiten als der Engländer. Da stört es wenig, dass er lange nicht so fahraktiv ist.
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