Studenten, freut euch: Gebrauchte Möhren aus vierter Hand und ausgeleierte Rostlauben sind Geschichte. Ab sofort geht’s im Neuwagen zur Vorlesung. Sofern es nach den Vorstellungen von Ford geht. Die sehen in Hochschulbesuchern jetzt Kundschaft für ihren Kleinstwagen Ka. Das auf zunächst 5000 Exemplare limitierte Sondermodell "Student" soll am Fahrradstand vorbei direkt auf die Uni-Parkplätze zirkeln, aber auch Zielgruppen jenseits des Campus locken. Denn der heiße Preis macht ihn zum preiswertesten deutschen (Neu-)Wagen. Damit allein hat er sein Diplom aber noch nicht in der Tasche. Wir bitten ihn vor unsere kritische Prüfungskommission. In das AUTO BILD-Examen geht der 3,62 Meter kurze Hochschüler mit erfolgversprechenden Vornoten. Nach 18 Semestern Anwesenheit hat er eine beachtliche Reife erlangt.

Kosten und Ausstattungen

Die Fachrichtung Wirtschaft(lichkeit) absolvierte er mit guten Kenntnissen zu den Themen Steuer, Versicherungstarife und Wartungskosten. Aber wie gut kennt er sich im Fachgebiet nationale Sicherheitslage aus? Was weiß er über Raum-Ökonomie, was über Leistung und Erträge? Ist er in Umweltfragen auf neuestem Stand? Was letzteres betrifft, fehlt ihm etwas Tiefe. Euro 4 in der Abgasnorm ist zwar erfüllt, sechs Liter Verbrauch knabbert aber doch zu sehr am kargen BAföG-Nachschub.
Und Lärm macht er wie ein Großer. Die Meßwerte für das Innengeräusch bei 130 km/h erreichen einige Limousinen selbst bei über 200 km/h nicht. Zu blechern dröhnt der Ka-Körper, zu angestrengt räuspert sich der kleine 1,3-Liter-Motor während der Vorlesung. Durch seinen lebendigen Vierzylinder beantwortet er dagegen die Fragen zum Fachbereich Leistung zufriedenstellend. In der Stadt sehr eifrig, auf Landstraßen emsig bemüht, kann er meist folgen. Nur auf der Autobahn fehlt ihm die schnelle Auffassungsgabe junger Diesel-Kommilitonen. Besonders im fünften Gang kommen die Antworten auf Nachfrage des Gaspedals arg unwillig. Dafür geben wir ihm aber keine schlechte Bewertung, denn der Ka kompensiert das mit erfrischend aufheiternden Maßnahmen.

Im Fahrverhalten macht der sehr komfortabel, aber nicht schwammig abgestimmte Ford selbst promovierenden Alt-Semestern noch etwas vor. Reaktionsfreudig und mit direkter Lenkung wirft er sich leichtfüßig in die Kurven. Für dieses fröhlich-flinke Wesen gönnen wir ihm einen Bonus in der Note. Ganz ordentlich schneidet der Ka zudem in der Sicherheits-Klausur ab. Den elektronischen Schleuderschutz ESP gibt es zwar nicht. Aber der fahrstabile Kleinst-Ford braucht es auch nicht wirklich. Unsere anspruchsvollen Ausweichversuche beantwortet locker, ohne sich zu verhaspeln. Und sämtliche Vollbremsungen geben ihm auch keine Rätsel auf. Falls die Konzentration nachläßt: Für den Notfall hat unser Student gleich vier Airbag-Spickzettel und ABS im Ärmel.

Raumangebot und Fazit

Beim Klausurschwerpunkt "Platzangebot" reagiert er dagegen etwas verlegen. Hier ist er nicht auf dem neuesten Entwicklungsstand, gerät schnell ins Stottern. Auf die erste Reihe angesprochen, kann er noch Thesen zu Knieraum und Ellenbogenfreiheit vorbringen, doch beim Thema Fondbereich ist er nahezu sprachlos. Es kommt kein Wort zum Platz vor den Knien, nur großes Schweigen zur Kopffreiheit, und es herrscht stumme Ratlosigkeit beim nur 186 Liter kleinen Kofferraum. Nur ein kläglicher Einspruch kommt ihm über die Lippen: Die Rückbanklehne ist geteilt klappbar – das schafft bei Bedarf doch immerhin etwas mehr Platz im Gepäckabteil.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn

Diese Knabber-Mischung dürfte nicht nur Studenten schmecken. Im Grundpreis des Ka sind nämlich ein paar äußerst appetitliche Leckereien enthalten: der fahrstabile und fahraktive Charakter, sehr gute Bremsen, vier Airbags plus ABS, zumindest vorn ausreichend Platz. Außerdem versprüht der Ka trotz seines hohen Alters noch eine gehörige Portion von jugendlichem Charme. Das AUTO BILD-Examen besteht das bescheidene Spät-Semester von Ford jedenfalls recht erfolgreich.