Der SL zu schüchtern? Hans-Dieter Multhaupt findet schon. "Er sieht aus, als müsse er auf der Autobahn um Erlaubnis fragen: 'Darf ich auch mal vorbei?'" Und das meint der Mann, der die SL-Entwicklung leitet. Die Rede ist freilich vom bisherigen SL, nicht vom neuen. Denn der Neue dürfte sich erheblich selbstbewusster in Szene setzen: größeres Maul, markante Sicken, Scheinwerfer mit dem bösen Blick. Da fährt es dem Vordermann gleich ganz anders in die Glieder. Aber es bleibt nicht bei kosmetischen Korrekturen. Mercedes bietet den neuen "Sportmotor" – ein überarbeitetes V6-Triebwerk aus dem SL 350.
Mercedes-Benz SL 350
Mehr muss gar nicht sein: Der neue V6 steht dem SL bestens.
Mit anderen Zylinderköpfen und höherer Verdichtung schnellt die Leistung von 272 auf 316 PS. Außerdem darf höher gedreht werden (bis 7200/min), richtig aufgeweckt wirkt der 3,5-Liter nun. Gib ihm 3000 Touren, und er geht ran wie Hektor an die Buletten. Aber dennoch höchst gepflegt, nur der Auspuff darf etwas röhren. Eine Idee sparsamer wurde der SL 350 auch. Statt 10,3 attestiert ihm die Norm jetzt 9,9 l/100 km. Ebenfalls neu: die Lenkung mit variabler Übersetzung. Mit zunehmendem Einschlag wird sie direkter. Da wirkt der SL in engen Kurven schon fast eine Nummer kleiner. Wie kleinlich aber, dafür179 Euro extra zu berechnen. Für 595 Euro gibt es den "Airscarf", wie er bereits den SLK-Insassen einheizt. Im SL ist der Genickwärmer in der Kopfstütze untergebracht. Logisch, dass auch die Preise nicht mehr die alten sind. Ein SL 350 kostet nun 86.573 statt 84.371 Euro.

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Wolfgang König

Der SL 350 überzeugt. Der gedopte V6 macht richtig Laune. Außerdem ist er leichter als der V8, was dem Handling guttut. Die Direktlenkung unterstreicht das noch. Mit anderen Worten: In diesem SL kommen nicht nur gesetzte Herrschaften auf ihre Kosten.

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Wolfgang König