Test R-Klasse/Grand Espace/T5
Drei dicke Dampfer für die große Fahrt

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Großer Van gesucht? Vom rustikalen Arbeitsschiff bis zum noblen Luxusliner reicht das Spektrum. Ein Vergleich der Diesel-Dickschiffe Mercedes R 280 CDI, Renault Grand Espace 2.0 DCI und VW T5 2.0 TDI.
Kombi? Kompaktvan? Kastenwagen? Prima Autos, doch irgendwie immer eine Lösung zwischen "ich will Platz" und "bitte nicht zu groß". Ein Kompromiss eben, oft ein fauler. Der Königsweg führt früher oder später zum Maxi-Van oder Kleinbus. Das ist die Abteilung für große Größen. Keine halben Sachen, sondern Dickschiffe mit echtem Frachtraum und erhabener Kommandobrücke. In den XXL-Mobilen ist Raumnot nur ein Wort. Einsteigen, bitte: Drei Dampfer für die große Fahrt kämpfen um Platz und Sieg. Wie ein vollbärtiger Fischer aus Hamburg-Finkenwerder baut sich der Bulli vor seinem Betrachter auf. Zwar bezeichnet VW ihn als (Multi-)Van, aber das ist der falsche Begriff für diesen Riesen. Der T5 ist kein Van. Der T5 ist ein richtiger Bus. Basta! Als Einziger im Test-Trio bietet er acht Sitzplätze und eine Decke so hoch wie im Tanzsaal der Titanic.
Kein Wunder, denn mit knapp zwei Meter Höhe liegt er minimal unterm gängigen Tiefgaragen-Maß. Platz nehmen ist eine Freude. Wie ein stolzer Kapitän schreitet der Fahrer zu seinem Kommandoplatz. Kein krummer Rücken, keine störenden Karosserieeinzüge, kein tiefer Sitz. Den T5 besteigt man würdevoll über ein kleine Stufe – und in aufrechter Haltung. Gleiches gilt für die Passagiere. Sie haben Zutritt über zwei große Schiebetüren und sitzen auf massiven Bänken mit straffer Polsterung, auf denen auch lange Passagen nicht zur Qual werden. Sitzbänke ausbauen? Klar, das geht. Nur sollte man sich dafür zwei kräftige Kumpel aus dem Shantychor holen – es ist einfach ein verfluchter Kraftakt. In den meisten Fällen reicht es völlig, die hintere Bank nach vorn zu schieben und die Lehne zu klappen, damit der T5 sich zum Arbeitsschiff mit riesigem Frachtraum für Stückgut aller Art verwandelt.
VW T5: Motor-Sound wie ein Arbeitsschiff

Musikdampfer: Grand Espace
Nächste Abfahrt 15 Uhr: Renaults Espace hat seine Ablegestelle nicht wie der T5 am Containerterminal, sondern bei den Hafenrundfahrten für Touristen. Wie ein üppig verglastes Vergnügungsschiff wirbt er um Passagiere. Sein Kapitän trägt feierlich eine weiße Uniform. Ganz klar: Der Espace ist um Effekte bemüht. Er ist der Urtyp aller Vans und erfindet sich immer wieder neu. Der Passagierbereich präsentiert sich ausgesprochen wandlungsfähig: heute Familienausflug, morgen Umzug mit Waschmaschine und Kühlschrank, übermorgen mit Freunden zum Mountainbiking in die Berge. Alles kein Problem. Die fünf Einzelsitze gleiten auf Schienen hin und her. Sie lassen sich prima ausbauen und machen den Renault extrem variabel. Ob nur Fahrgäste oder Fahrgäste plus Gepäck oder nur Gepäck – der Grand Espace beherrscht alle Spielarten des modernen Ausflugsgewerbes. Als reines Transportschiff konfiguriert, fasst sein Laderaum über drei Kubikmeter Fracht. Wermutstropfen ist das Gewicht der Sitze: Ein halber Zentner pro Stück bedeutet, dass der Fahrer 125 Kilogramm in fünf Etappen in die Garage oder den Keller schleppen muss – leichter als bei den Bulli-Bänken ist das aber allemal.

Mercedes R-Klasse: Der Luxusliner

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan
Drei Dickschiffe, drei Charaktere: Das Van- und Preisspektrum ist breit gefächert. Der VW Bulli bleibt die ultimative Lösung als Kleinbus. Am Gegenpol steht die R-Klasse mit ihrem Luxus-Konzept und SUV-Genen. Der beste Kompromiss ist der Grand Espace mit bis zu sieben Plätzen und seinem hoch variablen Innenraum.
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