Eins muss man ihm lassen: Humor hat er, der Typ im Uralt-Bulli vor uns an der Ampel. Während sein Auspuff dunkle Dieselschwaden spuckt, bittet ein Aufkleber am Heck: "Tu was für die Umwelt – nimm den Bus." In Ordnung, Kumpel. Machen wir. Doch statt Ökos mit maximalem Rußausstoß zur Anti-Atom-Demo zu karren, shutteln wir lieber adrettes Airline-Personal partikelfrei zum Flieger. Und gehen dabei der Frage nach: Wer baut das beste Raumtalent auf Rädern? Verteidigt der gerade überarbeitete Bus von Volkswagen seine Position als Kastenwagen-König? Rüttelt der Hyundai H-1 Travel am Thron der Transporter-Legende? Oder macht am Ende sogar der Pkw-Ableger Galaxy von Ford das Rennen?

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Hyundai H-1
Scheitert an den Aufgaben eines variablen Transporters: der Hyundai H-1 Travel.
Platz in Hülle und Fülle – das ist es, was die Käufer der quaderförmigen Wagen wollen. Besondere Verwandlungsfähigkeit dagegen bietet nicht jeder Vertreter dieser Klasse. Unrühmliches Beispiel: Hyundai H-1. Der Koreaner ist ein prima Passagierdampfer, als Stückgutfrachter aber (beinahe) ein Totalausfall. Die mittlere Dreierbank rutscht zum Einsteigen nach vorn, lässt sich aber ebenso wenig ausbauen wie die Sitzreihe dahinter. Kissen hoch-, Lehnen flach legen? Keine Chance. Die Mitnahme von Fahrrädern scheitert somit ebenso wie das Power-Shopping bei Ikea. Kleiner Trost: Hinter der letzten Bank bleibt mit 851 Litern Platz genug für Reisegepäck. Wenigstens als Großraum-Taxi erfüllt der Koreaner also seinen Zweck. Der VW hat deutlich mehr auf dem Kasten, muss mit maximal 4525 Liter Stauvolumen auch vor einem Umzug nicht kapitulieren. Die Sitzbank auszubauen ist zwar möglich, allerdings ein mühseliger Kraftakt. Gut, dass es meist ausreicht, sie auf den über die ganze Wagenlänge verlegten Schienen zu verschieben: Fahrräder rein und ab ins Wochenende. Auch gut: Karger Transporter-Charme ist seit dem jüngsten Facelift des T5 Multivan selbst bei der Basisvariante Startline endlich Geschichte.

Im Pkw-Ableger Ford Galaxy reisen die Passagiere richtig vornehm

Ford Galaxy
Bequem: Der Ford Galaxy bietet den Passagieren eine vornehme Reisemöglichkeit.
Nacktes Blech im Innenraum gibt’s nicht mehr. Dennoch geht es im Hyundai etwas feiner zu. Wo sich im VW harter Kunststoff breitmacht, fühlen die Fingerkuppen im H-1 angenehm weiche Oberflächen. Allerdings knistert es auf schlechten Straßen hörbar im Gebälk – ein Zeichen dafür, dass der Wolfsburger solider zusammengebaut ist. Minuspunkte handelt sich der Hyundai auch durch fehlende Heckwischer und Seitenairbags ein. Richtig vornehm reist die Galaxy-Besatzung. Gediegene Materialien – zumindest im Anfassbereich – lassen den Ford vergleichsweise hochwertig wirken. Wegen seiner Pkw-Abstammung bietet er allerdings weniger Platz als die Nutzfahrzeug-Ableger der Konkurrenz. Immerhin können die fünf Einzelsitze im Fond separat flach gelegt werden; da sie im Auto verbleiben, kosten die gefalteten Pakete jedoch ein paar Zentimeter Ladehöhe. Und da sich statt Schiebeportalen im Scheunentor-Format (zwei beim Hyundai, eine beim VW) nur konventionelle Türen öffnen, können die Stewardessen die dritte Reihe im Crew-Bus nur mit viel mehr Mühe entern.
Drehmomentstarke Diesel sind bei Dickschiffen wie diesen erste Wahl — beim VW Bus empfiehlt sich als vernünftiger Kompromiss aus Fahrleistung und Bezahlbarkeit der Zweiliter-TDI mit 140 PS. Er hat einen Zylinder und einen halben Liter Hubraum weniger als der bisherige 2,5-Liter, jedoch zehn PS mehr. Deutlich zu spüren ist die verbesserte Laufruhe: Eine gedämpfte Common-Rail-Melodie ersetzt das rustikale Pumpe-Düse-Prasseln, Leerlaufvibrationen sind passé. An der Ampel kommt der Bulli flott aus den Startlöchern. Etliche der 340 Nm versickern später jedoch in der langen Übersetzung der beiden oberen Gänge. Der sechste ist als reiner Schongang ausgelegt; Überholmanöver erfordern Zurückschalten, ziehen sich trotzdem oft zäh in die Länge. Der Verbrauch profitiert allerdings vom niedrigen Drehzahlniveau: Mit 8,6 Litern auf 100 Kilometer ist der Bulli für sein XL-Format sehr genügsam.

Der VW T5 Multivan zeigt bei der Kurvenfahrt deutliche Karosserieneigung

VW T5 Multivan
Untückisch: Der VW T5 zeigt starke Seitenneigung, bleibt aber jederzeit sicher.
Im Hyundai H-1 hört man das selbstzündende Arbeitsprinzip deutlicher heraus. Der Vierzylinder baut seine Kraft gleichmäßig auf, erreicht wegen des fehlenden sechsten Gangs aber das höchste Drehzahl- und Verbrauchsniveau (9,5 Liter). Beim Blick in die Preisliste fällt die Entscheidung leicht, statt der 136-PSVersion des 2,5-Liter-Motors die mit 170 PS zu nehmen: Sie kostet nur 595 Euro mehr. Der 450 Kilo leichtere Ford Galaxy fährt am flottesten. Und sein 140-PS-Motor verbraucht am wenigsten: 7,2 l/100 km. Auch in Sachen Handlichkeit zeigt der Ford-Van gegenüber den Transportern klare Vorteile, verblüfft sogar mit einer unerwarteten Sportlichkeit. Seine direkte Lenkung giert nach Kurven; im Grenzbereich dreht sich sogar das Heck leicht ein. Das sensibel regelnde ESP behält die Übersteuerneigung aber gut im Griff. Der VW Multivan bleibt in schnellen Kurven sicher auf Kurs, allerdings zeigt die wogende Karosserie, dass Hektik nicht seine bevorzugte Gangart ist. Der Hyundai schiebt dann plump über die Vorderräder, die Lenkung verhärtet sich plötzlich – es steckt doch viel Transporter im H-1.
Bulli fahren ist ein teurer Spaß, auch der Startline macht da keine Ausnahme. Unter 34.000 Euro läuft nichts, mit den notwendigsten Extras wie CD-Radio und Klima ist schnell die 40 000er-Marke in Sicht. Ganz schön abgehoben! Bei Hyundai ist Bus fahren viel billiger: Der H-1 Travel ist nicht nur besser ausgestattet, er kostet als Basismodell volle 6281 Euro weniger als der VW . Aber Vorsicht – beim Wiederverkauf kann das Korea-Schnäppchen teuer werden. Kein Sonderangebot ist der Galaxy, dafür bietet er hier fürs Geld am meisten Fahrspaß. Und Komfort wie im Kombi der gehobenen Klasse – den müssen Transporter-Käufer entweder ganz abschreiben oder teuer bezahlen.
Weitere Details zu den drei Großraum-Transportern gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleich mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Martin Puthz

Fazit

Der Hyundai ist in diesem Trio das Sonderangebot. Sein günstiger Preis wird allerdings mit der geringsten Variabilität erkauft – und daher (zu) teuer bezahlt. Solange die Koreaner das nicht ändern, bleibt der VW der Traumwagen für Hobby-Spediteure und Großfamilienväter. Der Galaxy überholt ihn zwar überall dort, wo seine Pkw-Gene zum Tragen kommen. Wer in erster Linie Wert auf einen riesigen, flexibel nutzbaren Innenraum legt, fährt mit dem Bulli aber am besten. Ein Manko bleibt der schwindelerregende Preis, für den der hohe Wiederverkaufswert nur bedingt entschädigt.