Touareg gegen M-Klasse
VW macht Front gegen Mercedes

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Mit gelifteter Nase und viel neuer Technik hat VW den Touareg frisch gemacht. Reicht das, um dem Mercedes ML gefährlich zu werden? Im Test: die Dreiliter-Diesel.
Gesichter begegnen uns überall. In der Stadt, im Einkaufsgewühl, auf der Straße. Aber nur wenige bleiben haften. Die von Heidi Klum und Kate Moss vielleicht, überirdisch schön auf großen Plakaten. Auch das neue Gesicht von VW gehört dazu – es taucht ja immer öfter auf. Jetzt trägt auch der überarbeitete Touareg den fetten Familiengrill à la Passat und Eos. Anders als die abgepuderten Topmodels glänzt er mit polierter Chrom-Optik. Und den Vorausfahrenden wird wohl der Schweiß auf die Stirn treten, wenn der Gelände-Bulle im Rückspiegel auftaucht. Neben dem Grill bekam der VW vorn neue Scheinwerfer und Stoßfänger, am Heck einen neuen Dachspoiler, dunkle Gläser für die Lampen und andere Endrohre. Im Cockpit fällt vor allem ein verändertes Display für die Multifunktionsanzeige auf, die Infos werden jetzt mehrfarbig angezeigt, Navi-Piktogramme auch in 3D. Sehr schick. Mit seiner Inneneinrichtung setzt der Touareg dabei immer noch Maßstäbe in dieser Klasse: feine Materialien, geschliffene Verarbeitung und ein Gefühl wie in einer Oberklasse-Limousine.
Alles eine Frage des Stils

Von der Überarbeitung unberührt blieben beim Touareg die Motoren. Verändert wurde aber die Achsübersetzung. Sie ist jetzt kürzer. Das Resultat kann sich sehen lassen, der 225 PS starke Dreiliter-Diesel wirkt fast wie neugeboren, temperamentvoller und lebhafter. Es stört allenfalls ein leicht nörgelnder Grundton, das klingt angestrengter als beim Mercedes. Im Vergleich zum letzten Test erreicht der V6 TDI bessere Fahrleistungen und fährt jetzt praktisch gleichauf mit dem schnellen ML 320 CDI. Dessen bulliger, 224 PS starker Dreiliter-V6 gehört mit seinem geschmeidigen Lauf und seiner Durchzugskraft nach wie vor zu den erfreulichsten Dieseln im Land. Er klingt angenehm heiser, bleibt stets gelassen und entspannt.
Die Siebenstufen-Automatik (bei VW sechsstufig) reagiert geschmeidig und dennoch schnell. Zusammen ergibt das ein bemerkenswertes Antriebs-Paket. Zumal der ML mit 10,8 Litern über einen Liter weniger verbraucht als der Touareg mit 12,1 Litern. VW ließ auch das Fahrwerk im Prinzip unverändert, investierte aber einige Feinarbeit. Der Touareg fährt auch jetzt noch eher gemütlich als stürmisch und im direkten Vergleich mit dem ML eine Spur behäbiger. Die Lenkung reagiert direkter als bisher, ist aber immer noch sehr leichtgängig. Der Mercedes hat zwar inzwischen im BMW X5 einen noch flinkeren Meister gefunden, verblüfft aber immer wieder mit seiner agilen und satten Straßenlage. Präzise Lenkung, ausgewogene Federung. Sehr souverän, da reicht der VW einfach nicht ran.
Gleichstand im Gelände

Neu beim Touareg sind Fahrerassistenzsysteme, die es gegen Aufpreis gibt: Die Distanzregelung ACC, die das Auto automatisch bremst und beschleunigt, kostet zusammen mit dem Umfeldbeobachtungssystem Front Scan – bei dem ein Radarsensor das Gelände vor dem Auto abtastet und den Fahrer gegebenenfalls warnt – 2031 Euro. Den Spurwechselassistent Side Scan gibt es für 564 Euro. Er überwacht den toten Winkel und warnt per Blinklicht im Außenspiegel, wenn trotz einer Gefährdung der Blinker zum Überholen gesetzt wird.
Der Mercedes kostet mit Automatik 51.408 Euro. Dafür hat er serienmäßig eine Klimaautomatik, (VW Klimaanlage), Reifendruck-Kontrolle (VW 441 Euro), einen Tempomaten (VW 205 Euro) und elektrisch einstellbare Vordersitze (VW im Paket). Anders als manche Gesichter vergisst man beide Autos übrigens nicht so schnell – das hier war ein Treffen auf hohem Niveau. Der VW Touareg hat mit der Überarbeitung deutlich gewonnen, zieht aber gegen den in vieler Beziehung herausragenden Mercedes ML den Kürzeren.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke:
Starker Auftritt, von beiden. Touareg und ML überzeugen mit Platz, Komfort, starken Dieseln und sind im Gelände nicht zu unterschätzen. Dem spürbar gereiften VW merkt man die Feinarbeit in vielen Details an, das Facelift hat sich gelohnt. Gegen den Erfolgs-Allradler Mercedes ML hat er trotzdem keine Chance, dieser Überflieger kann fast alles noch besser.
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