Kein leichter Weg zum WRC-Look

Fragt man Matthias Herren nach seinem Traumauto, bekommt man als Antwort nur ein kurzes "Corolla WRC" zu hören. Kein Wunder, denn als Matthias gerade 17 Jahre alt war, da sah er bei einer Rallye einen Toyota Corolla WRC in Aktion. Von dem Sound, der Optik und dem Können war der Schweizer derart begeistert, daß ihm dieser Japaner seitdem nie mehr aus dem Kopf ging. Kaum war der Führerschein in Sack und Tüten, spürte Matthias nach wenigen Tagen sein Traumauto auf.

Bei einer Garage um die Ecke – Garage heißt im Schweizerischen Autohaus – fand er einen fast neuwertigen Corolla mit 110 PS starkem Triebwerk. Das waren zwar 190 PS weniger als beim echten WRC, doch Leistung war Matthias nicht so wichtig. Die Optik sollte dem Rallye-Derivat angepaßt werden. Monatelang durchstöberte er das Internet, kaufte sich alle Tuningmagazine und arbeitete sich durch sämtliche Foren der Japan- Szene. Doch vergebens. Bis er eines Tages Patrick Meyer alias Coyote Tuning kennenlernte. Der wollte ihm bei der Suche nach WRC-Material helfen. Es folgten Anfragen nach Teilen bei Toyota Motorsport Europe. Tuner in Japan wurden kontaktiert. Aber keine Chance, es war einfach nix WRC-Mäßiges aufzutreiben.

Doch Ende 2003 fielen Weihnachten und Geburtstag für Matthias auf einen Tag. Er bekam aus einem Forum die Nachricht, daß sich der deutsche Tuner Booster mit einem WRC-Aerodynamik-Kit für den Corolla E11 beschäftigt. Schnell war der Telefonhörer in die Hand genommen und bei Booster nach dem Kit gefragt. "Der Kit ist bald fertig. Es ist ein kompletter Bausatz mit Kotflügeln und Spoiler", lautete die Auskunft vom anderen Ende der Leitung. Unbesehen bestellte Matthias die WRC-Optik.

Der Umbau beginnt – auch innen

Bevor das Paket in der Schweiz eintraf, zerlegten und verfeinerten Matthias und Patrick den Corolla. Die ursprünglich rot lackierte Karosserie wurde zunächst komplett entblättert. Das bedeutete: Kotflügel runter, Fahrwerk und Räder raus aus den Radkästen, Innenraum leerräumen. Letzterer sollte natürlich auch auf die neue Optik eingestellt werden. Deshalb sitzt Matthias seitdem in Sparco-Schalensitzen des Modells Corsa. Auch das zierliche Lenkrad stammt von Sparco. Für mehr Infos aus dem Motorraum installierte Matthias auf dem Armaturenbrett einen trendigen XXL-Drehzahlmesser mit Schaltwarnlampe und an der linken A-Säule Zusatzinstrumente wie Bordspannung und Öldruck.

Dann traf endlich das langersehnte Paket von Booster Tuning in Pensier (Schweiz) ein. "Es war ein riesiger Karton. Der Postmann war kaum aus der Tür, da hatte ich schon das Messer zum Öffnen angesetzt. Ich konnte es kaum glauben", erinnert sich Matthias an seinen schönsten Tag 2003. Das Paket umfaßte einen Widebody-Kit mit Kotflügelverbreiterungen hinten, breiteren Kotflügeln vorn, Motorhaube mit Lufteinlaß, WRC-Heckspoiler, Seitenschweller (wurden von Coyote Patrick geändert), eine Dachhutze und einen Kühlergrill samt Lufteinlässen links und rechts wie beim Original-WRC.

Damit der Rallye-Narr auch mal im Stau auf das Original-WRC in den Streifen "WRC Showdown" oder "Rallye-WM 1999" nicht verzichten muß, hat er sich eine DVD-Anlage mit Monitoren in der Mittelkonsole und auf der Heckablage eingebaut. Und weil Matthias auch gern etwas lauter Musik hört, wurden zahlreiche HiFi-Komponenten installiert. So zum Beispiel drei Verstärker, zwei Zweiwege-Systeme, ein Subwoofer und eine Baßreflexkiste.

Insgesamt 60 Millimeter tiefer

Die M3-Sportspiegel besorgte er sich im Internet. Da die Teile sauber paßten, stand der Wagen nach nur einer Woche schon zur Neulackierung bereit. Der Corolla bekam anschließend einige Liter feinstes Weiß. "Auf die original Castrol-Lackierung wollte ich verzichten. Das wäre dann zu bunt", so Matthias Herren. Perfekt zum heißen Weiß paßten dann auch die neuen Räder. Matthias entschied sich für weiße ALT-Wheels mit feinen sechs Speichen in der Dimension 7,5 x17 Zoll rundum. Die Bereifung mißt 205/40 auf allen vieren. Um die neuen, breiteren Radhäuser damit gut zu füllen, wurden noch 40-Millimeter-Distanzscheiben pro Achse notwendig.

Mit dem KW-Gewindefahrwerk liegen die Räder bündig an den Radhauskanten an. Insgesamt liegt der Corolla damit 60 Millimeter tiefer. Für den guten Sound hat Matthias zusammen mit Patrick eine Eigenbauanlage mit Blitz-Endrohr gebastelt. Bis auf die Leistung und Allrad ist Matthias mit seinem Corolla dem Original-WRC ziemlich nahe gekommen.