Start-Ziel-Gerade Nürburgring. Vollgas. Jetzt zeigt der blau-weiße Porsche Cayman was in ihm steckt. Der Motor schreit regelrecht auf. Ich habe extra das Schiebe-Fenster 4–5 Zentimeter geöffnet um diesen Sound zu genießen. Hart am roten Bereich dreht der Motor jetzt 8200 U/min. Mit fast 300 Sachen rase ich über die Gerade. Die nächste Kurve fliegt auf mich zu. Ein beherzter Tritt in die Sechs-Kolben-Bremse. Keine Spur von Instabilität. Der Porsche liegt ruhig und satt auf der Straße. Dann das Kurvengeschlängel mit Ford-Kurve hinunter zur Kehre. Runterschalten. Das sequenzielle Getriebe funktioniert spielend leicht. Ich zirkele das Auto auf der Ideallinie über die Curbs. Der Grip ist brutal. Schon geht es hinauf zum Schumacher-S. In mir steigt ein Gefühl der Freude auf. Dieses Auto ist der Wahnsinn! Fliehkräfte, Beschleunigung, Verzögerung – was hier auf Karosse und Fahrer einwirkt, ist enorm.

Der 3,9-Liter-Boxer schreit unvergleichlich

Porsche Cayman RS Seitenansicht
Perfekter Sound, geile Optik: ein echter Sportler dessen Geschrei seinegleichen sucht.
Noch im Rausch der Beschleunigungsorgie erwische ich meinen Bremspunkt nach dem schnellen Advan-Boden fünf Meter zu spät. Trotzdem bleibt der Porsche beim Einlenken ruhig. Zieht stoisch durch die Links-Rechts-Kombination. Wovon ich hier schwärme? Von einem Porsche, klar. Aber nicht von irgendeinem. Die Rede ist vom derzeit einzigen Renn-Cayman im Rahmen der Langstreckenmeisterschaft auf der Nürburgring-Nordschleife. 2006 betrat das Team MSpeed mit den Projekt "Cayman" komplettes Neuland. Mit dem MSpeed Cayman RS hat das Team ein bis dahin einzigartiges Fahrzeugprojekt verwirklicht. Ein echter Hingucker mit Potenzial für vordere Plätze. Aber warum Cayman und kein 911er? Der Cayman ist ein Mittelmotor-Sportwagen. Sein Triebwerk liegt vor der Hinterachse, das des 911 dahinter.

Im Cayman RS werden Kurven zu Geraden

Porsche Cayman RS Cockpit
Abgespeckt für schnelle Rundenzeiten: das Voll-Carbon-Cockpit.
Immer, wenn schnelle Richtungswechsel anstehen, ist der Cayman agiler als ein "Neun-Elfer". Schon im Serienzustand nimmt der Cayman engste Kehren neutral und ohne das bei Sportfahrern verhasste Untersteuern – also das Geradeausschieben trotz eingeschlagener Vorderräder. Und da Porsche das kleine Coupé nicht in den Motorsport schicken wollte, schlug MSpeed zu und baute den Renn-Cayman komplett in Eigenregie auf. Den Motor bohrte das Team auf. Von 3,6 auf 3,9 Liter Hubraum, gab ihm mächtig Feinschliff. "Das ergibt zirka 500 standfeste Pferde", schwärmt Projekt-Chef und Technik-Guru Michele Rinaldi. Das Fahrwerk wurde in enger Zusammenarbeit mit H&R speziell für die Nürburgring-Nordschleife entwickelt. Viel Arbeit wurde ebenso in die Aerodynamik des Wagens gesteckt.
Mit zwei Metern ist das weiß-blaue Monster fast 20 Zentimeter breiter als ein Serien-Cayman. Dicke Backen vorn und hinten. Ein abnehmbares Heckteil, ein komplett verkleideter Unterboden, ein überdimensionaler Heckflügel – alles in Carbon, alles Eigenbau. Michele Rinaldi und Teamchef Andreas Cürten sind froh, als ich endlich ihren "Schatz" wieder heil in die Boxen dirigiere. Denn mit ihm haben sie noch viel vor: Diese Saison soll endlich ein Podestplatz in der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring her. Fazit von AUTO BILD-Tracktester Guido Naumann: "Selten bin ich einen derart geilen Rennwagen gefahren. Reinsetzen, Gas geben! Und das alles ohne das Porsche-Problem einer untersteuernden Vorderachse. Dem Mittelmotor sei Dank. Respekt auch der Qualität und Perfektion, die diesen Privat-Cayman auszeichnen."

Technische Daten