Vorbildliche Verkehrsüberwachung: Die Lagunenstadt Venedig hat ein Kontrollsystem installiert, um die Bootsfahrer zur Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit auf dem Canal Grande zu zwingen. Wer zu schnell fährt, wird gefilmt; die Daten samt Boots-Kennzeichen landen anschließend direkt bei der Polizia. Was auf dem Wasser funktioniert, ist auf dem Land auch schon möglich – erst vor wenigen Monaten wurde bekannt, dass in Hessen und Schleswig-Holstein routinemäßig sämtliche Autokennzeichen von den Mautbrücken gescannt wurden. Erst nach Protest von Datenschützern wurde der Vorstoß abgebrochen. In Venedig dient die Überwachung der Tempokontrolle. Nur wenige Kapitäne halten sich an das Tempolimit von 7 km/h auf der Haupt-Wasserstraße. Der dadurch verursachte Wellenschlag schädigt das Mauerwerk der uralten, denkmalgeschützten Häuser. Nun werden alle Boote von 42 Kameras observiert, die auf insgesamt 14 Beobachtungsstationen entlang des Kanals montiert sind und den Verkehrssünder durch Schwenken sogar verfolgen können.

Beschlagnahme des Bootes

Die Kameras können bis zu zehn Bilder pro Sekunde schießen, die bis zu ein Megapixel Dateigröße haben – ausreichend, um das Kennzeichen des zu schnell fahrenden Bootes zu erfassen. Ein Zentralrechner schickt die Bildchen direkt weiter auf die Funktelefone der nächsten Polizeibeamten. Schlagen sie zu, kann es teuer werden: Wiederholungstätern droht die Beschlagnahmung ihres Bootes. Als Verwarnung sind zwischen 50 und 100 Euro Geldbußen üblich. Doch noch abschreckender ist anscheinend das Web selbst: Wer zu schnell fährt, dessen Boot wird vom Computer mit einem roten Punkt "gebrandmarkt", während es durch die überwachte Zone braust, und ist in Echtzeit auf dem Bildschirm für jedermann relativ gut erkennbar. In einschlägigen Internetforen, berichtet Venedigs Vizebürgermeister Michele Vianello, werde über diesen Web-Pranger bereits diskutiert.