Wir erleben schwierige Zeiten, da ist ein kritischer Blick in die Preislisten aktueller denn je. Also, liebe Chefs, Manager und Dienstwagen-Fahrer, wir rechnen für Sie mal auf den Cent genau: 2916 Euro liegen zwischen den beiden wichtigsten Modellen der neuen E-Klasse – dem E 220 CDI für 43.792 Euro und dem E 250 CDI für 46.708 Euro. Macht gute sechs Prozent Kostensenkung – lohnt sich das Umsteigen? Verzichten sieht anders aus: In beiden Mercedes arbeitet prinzipiell der gleiche Vierzylinder-Diesel. Ein hochmoderner 2,2-Liter, den wir aus C-Klasse und GLK kennen: mit Piezo-Injektoren, bis zu 2000 Bar Einspritzdruck, zwei Ausgleichswellen für größere Laufruhe und sauber nach Abgasnorm EU 5. Beide Motoren haben zwei Turbolader: einen kleinen fürs schnelle Ansprechen und einen größeren, der bei höheren Drehzahlen Druck macht.

Für die Vierzylinder gibt es die Siebengang-Automatik leider nicht

Die Unterschiede zwischen den beiden Diesel-Versionen liegen in Details wie dem Ansaugtrakt, der Kühlung und dem Antriebsstrang. Das heißt in Zahlen: Der E 220 CDI hat 34 PS und 100 Nm weniger, was zunächst einmal nach viel klingt. Serienmäßig haben beide Modelle Sechsgang-Schaltgetriebe, die bevorzugte Automatik kostet 2202 Euro Aufpreis, bietet aber nur fünf Fahrstufen. Die modernere Siebenstufen-Automatik rückt Mercedes für die Vierzylinder nicht raus – eine Schande, dass der Supermotor mit dem alten Getriebe arbeiten muss. Im direkten Vergleich ist die größere Kraft des 250 CDI natürlich zu spüren. Er tritt entschlossener an, beschleunigt den 1,8-Tonner bissig, ohne jedes Atemholen. Aber er brummt dabei kräftig – und zwar in allen Drehzahlbereichen.

Der große Diesel läuft deutlich brummiger als sein kleiner Bruder

Der 220 CDI läuft dagegen nicht nur gefühlt eine Spur leiser und ruhiger, sondern bis Tempo 130 auch messbar. Er brummt und knurrt zwar auch, aber nicht so laut wie sein großer Bruder. Richtig kultiviert sind beide nicht, das können die Sechszylinder-Diesel von Audi und besonders BMW besser. Auch der 220 CDI dreht spontan und zieht energisch durch – die Fahrleistungen sind nicht viel schlechter als beim 250 CDI. Von null bis 100 fällt der kleinere Diesel knapp eine Sekunde zurück, aber das dürfte im Alltag keine Rolle spielen. Die Fünfstufen-Automatik reagiert im Zusammenspiel mit beiden Motoren nicht gerade flott. Die Schaltbox harmoniert aber mit dem 220 CDI etwas besser, wirkt aufmerksamer und wacher. Wegen der geringeren Spreizung mit nur fünf Stufen drehen die Motoren relativ hoch.
Der 220 CDI gönnte sich mit 7,2 Litern im Testschnitt ein Bierglas mehr als der 250 CDI mit glatten sieben Litern – er muss sich mit seinen 170 PS halt mehr ins Zeug legen. Beide Testwagen fuhren mit dem sportlichen Direct-Control-Fahrwerk (500 Euro) und der Direktlenkung (315 Euro) ausgesprochen agil und sicher, federn dafür etwas staksig. Gut, dass Mercedes mit dem normalen Fahrwerk oder der Luftfederung (Airmatic, 1999 Euro) sanftere Alternativen für die E-Klasse im Programm hat. Im Zweifelsfall ist das die bessere Geldanlage, denn die 3000 Euro für den größeren Motor kann man sich sparen.
Dirk Branke

Fazit

Auch bei den neuen Diesel-Mercedes gilt: Weniger ist mehr. Der 220 CDI ist das rundere Auto. Ein harmonischer Antrieb für die E-Klasse, komfortabler und im Unterhalt deutlich günstiger als der 250 CDI. Der geht zwar noch temperamentvoller zur Sache, macht aber auch mehr Lärm.