Kaufberatung Mercedes E-Klasse, Teil 1
(K)eine runde Sache

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Die weiche Welle verebbt jetzt auch bei der E-Klasse. Beim neuen Mercedes herrschen Ecken und Kanten vor – wie schon bei C-Klasse und GLK. Warum der Benz dennoch eine runde Sache ist, klärt die Kaufberatung.
Rund, eckig, doppelt oder einfach – die Form und Zahl der Scheinwerfer interessiert bei den meisten Autos nicht besonders. Anders bei der Mercedes E-Klasse: Hier wird das Thema fast so leidenschaftlich diskutiert wie die Strategie der Fußball-Nationalmannschaft. Kein Wunder, zählt die Stuttgarter Mittelklasse doch seit Jahrzehnten zu den wegweisenden Autos Deutschlands, zu jenem elitären Zirkel von Fahrzeugen, die dem Rest der Autowelt zeigen, wo es langgeht. Als 1995 die E-Klasse mit runden Scheinwerfern und sogenanntem Vieraugengesicht auf den Markt kam, traf konservative Stern-Deuter fast der Schlag. Nur groß und eckig durften ihrer Meinung nach die Scheinwerfer sein – wie beim damals auslaufenden, 1984 präsentierten W 124, der aus heutiger Sicht klassischen Mercedes-Limousine schlechthin. Was die Traditionalisten vergaßen: Die ersten Mercedes-Mittelklassen, der Ponton (Debüt 1953) und die Heckflosse (1961), leuchteten ebenfalls aus runden Scheinwerfern auf die Straße. Jetzt wird's wieder eckiger. Die Achtzigerjahre kehren dennoch nicht zurück – das Vieraugengesicht bleibt. Zum Glück.
Statt geschmeidig fließender Linien gibt es jetzt kantig-kühle Eleganz
Denn die neue E-Klasse wirkt aus so vielen scharf geschnittenen Kanten, Linien und Sicken zusammengefügt, dass man um die Doppelscheinwerfer froh sein muss – ohne sie würde manch einer seine E-Klasse womöglich nicht wiedererkennen. Wo früher geschmeidig fließende Linien eher Frauenkörpern oder Dünenlandschaften nachempfunden schienen, herrscht jetzt kühlkantige Eleganz wie in Frankfurter Bankentürmen vor. Der 4,87 Meter lange Mercedes wirkt so stattlicher als zuvor, obwohl er nur 16 Millimeter zugelegt hat. Auf ein Wett-Wachsen mit dem noch größeren Audi A6 verzichteten die Mercedes-Leute bewusst – die S-Klasse soll ja auch noch Käufer finden und beim nächsten Modellwechsel nicht noch mächtiger werden. Das Platzangebot im Fond erreicht deshalb kaum rekordverdächtige Ausmaße. Man sitzt gut, von fürstlichem Knieraum kann aber kaum die Rede sein. Wer nicht selbst fährt, profitiert dennoch vom Fortschritt: Auf Wunsch baut Mercedes jetzt in die E-Klasse ein Fondkomfortpaket mit zwei Einzelsitzen wie im CLS ein. Das bietet statt des Notsitzplatzes in der Mitte eine dicke, sesselartige Armlehne mit großem Ablagefach. Preis: gepfefferte 3719 Euro.
Trotz hoher Fensterlinie fühlt sich das Cockpit leicht und luftig an

Aber nicht Kaiser. Denn der Qualitätseindruck wirkt beim Mercedes zwar hochwertig. Aber nicht so hochwertig wie der eines Audi. Ein Blick nach hinten offenbart zudem einen Rückschritt: Die Fondkopfstützen klappen bei Nichtgebrauch nicht mehr wie früher nach hinten in die Hutablage. Das verschlechtert die Übersichtlichkeit. Was geblieben ist: das stählerne Pedal links im Fußraum – die Betätigung für die manuelle Feststellbremse. Traditionalisten mögen sich über dieses Überbleibsel aus den Siebzigerjahren freuen. Technikfans schwärmen jedoch von der elektronischen Parkbremse, die anderswo, etwa in der S-Klasse, aber auch in einem Renault Laguna, zur Serienausstattung gehört. Und die das Blockieren und Lösen der Bremse automatisch erledigt. Mercedes bleibt wohl lieber beim Bewährten.
Die optionale Luftfederung sorgt für geschmeidiges Abrollverhalten

Mit zahlreichen Assistenzsystemen macht Mercedes die E-Klasse sicher

Alles über Ausstattungen und Motoren der E-Klasse erfahren Sie im zweiten Teil der Kaufberatung. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es in AUTO TEST 4/2009. Ab sofort im Handel.
Fazit
Mercedes-Kunden kennen sich offenbar aus: Meistverkauftes Modell war bisher der E 220 CDI – die richtige Entscheidung auch für die neue E-Klasse, bietet der CDI doch Oberklasse-Komfort bei Kompaktwagen-Verbrauch. Auch der Einstiegspreis ist erträglich.
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