Test the best, Teil 3
Jetzt wird's ernst, neue E-Klasse!

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Die neue Mercedes E-Klasse trifft mit Audi A6, BMW 5er, Jaguar XF und Volvo S80 ihre vier wichtigsten Rivalen sowie die internationale Jury aus 29 AUTO BILD-Chefredakteuren. Ein erster Vergleich auf höchstem Niveau.
Test the Best, die nächste Runde. Vor fünf Wochen mussten sich die 29 Chefredakteure der AUTO BILD-Gruppe auf dem Bridgestone-Testgelände nahe Rom mit Kleinwagen und Allradsportlern auseinandersetzen, jetzt folgt die Königsdisziplin. Die brandneue E-Klasse von Mercedes, die am 28. März zum Händler rollt, fordert das automobile Oberhaus zum ersten Vergleich. Als Gegner für den 292 PS starken E 350 CGI haben wir nur das Beste aus der 300-PS-Bundesliga ausgewählt. Natürlich die deutschen Erzrivalen Audi A6 3.0 TFSI quattro mit neuem Kompressor-V6 und BMW 540i, der in dieser Leistungsklasse schon mit V8 antritt. Dazu gesellen sich der komplett ausstaffierte Jaguar XF 4.2 V8 Premium Luxury und der Volvo S80 T6 mit Turbo-Reihensechser sowie Allradantrieb. Das wird ein hartes Stück Arbeit – für Benz und Bosse.
Die E-Klasse gefällt den Testern mit ihrer kantigen und entschlossenen Form
"Die E-Klasse sieht überraschend schnittig aus", bescheinigt Ralf Petrov aus Bulgarien den Daimler-Designern ein glückliches Händchen. So wirkt der intern als W212 bezeichnete Mercedes kantiger und entschlossener als die doch etwas in die Jahre gekommenen Audi A6 3.0 TFSI und Volvo S80 T6. Der BMW wirkt mit seiner modernen Skulptur ebenso taufrisch wie der Jaguar. Wobei erwähnt sei, dass der S80 in Genf geliftet wurde und der XF 4.2 V8 von einem deutlich stärkeren Fünfliter-V8 einschließlich modifiziertem Fahrwerk abgelöst wird. "Mercedes kann es doch – warum war die Qualität nicht auch auf diesem Niveau?" Der portugiesische AUTO BILD-Macher Sergio Veiga hadert mit der Vergangenheit und traut der E-Klasse viel zu: "Dieser Mercedes vermittelt Solidität und das gute Gefühl deutscher Wertarbeit."
Die drei deutschen Oberklasse-Vertreter bieten beste Verarbeitung
Das ausgesprochen kantige Cockpit-Design trifft zwar nicht jedermanns Geschmack und verleitet den französischen AUTO BILD-Lenker Laurent Chiapello zum Vergleich mit einem alten W124-Taxi; das Bedienkonzept überzeugt aber – und die solide Montage weckt Vertrauen. Abgerundet wird der Innenraum-Check durch ein klassengerechtes Platzangebot und hervorragende Sitze mit sehr bequemer Polsterung. Beides zusammen lässt selbst eine Rundreise zu allen (europäischen) AUTO BILD-Redaktionen nicht zur Qual werden. Mercedes also wieder ganz oben? Ja, aber nicht allein. Denn auch Audi A6 und BMW 5er liefern exquisite Verarbeitung sowie stilsicheres Verwöhnaroma serienmäßig. Auch das Platzangebot der beiden Deutschen reicht selbst verwöhnten Chefs. Im Volvo und besonders im Jaguar XF knittert der Anzug da schon eher, fehlt der letzte Feinschliff bei der Verarbeitung. Und der Chauffeur bemängelt die schlechte Übersichtlichkeit des Jaguar.
"Ein Wahnsinns-Motor, wer braucht da noch einen V8?" Alexandru Sincan aus Rumänien zeigt sich vom E 350 CGI mächtig beeindruckt. Und das zu Recht. Der 3,5-Liter-V6 schickt über eine Siebenstufen-Automatik stolze 292 PS an die Hinterräder und radiert jeden Zweifel an seiner Sportlichkeit locker vom Asphalt. Gleichmäßig zieht der Direkteinspritzer aus niedrigen Drehzahlen hoch und schreckt auch vorm Ausdrehen nicht zurück. Das Lob für den Mercedes-Motor schmälert auch nicht die Tatsache, dass der 3,0-Liter-V6 im Audi zwar zwei PS weniger mobilisiert, dank des untenrum bissiger ansprechenden Kompressors und des quattro-Antriebs aber etwas schneller auf 100 km/h fliegt. Mit dem Vierliter-V8 im BMW können die beiden V6 in Sachen Laufkultur natürlich nicht konkurrieren. In das souveräne Säuseln, mit dem der 540i seine 306 PS an die Hinterräder weitergibt, hat sich unser indischer Kollege Yogendra Patrap sofort verliebt: "Ein Motor so sanft wie der Kuss des Windes und so stark wie eine Herde Elefanten." Da verzeihen wir dem BMW natürlich sofort, dass er bei den Fahrleistungen nicht am Audi vorbeikommt.
Auch bei Jaguar gibt es acht Zylinder, den 4.2-V8 mit 298 PS aber nur noch vereinzelt beim Händler (neu: 5.0-V8 mit mindestens 385 PS ). Schade, denn der Brite bollert mit sportlichem Sound los und lässt den Abstand auf die deutschen drei nie wirklich groß werden. Der Volvo S80 T6 überzeugt zwar mit einem laufruhigen Reihensechser, die 285 PS gehen aber vergleichsweise gelassen zu Werke. Und auch die unentschlossene Sechsstufen-Automatik verhindert, dass der allradgetriebene T6 zum Temperamentsbolzen wird.
Wie die neue E-Klasse gegen Audi A6, BMW 5er, Jaguar XF und Volvo S80 abgeschnitten hat, erfahren Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleich mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Fazit
Die neue E-Klasse erscheint – anders als ihr Vorgänger – von Anfang an gut aufgestellt, bietet feine Qualität, hohen Komfort und ein angenehm agiles Handling. Das reicht trotz des selbstbewussten Preises, um den Audi A6 auf Platz zwei zu verweisen. Dahinter folgt der deutlich teurere BMW als Achtzylinder. Platz vier teilen sich die interessanten Import-Alternativen Jaguar und Volvo. Sehr edel, aber zu kostspielig der XF, nicht harmonisch genug der S80.
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