Hier treffen Welten aufeinander. Nicht, weil Mercedes, BMW und Audi in der wichtigsten Prestige-Liga um die Wette fahren. Es sind die technischen Konzepte, die bereits die Basismodelle grundlegend unterscheiden. Audi setzt traditionell auf Vorderradantrieb, BMW und Mercedes vertrauen auf angetriebene Hinterräder. Auch bei den Motoren finden wir Gegensätze. Während BMW den 520i von einem Zweiliter-Saugmotor befeuern lässt, laden Audi und Mercedes auf. Genauer: Mercedes puscht den E 200 per Kompressor auf 183 PS, Audi macht dem A6 2.0 TFSI per Turbolader Beine. Sind das unwichtige technische Details – oder entscheidende Wesenszüge? Zumindest verleihen die aufgeladenen Motoren den schweren Limousinen von Mercedes und Audi gefühlt mehr Souveränität. Das zeigt im Falle des Audi auch das Messblatt.

Der Mercedes 200 ist eine kleine Hubraum-Mogelpackung

Mercedes-Benz E-Klasse
Überholmanöver hakt der A6 ungleich schneller ab als der 5er. Kein Wunder, die 280 Newtonmeter Drehmoment des A6 liegen bereits bei entspannten 1800 Touren an. Gleichzeitig zieht der TFSI des Audi homogen und kraftvoll durch, scheut auch hohe Drehzahlen nicht. Der Mercedes setzt seine zweite Luft, in Zahlen gefasst, weniger effektiv ein, schafft "nur" 250 Newtonmeter, die zudem erst ab rund 2800 Touren bereitstehen. Ohnehin ist der 200er eine kleine Hubraum-Mogelpackung – tatsächlich ist er nur ein 1800er. Dazu kommt noch die längere Übersetzung. Kein Wunder, dass der nominell schwächere BMW am Mercedes vorbeizieht, außerdem elastischer ist. Ganz entgegen den Messwerten wirkt der drehmomentschwache Motor des 5ers in den oberen Gängen aber reichlich lustlos. Mehr Leben zeigt der 5er im Fahrverhalten. Zuweilen auch im negativen Sinne. Auf schlechter Straßenoberfläche fordert der 520i den Fahrer. Die Karosserie ist häufig in Bewegung, das Auto findet keine saubere Spur, ständig dringen kleine Erschütterungen ins Lenkrad. Dennoch macht der BMW im Kurvengeschlängel am meisten Spaß.

In Kurven lässt sich der Audi präzise dirigieren

Audi A6
Der Audi fühlt sich ebenfalls leichtfüßig an, läuft zudem stoisch geradeaus, lässt sich daneben in Kurven angenehm präzise dirigieren. Auch das Federungsverhalten ist tadellos. Allerdings ringen die Vorderräder auf nasser Straße um Grip. Hier bringt der Audi trotz der relativ hohen Vorderachslast seine Kraft nur mühsam auf die Straße. Wer Mercedes fährt, reist bequem. Zwar steckt die E-Klasse Querrillen in der Fahrbahnoberfläche nicht so unbeeindruckt weg wie der Audi, insgesamt federt die Limousine aber sehr komfortabel. Dazu passt die weniger direkte Lenkungsabstimmung. An das aktive Fahrgefühl von BMW und Audi reicht sie nicht heran. Auch aus der Mittellage heraus spricht der Mercedes träger an.
Das kostet Punkte. Selbst wenn der Mercedes mit seinem geringeren Wendekreis über das Agilitäts- Manko hinwegtäuscht – im Bremsenkapitel fällt der E 200 dann nochmals richtig ab. Speziell gegen die hervorragenden Werte des 520i hat der Mercedes keine Chance. Und am Ende sieht er auch im Kosten-Kapitel kein Land. Der E 200 K ist viel teurer als 5er und A6, verbraucht aber mehr als die beiden. Die alte Oberklasse-Weisheit scheint nach wie vor zu gelten: Es kostet halt immer etwas mehr, einen Mercedes zu fahren. Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn: Bis auf den traktionsschwachen Frontantrieb kann man dem Audi nichts vorwerfen – diesen Kapitelsieg holt er verdient. Der Mercedes glänzt mit Platz und Packesel-Tugenden, patzt aber beim Preis. BMW ist weder besonders effizient noch übermäßig dynamisch. Nur seine Bremsen helfen ihm am E 200 vorbei.
Wie das Rennen bei den Basismodellen von A8, 7er und S-Klasse ausgeht und wie der Gesamtsieger heißt, lesen Sie im vierten Teil des großen Premium-Vergleichs bei autobild.de. Die bisherigen Ergebnisse finden Sie in Teil 1 (A3/A-Klasse/1er) und Teil 2 (A4/C-Klasse/3er).