Mit dem Ampera bekommt der Opel-Blitz eine ganz neue Bedeutung: Schlägt das Elektro-Auto ein, steht Opel komplett unter Strom und kann in der Zukunft richtig aufdrehen. Bis es so weit ist, prüfen wir schon mal die Spannung und messen den Ampera am Honda Insight. Eines wird auf den ersten Blick klar: Der Opel ist kein abgemagertes, schmalbrüstiges Ökomobil, sondern eine stattliche, wuchtige Limousine. Glatt und elegant, sieht man ihm die hochmoderne Technik förmlich an. Der Honda Insight passt gut dazu. Schlanker, kantiger, deutlich unauffälliger. Beide Autos sind kompakte 4,40 Meter lang und mit 1,43 Metern auch gleich hoch. Der Opel baut aber zehn Zentimeter breiter, das spürt man im Innenraum.

Der Ampera überrascht als geräumiger Viersitzer

Der Honda wirkt zierlicher, im Fond müssen Leute über 1,80 Meter zudem den Kopf einziehen. Der Ampera überrascht als geräumiger Viersitzer mit zwei Einzelsitzen im Fond – mehr Platz lassen die in der Mitte angeordneten Batterien einfach nicht übrig. Wie beim Antrieb setzt Opel auch bei der Bedienung auf neue Konzepte: Auf den M beiden Touchscreen-Bildschirmen im Cockpit lassen sich Infos je nach Wunsch einspielen, viele Tasten reagieren auf den Hauch einer Berührung. Auch der Honda zielt ja mit seinem offenbar vom Star-Trek-Bühnenbildner entworfenen Cockpit in die Zukunft – setzt aber auf herkömmliche Tasten und Schalter.

Beim Insight greift der E-Motor nur unterstützend ein

Noch deutlicher werden die Unterschiede dann bei der Technik. Den Insight treibt ein 1,3-Liter-Benziner mit 88 PS an, der bei Bedarf von einem Elektromotor mit 14 PS unterstützt wird. Das System funktioniert bestens, die Fahrleistungen gehen in Ordnung, und im Test verbrauchte der Honda schlanke 5,9 Liter Super. Der Ampera ist von grundsätzlich anderer Machart: Elektroauto mit verlängerter Reichweite nennt ihn Opel. Den Antrieb übernimmt ein Elektromotor mit 150 PS, der den Strom aus einer Lithium-Ionen-Batterie zieht. Deren Kapazität (16 kWh) reicht für 60 Kilometer. Auf längeren Strecken tritt ein 1,4-Liter-Benziner mit 75 PS in Aktion, der als Generator den Strom bereitstellt. Der Kraftstoff im kleinen Tank (rund zwölf Liter) reicht für weitere 440 Kilometer, dann muss getankt werden. Aufgeladen werden kann der Ampera an jeder beliebigen 230-Volt-Steckdose, bis zur vollen Ladung dauert es knapp drei Stunden.
Opel verspricht, dass das Potenzial des Elektromotors etwa dem eines 2,5-Liter-V6 entspricht, und gibt für den Sprint von null auf 100 neun Sekunden und eine Spitze von (abgeregelten) 161 km/h an. Das klingt nach einem vollwertigen Auto. Das Beste aber: Umgerechnet soll der Verbrauch im reinen E-Betrieb bei 1,6 Liter auf 100 Kilometer liegen – das entspricht 38 g CO2/km! Das gilt für die ersten 60 Kilometer. Dann tritt der Benzinmotor in Aktion, mit dem Verbrauchswerte um vier Liter zu erwarten sind. 2011 soll es losgehen. Wir rechnen mit stolzen 37.000 Euro. Den Honda Insight gibt es bereits ab 19.550 Euro. Sein Konzept hat außerdem einen großen Vorteil: Man kann ihn jetzt schon kaufen.
Technische Daten Opel Ampera: Elektromotor • Leistung 111 kW (150 PS) • Drehmoment 370 Nm • 1,4-Liter-Vierzylinder-Benzin/Bioethanol- Generator • Vorderradantrieb • L/B/H 4404/1798/1430 mm • Kofferraum 301 l • 0–100 km/h in 9,0 s • Spitze 161 km/h • Reichweite 60 km elektrisch, gesamte Reichweite ca. 500 km • Verbrauch EU-Mix 1,6 l Benzin/Bioethanol (CO2 38 g/km*)
*im reinen Elektrobetrieb
Technische Daten Honda Insight 1.3: Vierzylinder-Benziner, vorn quer• Hubraum 1339 cm³ • Leistung 65 kW (88 PS) bei 5800/min • max. Drehmoment 121 Nm • Elektromotor 10 kw (14 PS) • Systemleistung 98 PS • Vorderradantrieb • CVT-Getriebe • L/B/H 4395/1695/1425 mm • Kofferraum 339 l • 0–100 km/h in 12,4 s • Spitze 182 km/h • Verbrauch EU-Mix 4,4 l Super • CO2 101 g/km  

Dirk Branke

Fazit

Im Gegensatz zum Honda konnten wir den Opel noch nicht fahren. Trotzdem ist schon jetzt klar: Das Konzept geht über die derzeitige Hybrid-Technik weit hinaus und verspricht eine völlig neue Art des Fahrens. Sicherlich bleiben noch ein paar Fragen, aber wir sind gespannt auf den neuen Ampera. Für Opel wäre es wünschenswert, dass der Blitz so richtig einschlägt.