Preise, Ausstattungen, Betriebskosten

Lassen Sie uns bitte nicht debattieren, ob früher alles besser oder schlechter oder was auch immer war. Vielleicht können wir uns einfach darauf einigen, dass es anders war. Es gab drei Fernsehprogramme, pünktlich um Mitternacht war Sendeschluss, und Diesel parkten meist als teure Exoten in der Preisliste. Heute können Sie nicht nur rund um die Uhr durch unzählige Kanäle zappen, der Selbstzünder gehört auch wie selbstverständlich zum Straßenbild. Und stellt in manchen Fällen sogar die günstigste Alternative in der Preisliste dar. Zum Beispiel in der Luxusklasse.

Günstiger als mit dem 320 CDI kann der Chef die frische S-Klasse nicht erfahren. Wobei günstig in diesem Fall natürlich ausgesprochen relativ ist und im Klartext das kleine Vermögen von 67.048 Euro bedeutet. Die einheimische Konkurrenz verlangt für den Einstieg zum Aufstieg jedenfalls weniger Gebühr. Der Audi A8 3.0 TDI quattro kostet 63.500 Euro, BMW fordert für den 730d kaum erwähnenswerte 100 Euro mehr. Volkswagen darf sich auf der deutschen Premiumparty endlich mal als preiswerte Alternative feiern. Die Wolfsburger rufen für den Phaeton V6 TDI 4Motion exakt 62.000 Euro auf.

Als echtes Schnäppchen geht natürlich keiner in diesem Quartett durch, doch in allen Fällen gibt es immerhin auch eine gehörige Portion Luxus. Wobei wir hier nicht von solchen Selbstverständlichkeiten wie elektrischen Fensterhebern, Radio oder ESP reden. Nein, wir meinen so nette Kleinigkeiten wie Klimaautomatik, 17-Zoll-Alus, acht Airbags, Automatik und Partikelfilter. Mercedes verwöhnt zusätzlich mit AIRmatic und Presafe-System, Audi und VW spendieren ebenfalls Luftfederung sowie zusätzlich einen Allradantrieb, BMW leuchtet uns mit Bi-Xenon heim. Damit lässt sich schon ganz gut Eindruck schinden – die Preislisten bieten aber trotzdem noch jede Menge Gelegenheit, Geld auszugeben und die Luxusliner weiter aufzuwerten.

Beeindruckende Fahrleistungen und gute Manieren

Die gäbe es beim Motor natürlich auch noch reichlich – aber das wäre, ehrlich gesagt, die pure Protzerei. Die vier Common-Rail-Diesel erledigen ihre Aufgabe so souverän und
Sahnestück: Die Fahrleistungen des Mercedes-Diesel begeistern.
Sahnestück: Die Fahrleistungen des Mercedes-Diesel begeistern.
selbstsicher, dass die Frage nach mehr Leistung schon fast ein bisschen dekadent anmutet. Vor allem der 3,0-Liter des Mercedes begeistert mit beeindruckenden Fahrleistungen, guten Manieren und sozialverträglichen Trinksitten. Leise säuselnd nimmt der Vierventiler Fahrt auf und schiebt uns dank stolzer 235 PS im Zeitraffer durchs Ländle. Nach 7,9 Sekunden schnurrt der S 320 CDI mit Tempo 100 über die Bahn. Zugegeben, BMW und Audi halten eisern dagegen, doch der Mercedes klotzt mit mächtigen 540 Nm Drehmoment und beweist obenraus einfach den längeren Atem.

Nach genau 36 Sekunden fliegt die S-Klasse den Mitstreitern sowie den Dieselvorurteilen von damals mit Tempo 200 davon. Mit unglaublichen neun Litern auf 100 Kilometer bleibt der Dieseldurst dabei derart bescheiden, dass die meisten Tankstellenpächter den S 320 CDI eigentlich nur vom Hörensagen kennen können. Obwohl gewiss nicht trödelig oder schwächlich, hängen A8 und 7er dem Benz bis Tempo 200 rund eine Sekunde hinterher. Ein kleiner, aber feiner Vorsprung. Der ziemlich übergewichtige VW, er bringt etwa 300 Kilogramm mehr auf die Waage, muss an dieser Stelle sogar schon deutlich abreißen lassen. Knapp zehn Sekunden verliert er beim Sprint bis 200 km/h, bildet mit 234 km/h Spitze das Schlusslicht.

Technische Daten und Fahrleistungen

Doch der 3,0-Liter-V6 erweist sich nicht etwa als schlechter Motor – weder im A8, noch im Phaeton. Im VW lassen 225 PS nicht wirklich Mangelerscheinungen erkennen, geht es immer noch zügig und vor allem kultiviert zur Sache. Im A8 treten sogar 233 PS an, die über alle vier Räder für druckvollen Vortrieb sorgen und 247 km/h Spitze schaffen. Der Sound fällt dabei kraftvoll-kernig, aber nie aufdringlich aus. Beim Drehmoment muss der TDI den Kollegen aus Stuttgart und München allerdings die Vorfahrt lassen. Die 450 Nm, die Audi und VW hier aufbieten, übertrumpfen Mercedes (540 Nm) und BMW (520 Nm) jedenfalls locker. Ein Vorteil, der sich vor allem bei gemäßigter Fahrweise ohne Ausnutzung des Kick-down-Potenzials bemerkbar macht. Zu allem Überfluss genehmigen sich VW und Audi beim Verbrauch auch noch einen Allradzuschlag.

Leistungsstark und bescheiden im Verbrauch: der BMW 730d.
Leistungsstark und bescheiden im Verbrauch: der BMW 730d.
Gegenüber Sparmeister BMW (8,8 l/100 km) schluckt der A8 einen ganzen Liter mehr, der Volkswagen verlangt sogar 1,6 Liter Zulage – da könnten sogar Chefs ins Grübeln kommen. Wie BMW seinen Dreiliter mit so wenig Sprit zu derartigen Leistungen anstachelt, bleibt wohl das Geheimnis der Münchener Motorenbauer. Das gut gedämmte, dennoch kraftvolle Wummern der 231 PS lässt schon im Stand einiges erahnen. Tatsächlich schiebt der 730d ab Leerlaufdrehzahl gleichmäßig und gut gelaunt an, lässt auch bei höheren Geschwindigkeiten kaum nach und erweist sich stets als Herr der Lage. Auch wenn der 730d die Fahrleistungen des Mercedes knapp verfehlt, gehört sein Reihensechser zum Feinsten, was uns hier um die Ohren dieselt.

Auch beim Komfort erreicht der BMW ein Niveau, das kaum noch zu überbieten ist. Auf herkömmlichen Stahlfedern gleitet der 730d entspannt und sanft wogend über die Straßen, trotzt selbst schlimmen Fahrbahnschäden souverän und ohne größere Unruhe. Mehr als genug Platz, ein edles Ambiente und ein erstaunlich agiles Handling bietet der Siebener ohnehin – als einziger Störfaktor bleibt das immer noch gewöhnungsbedürftige Bedienkonzept iDrive. Das findet sich so ähnlich auch in der S-Klasse. Obwohl wir damit etwas besser zurecht kommen als im BMW, werden Freunde der klassischen Knopflösung sicher einmal öfter ins Bordbuch schauen müssen.

Der große Benz schluckt alle Geräusche

Ansonsten herrscht im S 320 CDI allerdings eitel Sonnenschein. Material und Verarbeitung genügen höchsten Ansprüchen, die Sitze laden zum entspannten Reisen ein, das Platzangebot vorn fällt gegenüber der versammelten Konkurrenz nochmals größer aus. Die beeindruckende Länge der Sitzschienen gibt dabei selbst Zweimetermännern das seltsame Gefühl, doch eher klein gewachsen zu sein. Die Luftfederung Airmatic mit adaptivem Dämpfungssystem beschert uns schließlich einen Komfort, der sich dem BMW noch einen Hauch überlegen zeigt und mit "perfekt" treffend beschrieben werden kann. Egal ob kurze oder lange Wellen, fiese Frostaufbrüche oder böse Betonfugen, raues Kopfsteinpflaster oder schlimmer Flickenteppich – der große Benz schluckt sie alle. Und bietet nebenbei auch noch ein bemerkenswert sportliches Handling, das wir eigentlich nur beim Audi noch dynamischer erleben.

Wertung, Fazit, Ihre Meinung

Der Audi A8, dessen Alukarosserie ebenfalls auf Luftkammern getragen wird, hinterlässt in diesem Vergleich eindeutig den fahraktivsten Eindruck. Die furiose Fahrdynamik wird allerdings mit einer eher straffen Federungscharakteristik erkauft. Sie macht den A8, der in diesem Quartett auch geringfügig weniger Platz bietet, zwar nicht gleich zum unkomfortablen Raubein, beschert ihm aber die schlechteste Komfortnote. Ohne Tadel zeigen sich dagegen die edle Inneneinrichtung, das annähernd optimale Bediensystem MMI und die gut konturierten Sitze.

VW Phaeton: Im großen Wolfsburger zielt alles auf  Luxus und Komfort.
VW Phaeton: Im großen Wolfsburger zielt alles auf Luxus und Komfort.
Obwohl genau genommen aus gleichem Hause, hinterlässt der Phaeton doch einen komplett anderen Eindruck. Im großen VW zielt alles auf höchsten Luxus und Komfort. Das mächtige Armaturenbrett wirkt fast schon protzig, leistet sich aber keine Schwächen – weder bei der Bedienung noch bei der Verarbeitung. Auf den großen, gemütlichen Polstern genießen wir den hervorragenden Federungskomfort. Fast möchte man vom "Fahren wie Gott in Deutschland" sprechen. Gegenüber dem Audi erscheint der Phaeton zwar nicht ganz so leichtfüßig, ja sogar etwas behäbig im Handling, die Luftfederung entschädigt aber mit geradezu sänftenartigem Komfort. Auch holperige Feldwege geraten im Phaeton nicht zur ernsthaften Belastungsprobe für beanspruchte Bandscheiben. Mehr Klasse gab es in einem VW noch nie – alles kann früher also schon mal nicht besser gewesen sein.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka Diese vier Diesel lassen das Gütezeichen "made in Germany" gleich noch ein bisschen heller strahlen. Vornehmer Luxus, absolut ausreichende Leistung, verträglicher Durst – diese Kombination dürfte auch anspruchsvollen Chefs gefallen. Am überzeugendsten präsentiert sich der Mercedes, der bei Antrieb und Komfort hohe Maßstäbe setzt – was leider auch seinen Preis hat. Der Audi auf dem zweiten Platz geht den sportlichen Sonderweg, überzeugt mit seiner souveränen Art aber nicht nur Selbstfahrer. Der durchaus überzeugende BMW auf Rang drei scheitert an der Gewährleistung und an Bedienschwächen. VW müsste den luxuriösen Phaeton schließlich vor allem abspecken.