Volvo XC90 mit 300.000 Kilometern auf der Uhr sind keine Seltenheit. Ist der Schwede wirklich so zuverlässig und unproblematisch?
Volvo fahren nur Ärzte, Architekten und Oberstudienräte, dagegen bevorzugen Unternehmer und Landwirte Mercedes. Diese Vorurteile aus den 1970er-Jahren sind längst passé, als im Jahre 2003 der Volvo XC90 auf dem deutschen Markt eingeführt wird. Der vom britischen Designer Doug Frasher gezeichnete Allradler wird ein extrem erfolgreiches Auto – weltweit. So beliebt, dass Volvo nach dem Produktionsende dieser ersten Generation des XC90 seine Fertigungsanlage in Schweden abbaut und sie an den neuen Volvo-Besitzer Geely in China abgibt, wo der Ur-XC90 ein zweites Leben startet. Für den Rest der Welt bauen die Schweden seit 2015 den neuen XC90 auf neuem Unterbau und mit neuem Einheits-Vierzylindermotor mit zwei Liter Hubraum.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Zahnriemen-Intervalle dringend beachten
Den von Volvo selbst konstruierten 2.4-Fünfzylinder-Turbodiesel gab es mit 163, 185 und 200 PS.
Das war bei unserem 12 Jahre gebauten Ur-XC90 noch anders. Vierzylindermotoren gab es für ihn auch, aber zudem Fünf-, Sechs- und sogar Achtzylindermaschinen. Alle stammen von Volvo, nur den 4,4-Liter-V8 mit dem ungewöhnlichen Zylinderbankwinkel von 60 Grad (üblich sind 90 Grad) hat Yamaha/Japan konzipiert. Japanisch ist auch das Automatikgetriebe im XC90; es kommt von Aisin, eine gute Adresse. Das gilt auch für den ganzen XC90, der gerade für den Gebrauchtkäufer ein risikoarmes Auto ist. Der komfortabel gefederte Schwede ist vor allem bei Langstreckenfahrern beliebt, sodass viele Exemplare sehr hohe Kilometerstände von 300.000 und mehr aufweisen. Die sieht man speziell bei Dieselversionen mit dem charismatisch knurrenden Fünfzylinder mit 2,4 Liter Hubraum. Den hatte Volvo schon ab 2001 in seinen Limousinen und Kombis eingesetzt. Die Schweden hielten ihren Turbodiesel über all die Jahre mit kleineren Modifikationen frisch und zulassungsfähig. Der Motor ist langlebig und unproblematisch, sofern man die fälligen Zahnriemenwechsel beachtet. Und wenn man von unsachgemäßem Chiptuning Abstand nimmt.
Fahrweise und Wartungssorgfalt haben mehr Einfluss auf die Lebensdauer als die Kilometerleistung.
Erfahrungsgemäß haben aber nicht wenige XC90 D5-Besitzer der Versuchung nicht widerstehen können, ihrem großen und nicht ganz leichten XC90 einige Dutzend Zusatz-PS und Zusatz-Nm mittels Manipulation an der Motorelektronik einzuhauchen. Der Motor selbst verkraftet dies offenbar erstaunlich gut, aber der Turbolader nicht so oft. Jedenfalls ziehen sich Turboschäden bei chipgetunten XC90 reihenweise durch die Berichte. Turboschäden gibt es aber auch an immerhin sieben Prozent der Leser-XC90, die nicht getunt waren. Der Kilometerstand ist dabei nicht allein ausschlaggebend für die Wahrscheinlichkeit, dass der Turbo verendet. Es gibt XC90 D5, die bereits nach weniger als 100.000 Kilometern einen neuen Turbolader benötigten. Es rollen aber auch D5 mit mehr als 300.000 km und erstem Turbolader durch Europa. Fahrweise und Wartungssorgfalt haben offenbar mehr Einfluss auf die Lebensdauer als die Kilometerleistung. Das gilt genauso für die beiden Turbobenziner mit fünf und sechs Zylindern (2.5 T5 und 3.0 T6).
Defekte Achsgelenke fallen bei der HU auf
XC90-Fahrer schätzen die ausreichende Bodenfreiheit von 215 mm und den Allradantrieb, der auch unter alpinen Bedingungen zuverlässig arbeitet.
Wer sich für einen gebrauchten XC90 interessiert, sollte also auf korrekte Wartung achten. Und auf die frische Plakette einer Hauptuntersuchung. Denn dabei müsste eine weitere Schwachstelle des XC90 auffallen: die vordere Achsaufhängung, die unter dem Gewicht des Vorderwagens leidet. Nicht Federn oder Lenkungsgelenke werden von den Prüfern häufig moniert, sondern die Traggelenke. Kritik am XC90 selbst gibt es von den Besitzern praktisch nur wegen der für die Fahrzeugklasse eher dürftigen Anhängelast von 2250 Kilogramm. Gelobt wird hingegen die ausreichende Bodenfreiheit von 215 mm und der auch unter alpinen Bedingungen zuverlässige und wirksame Allradantrieb. Überwiegend zufrieden sind die XC90-Besitzer auch mit den Vertragswerkstätten; 90 Prozent vergeben gute Noten für deren Arbeitsleistung. Der Preis für einen große Inspektion liegt nach Leserangaben allerdings bei durchschnittlich 630 Euro. Das kritisieren 37 Prozent. Volvo-Besitzer gelten als besonders markentreu. Das bestätigt sich auch hier, denn sagenhafte 73 Prozent wollen wieder einen XC90 und sind meist auch bereit, auf das Modell der zweiten Generation umzusteigen. Markenwechsler sind in der Minderheit. Audi und BMW werden dabei praktisch nie erwähnt. Für immerhin sechs Prozent kommt aber ein Mercedes in Betracht. Die alten Animositäten sind also fast vergessen – auch bei Ärzten, Architekten und Oberstudienräten.
Fazit von Redakteur Martin Braun: Der XC90 ist auch in seiner ersten Generation ein komfortables Langstreckenauto mit dem Zeug zum Kilometerkönig – sofern die Wartung stimmt und auf Chiptuning verzichtet wird.
So wie der XC90 soll ein Volvo sein: langer Modellzyklus, zeitloses Design, viel Platz und Sicherheit für die Familie sowie Qualität für die Ewigkeit. Die Unterhaltskosten sind klassenüblich hoch, doch viel Wertverlust kommt nicht mehr.
Von
Martin Braun
Gebrauchter Volvo XC90 im Test
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Der 2003 in Deutschland eingeführte Volvo XC90 gilt als zuverlässig und unproblematisch. Aber kann der Schwede diesem guten Ruf auch gerecht werden? AUTO BILD ALLRAD macht den Gebrauchtwagen-Test.
Bild: Thomas Ruddies / AUTO BILD
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Der vom britischen Designer Doug Frasher gezeichnete Allradler war ein Bestseller – weltweit. So beliebt, dass Volvo nach dem Produktionsende der ersten Generation seine Fertigungsanlage in Schweden abbaut und sie an den neuen Volvo-Besitzer Geely in China abgibt, ...
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... wo der Ur-XC90 ein zweites Leben startet. Für den Rest der Welt bauen die Schweden seit 2015 den neuen XC90 auf neuem Unterbau und mit neuem Einheits-Vierzylindermotor mit zwei Liter Hubraum.
Das war bei unserem 12 Jahre gebauten Ur-XC90 noch anders. Vierzylindermotoren gab es für ihn auch, aber zudem Fünf-, Sechs- und sogar Achtzylindermaschinen. Alle stammen von Volvo, nur den 4,4-Liter-V8 mit dem ungewöhnlichen Zylinderbankwinkel von 60 Grad (üblich sind 90 Grad) hat Yamaha/Japan konzipiert.
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Japanisch ist auch das Automatikgetriebe im XC90; es kommt von Aisin, eine gute Adresse. Das gilt auch für den ganzen XC90, der gerade für den Gebrauchtkäufer ein risikoarmes Auto ist.
Der komfortabel gefederte Schwede ist vor allem bei Langstreckenfahrern beliebt, sodass viele Exemplare sehr hohe Kilometerstände von 300.000 und mehr aufweisen. Die sieht man speziell bei Dieselversionen mit dem charismatisch knurrenden Fünfzylinder mit 2,4 Liter Hubraum.
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Die Schweden hielten ihren Turbodiesel über all die Jahre mit kleineren Modifikationen frisch und zulassungsfähig. Der Motor ist langlebig und unproblematisch, sofern man die fälligen Zahnriemenwechsel beachtet. Und wenn man von unsachgemäßem Chiptuning Abstand nimmt.
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Erfahrungsgemäß haben aber nicht wenige XC90 D5-Besitzer der Versuchung nicht widerstehen können, ihrem großen und nicht ganz leichten XC90 einige Dutzend Zusatz-PS und Zusatz-Nm mittels Manipulation an der Motorelektronik einzuhauchen. Der Motor selbst verkraftet dies offenbar erstaunlich gut, ...
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... aber der Turbolader nicht so oft. Jedenfalls ziehen sich Turboschäden bei chipgetunten XC90 reihenweise durch die Berichte. Turboschäden gibt es aber auch an sieben Prozent der Leser-XC90, die nicht getunt waren. Der Kilometerstand ist dabei nicht allein ausschlaggebend für die Wahrscheinlichkeit, dass der Turbo verendet.
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Es gibt XC90 D5, die bereits nach weniger als 100.000 Kilometern einen neuen Turbolader benötigten. Es rollen aber auch D5 mit mehr als 300.000 km und erstem Turbolader durch Europa. Fahrweise und Wartungssorgfalt haben offenbar mehr Einfluss auf die Lebensdauer als die Kilometerleistung. Das gilt genauso für die beiden Turbobenziner 2.5 T5 und 3.0 T6.
Bild: Thomas Ruddies / AUTO BILD
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Wer sich für einen gebrauchten XC90 interessiert, sollte also auf korrekte Wartung achten. Und auf die frische Plakette einer HU. Denn dabei müsste eine weitere Schwachstelle des XC90 auffallen: die vordere Achsaufhängung, die unter dem Gewicht des Vorderwagens leidet. Nicht Federn oder Lenkungsgelenke werden von den Prüfern häufig moniert, sondern die Traggelenke.
Bild: Thomas Ruddies
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Nur extrem selten fällt ein XC 90 wegen Auspuffrost bei der HU durch.
Kritik am XC90 selbst gibt es von den Besitzern praktisch nur wegen der für die Fahrzeugklasse eher dürftigen Anhängelast von 2250 Kilogramm. Gelobt wird hingegen die ausreichende Bodenfreiheit von 215 mm und der auch unter alpinen Bedingungen zuverlässige und wirksame Allradantrieb.
Bild: Thomas Ruddies / AUTO BILD
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Überwiegend zufrieden sind die XC90-Besitzer auch mit den Vertragswerkstätten; 90 Prozent vergeben gute Noten für deren Arbeitsleistung. Der Preis für einen große Inspektion liegt nach Leserangaben allerdings bei durchschnittlich 630 Euro.
Fazit von Redakteur Martin Braun: Der XC90 ist auch in seiner ersten Generation ein komfortables Langstreckenauto mit dem Zeug zum Kilometerkönig – sofern die Wartung stimmt und auf Chiptuning verzichtet wird.
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Zum Abschluss schlagen wir Ihnen hier noch zwei Alternativen zum Volvo XC90 vor. Nummer eins: der Range Rover Sport I. In erster Generation wurde er von 2005 bis 2013 gebaut, gern mit 2.7- oder 3.0-V6- Turbodiesel. Heute wird er am Markt rund zehn Prozent günstiger gehandelt als der Volvo, ist aber weniger geräumig als dieser.
Zweiter Vorschlag: ein Mercedes ML II. Die zweite Generation der M-Klasse wurde von 2005 bis 2012 gebaut. Als Dreiliter-V6-Diesel (190 oder 224 PS) wird er rund 20 Prozent teurer gehandelt als der Volvo XC 90.