Die Zeiten werden immer hektischer. Kaum haben wir uns an das Gesicht des drei Jahre alten 3ers gewöhnt, kaum haben wir die erst 15 Monate alte Spritspartechnik "EfficientDynamics" begriffen, da kommt schon – schwupps – das Facelift. Aha, A4 und C-Klasse treiben den kompakten Mittelklasse-Bayern vor sich her, haben ihn im ersten Halbjahr bei den Zulassungen überholt – das wollen die Münchner natürlich nicht einfach so hinnehmen. Optisch hat dem 3er die Überarbeitung jedenfalls gutgetan. Die Front lächelt jetzt freundlicher, weil die unteren Lufteinlässe außen nun nach oben schweben. Die Niere ist wieder als solche zu erkennen, von dort streben zwei zusätzliche Sicken auf der Haube Richtung Frontscheibe. Wer den 3er-BMW mit Bi-Xenon ordert, bekommt auch das Corona-Tagfahrlicht, bei den anderen leuchten die Ringe nur als Standlicht.

Eine neue Sicke im Türschweller streckt den 3er optisch

BMW 3er Facelift
In der Seitenansicht wirkt die Karosserie dank einer Sicke im Türschweller gestreckter, das Heck bekam neue Stoßfänger, L-förmige Rückleuchten und einen neuen Kofferraumdeckel. Die Spur der Hinterachse wurde bis zu 24 Millimeter verbreitert. Und nun rein in den alten Neuen. Hier bemerken wirklich nur Kenner die kleinen Verbesserungen. Die Fensterheber-Schaltleiste ist etwas nach hinten gerutscht. Kunden hätten das gewünscht, heißt es. Auch Kritiker des iDrive-Systems (Aufpreis) wurden erhört, die Bedienung ist nun einfacher. Dass Startknopf und Lichtschalter edler verkleidet sind, sei nur am Rande erwähnt. Den richtigen Appetit machen bei BMW bekanntlich die Motoren. Und da ist – mit einer Ausnahme – fast alles beim Alten. Fünf Benziner, alles Direkteinspritzer (143 bis 306 PS), oder fünf Diesel, ebenfalls alle mit Direkteinspritzung (143 bis 286 PS), liefern ihre Kraft an die Hinterachsen.

Der einzig neue Motor steckt im 330d

BMW 3er Facelift
Lediglich der 330d bekommt den neuen Reihensechser, der mit 245 PS 14 PS mehr als sein Vorgänger leistet. Sein Verbrauch sinkt trotz der höheren Leistung von 6,1 auf 5,7 Liter Diesel/100 km. BMW kann diesen Motor später mit der Blue-Performance-Technik auf die geplante Euro-6-Norm umstellen. Alle Varianten haben nunmehr Sechsgang-Getriebe, somit auch EfficientDynamics. Heißt unter anderem: Die Vierzylinder schalten sich an der roten Ampel ab, die Lichtmaschine aller Varianten lädt nicht beim Beschleunigen, die Luftklappen im Grill schließen sich bei geringem Kühlluftbedarf, die Wasserpumpe wird elektrisch betrieben, und die Lenkung wird in der Servotronic-Version (Aufpreis) nur dann unterstützt, wenn das Lenkrad bewegt wird. Neben dem erstarkten 330d dürfte die Gemeinde eine Verbesserung besonders würdigen: Endlich kann auch der Einsteiger-Diesel 318d mit Sechsstufen-Automatik geordert werden. Die erhöht den Normverbrauch zwar um 0,7 auf 5,4 Liter, verbessert aber auch die Bequemlichkeit.
Hat die Summe der kleinen Verbesserungen aus dem 3er nun ein ganz neues Auto gemacht? Mit Sicherheit nicht. Das Konzept ist nach wie vor hochaktuell. Bei den Fahrleistungen ergeben sich keine Unterschiede – Ausnahme 330d, der schneller unterwegs ist als sein Vorgänger mit 231 PS. Natürlich profitiert auch der Touring von den Änderungen, die wir so richtig erst beim ersten Test im Herbst vorstellen können. Die Neuen stehen ab 20. September beim BMW-Händler, erst dann werden exakte Preise und Details verkündet. Bisher ist nur der Einstiegspreis bekannt: 28.000 Euro kostet die 318i-Limousine, 29.650 Euro der Touring. Das ist eine Verteuerung von 700 Euro. In Zahlen wenig, in diesen Zeiten viel.

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Diether Rodatz

Der neue 3er ist sympathischer geworden. Aber war das Facelift schon nach drei Jahren nötig? Sogar die Japaner haben mittlerweile längere Modellzyklen, von alten BMW-Zeiten ganz zu schweigen. Optische Veränderungen lassen einen Vorgänger gleich älter aussehen, was den Besitzer beim Wiederverkauf ärgert. Besonders deshalb, weil sich technisch nur wenig geändert hat. Die erfolgreichere Konkurrenz scheint BMW zu jagen, BMW reagiert mir etwas zu atemlos.