VW Golf 8 GTI (2020): Preis, PS, technische Daten, Test
Der neue GTI fährt hervorragend, aber in einer Disziplin zickt er rum
VW Golf 8 GTI im Test
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Der neue Golf GTI tritt zur ersten Fahrt an. AUTO BILD verrät, was der 245 PS starke Kompaktsportler kann – und wo er sich Schwächen leistet. Test!
Bild: Volkswagen AG
VW Golf GTI Nummer 8 ist am Start! Und bei all dem Hype um Elektrifizierung und ID.3 und Akkugröße, bei all dem Bestreben von VW, der Stromauto-Hersteller der Zukunft zu werden, da klatschen wir Beifall für den GTI! Danke für diesen Verbrenner mit Zweiliter und 245 PS und Doppelrohrauspuff und Sportfahrwerk und Kraft in jeder Lebenslage. Und heute fahren wir ihn!
Auf der Landstraße fühlt sich der GTI zu Hause

Nein, nicht ID.3, das ist das GTI-Cockpit. Es ist voll digital, frei konfigurierbar – aber es hat seine Schwächen in der Bedienung.
Es ist ja nicht so, dass du dich in den GTI reinsetzt, geradewegs auf die Autobahn düst, rechtes Bein durchdrückst und wartest, bis der digitale Tacho 250 km/h anzeigt. Es ginge, bei 250 wäre elektronisch Schluss, aber diese Art der Vollgashysterie entspricht nicht dem Charakter des Autos. Also ab auf die Landstraße. Ja, der Golf 8 ist eine Weiterentwicklung des Vorgängers, weiterhin MQB mit verfeinerter Technik. VW hat die Federrate vorn im Vergleich zum Vorgänger um fünf Prozent erhöht, hinten um 15. Die Fahrwerksentwickler haben die elektronische Vorderachsquersperre aus dem GTI Performance und dem TCR in den neuen GTI eingebaut, die die Traktion in schnell gefahrenen Kurven optimiert und das Handling verbessert. Und sie haben einen neuen Fahrdynamikmanager erfunden, der zwischen elektronischer Differenzialsperre und der Dämpferregelung vermittelt, 200 Mal pro Sekunde die radindividuelle Dämpfung anpasst. Ja, viel Technik, viel Elektronik, wo früher Stahl und Federn gegen die Physik keine Chance hatten. Oder anders: Du fährst mit zu viel Karacho auf die Kurve zu und denkst: Na, wann schiebt der Karren über die Vorderachse? Doch es passiert? Nix! Dieser Fronttriebler schmeißt sich in die Kurve, als hätten sie die Reifen mit Pattex eingeschmiert, so spurtreu, so straff. Ja, der GTI ist ein Traumauto. Alles, was sie bei VW schon seit Jahrzehnten machen, machen sie gut, das können sie. Fahrwerk? Wow! Lenkung: So direkt und verbindlich wie der Betriebsrat, wenn er gegen den Chef wettert. Antrieb? Meine Herren, geht der ab und hängt am Gas und sortiert fein und akribisch die sieben Gänge des DSG. Nur eines können sie bei VW (noch) nicht: die neue Welt.
Das Infotainment ist verschachtelt und träge

Klassisch: Natürlich gibt es im neuen GTI auch das traditionelle Karomuster für die Sportsitze.
Display und Touchscreen im Sichtfeld – klasse. Die Bedienung ist es nicht. Nach intensiver Nutzung haben wir ohne Handbuch herausgefunden, wie man Tageskilometerzähler und Fahrdaten nullt. Nämlich je nach Bild auf dem Monitor zwischen acht- und zehnmal klicken, so verschachtelt haben sie das programmiert. Hinzu kommt, dass das System manchmal lang und manchmal ganz lang braucht, bis es hochfährt. Wollen wir diese Geschichte mit Schimpfe und Schande beenden? Nee, wollen wir nicht.
Ist das der letzte Golf GTI?

Fahrwerk, Lenkung, Motor – alles, was sie bei VW schon immer gut gekonnt haben, beeindruckt im neuen GTI.
Lieber noch ein bisschen fahren und gucken. Ja, wieder schwarzer Dachhimmel, wieder Schottenkarobezüge (bloß kein Leder ordern!), wieder rote Leiste vorn, aber diesmal ein durchgezogenes Leuchtenband drunter, riesiger Wabengrill mit fünf LEDs auf jeder Seite, zum Happy End hin zwei riesige Endrohre links und rechts. Billig wird das alles nicht. Gehen Sie mal von 35.000 Euro aus, das wäre vergleichbar mit der viertürigen Performance-Variante des alten Modells. Aber wer weiß, wie es mit diesem ganzen Elektroauto-Hype weitergeht. Vielleicht wird der Golf 8 GTI der Letzte seiner Art, danach nur noch E. Und dann kann es nur eine Empfehlung geben: kaufen! Solange man Träume noch leben kann.
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