VW Golf24: Erster Fahrbericht
Der mit dem Wolf fährt

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Wenn Ende Juni 2011 das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring startet, ist auch ein VW Golf dabei. Aber nicht das Oberlehrer-Modell, sondern der Golf24. Den baut VW extra fürs Rennen, genau vier Mal.
Golf? Naja, die dicken Radkästen, die tiefe Frontschürze und der fette Heckspoiler (doppelt so groß wie unser Bügelbrett zu Hause) weggedacht – tatsächlich, diese Rennsemmel könnte auch als Golf durchgehen. Aber nicht innen. Schon der Einstieg über die vielen Verstrebungen, die den Fahrer bei Überschlag und Crash sichern, ist nichts für Untrainierte. Mit einem satten Plopp flutsche ich in den maßgeschneiderten Schalensitz. Maßgescheidert? Für wen? Den Däumling? Der fürs Rennen vorgeschriebene Sechspunkt-Gurt ist überflüssig, ich (1,93 m, 100 kg) komme hier eh nie wieder raus. Also Hände ans Lenkrad und bloß nix berühren. Keine Ahnung, welche Taste was bedeutet.
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Gut, dass der bullige Fünfzylinder schon läuft und die 440 Pferdchen unter der Haube auf ihren Ausritt warten. Daumen hoch und los geht's. Mit dem ersten Schlag ins Kreuz. Denn Daumen hoch, das heißt beim 24-Stunden-Rennen erst einmal, dass der Golf24 auf den Asphalt kracht. Noch steht er aufgebockt vor der Box. Ohne Wagenheber, denn die Rennmaschine hat ihre eigene Hebebühne an Bord. Pressluftventil aufdrehen, schon flutschen die vier Wagenheber-Stempel in den Wagenboden und der Golf fällt auf seine vier mächtigen Slicks. Ich gebe leicht Gas, lasse die Kupplung kommen – und Ruhe! Toll, der erfahrene Autoredakteur hat die Kiste wie ein Anfänger abgewürgt.
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Jetzt muss der Mechaniker mit der Starterbatterie kommen und ich irgendwie den Leerlauf reinfummeln (Taste am Lenkrad, Bremse und Kupplung treten). Zweiter Versuch mit 4500 Umdrehungen – na bitte, ich fahre. Mit Mördergetöse und ohne Ahnung, wie schnell ich eigentlich bin. Ein Tacho ist nicht zu finden. Genauso wie Klimaanlage, Uhr, Handschuhfach, Rückbank, Kofferraum, Fensterheber. Auch Beifahrersitz und Armaturenbrett fehlen. Schließlich wiegt der Golf24 nur 1250 kg. Mit denen haben die 440 Pferde leichtes Spiel. Ich trete das Gas voll durch, schalte mit der Wippe rechts am Lenkrad schnell in den zweiten Gang, dann in den dritten. In 3,8 Sekunden katapultiert mich der Golf24 auf Tempo 100, 260 Sachen sind maximal drin. Die erste Kurve mal langsam angehen. Bremsen. Bremseeeeen!
Beeindruckende Allradstärke
Wie ein Pferd stehe ich auf dem Pedal. Haben die aus Gewichtsgründen auch den Bremskraftverstärker ausgebaut? Nein, ist halt ein Rennwagen. Und da sind Muskeln gefragt. Zum Glück lenkt der Golf24 auch nach rechts, wenn ich nach rechts will. Sogar recht feinfühlig. Beim Beschleunigen aus der Kurve klebt der Golf dank Allradantrieb auf dem Asphalt wie Fliegenschiss auf der Scheibe. Nach sechs Runden bin ich schweißgebadet aber glücklich. Wenn am 25. und 26. Juni die Eifel bebt, werde ich für Regen beten. Denn dann kann der Golf24 seine Allradstärke voll ausspielen.
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