Nicht, dass wir die Finanzbehörden auf dumme Gedanken bringen wollen. Aber die derzeitige Kfz-Steuer bedeutet genau genommen eine unfreiwillige Subvention für uns alle. Die Abgabe orientiert sich neben dem Hubraum nämlich am CO2-Ausstoß – nur eben nicht am tatsächlichen, sondern am Prüfstands-Wert. Und der wird im genormten Zyklus unter praxisfernen Laborbedingungen ermittelt. Das hält die ECE-Angabe niedrig und ermöglicht den Autoherstellern, in den Prospekten mit besonders niedrigen Verbräuchen zu werben. So auch bei unseren drei Diesel-Kleinwagen. Für den gelifteten Punto Evo 1.3 Multijet verspricht Fiat uns 4,2 Liter (110 g CO2/km), Peugeot adelt den 207 HDi in der 99-Gramm-Variante mit beeindruckenden 3,8 Litern. Und dem VW Polo 1.6 TDI BlueMotion Technology sollen gar 3,7 Liter genügen (96 g/km). Von der Papierform her zählen somit alle drei zur neuen Stadtspar-Klasse.

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VW Polo Fiat Punto Evo Peugeot 207
Mit 4,07 Metern überragt der Punto Evo den Peugeot um vier, den Polo gar um zehn Zentimeter. Auch bei der Ausstattung gibt sich der Italiener großzügig, verwöhnt in der getesteten Racing-Version (Basis beim 95-PS-Diesel) beispielsweise mit Klimaanlage, CD-Radio oder Abbiegelicht. Und mit viel Platz für die Besatzung, insbesondere hinten. Seine weit öffnenden Pforten erlauben sogar langen Fondpassagieren mühelosen Zustieg, außerdem stören hier weder Dach noch Fensterholme den Ausblick. Pilot und Beifahrer sitzen ebenfalls bequem, wünschen sich jedoch mehr Seitenhalt der Sessel. Die Ergonomie hinterm Ledervolant überzeugt jedoch, ebenso die ordentliche Interieur-Verarbeitung mit dem neuerdings hochwertiger wirkenden Cockpit. Qualitativ steht der Peugeot 207 dem Punto nicht nach, der tiefe Armaturenträger schmeichelt gar mit soften Oberflächen. Große Piloten können sich an diesem Anblick jedoch nicht lange erfreuen, dazu fallen die schwach konturierten Sitze einfach zu mickrig aus. Außerdem zwingt sie der Franzose in eine auf Dauer ermüdende Kauerhaltung. Noch schlimmer trifft es die Mitfahrer im Fond. Für Erwachsene lohnt das mühsame Einfädeln kaum, Knie und Kopf stoßen hier rasch an Grenzen.

Fahrdynamisch lässt der Polo nichts anbrennen

VW Polo
Das kann der Polo besser. Hier fühlen sich nicht nur Hinterbänkler besser aufgehoben, sondern auch Langstrecken-Piloten und Qualitätsfanatiker: perfekte Sitzposition, bequeme Sessel, gutes Raumgefühl. Dazu eine saubere Verarbeitung, die über die karge Ausstattung und die harten Kunststoffe des Trendline-Cockpits ein wenig hinwegtröstet. Fahrdynamisch lässt der VW ebenfalls nichts anbrennen. Der 90-PS-TDI kann seine Zugehörigkeit zur nagelnden Zunft zwar nicht verheimlichen, hängt aber spontan am Gas und dreht ohne lästiges Dröhnen vibrationsarm hoch. Klasse: Der harmonische 1.6 TDI beherrscht nicht nur das Sprinten, sondern auch das Sparen am besten (Testverbrauch 4,7 Liter) – dabei helfen das lang übersetzte Fünfganggetriebe und die Start-Stopp-Automatik. Zudem huscht der Polo, trotz sanfter Federung, am agilsten um die Ecken. Mit fein abgestimmtem ESP hält der VW selbst dann noch Kurs, wenn grobe Verwerfungen die Vorderachse nachwippen lassen. Nicht annähernd so entspannt kurbelt dagegen der Peugeot-Pilot an der gefühllosen Lenkung, will er dem Wolfsburger folgen. Ohne ESP ist das Fahrverhalten des Franzosen bei flotter Fahrt schlichtweg heikel: Bei Nässe schiebt er in Kurven zunächst stur geradeaus. Lupft man dann das Gas, zuckt der 207 schneller mit dem Heck als John Wayne mit dem Colt – kein Spaß, insbesondere bei Gegenverkehr.
Zudem pariert die Federung kurze Wellen nur widerwillig, fehlt den Bremsen der Biss. So kommt der harmonisch antretende 90-PS-HDi nicht so recht zum Zug. Außer beim Sparen: Selbst ohne Start-Stopp ist er mit fünf Litern zufrieden. Dem Multijet-Triebwerk des Punto Evo hilft die neue, wunderbar sanft arbeitende Abschaltautomatik dagegen kaum, er schluckt im Test drei Zehntel mehr. Bei flotter Fahrt vergrößert sich der Abstand zu den beiden Konkurrenten noch, weil der 1.3er stets nach höheren Drehzahlen verlangt. Dennoch hat ihm die jüngste Modellpflege gutgetan: Auf Gasbefehle unter 2000 Touren antwortet der 95-PS-Diesel jetzt nicht mehr beleidigt, sondern schiebt nachdrücklich an. Die störrische, weit gespreizte Fünfgang-Schaltbox ist im Vergleich zum Sechsganggetriebe des Vorgängers jedoch ein Rückschritt. Dafür eilt der Italiener sicher, wenn auch nicht besonders flink um Kurven. Er ist ein sturer Untersteuerer, der vom ESP in brenzligen Situationen konsequent eingebremst wird. Welligen Asphalt mag der Fiat dagegen gar nicht: Seine Federelemente reagieren auf kurzen Absätzen ähnlich unwirsch und poltrig wie Westerwelle auf Kritik an seinen Hartz-IV-Thesen. Darunter leidet mitunter auch der Geradeauslauf.
Überraschung: Mit 17.000 Euro fährt der Polo hier am günstigsten vor. Doch der Vergleich mit den Konkurrenten hinkt. Denn der 1650 Euro teurere Fiat Punto Evo tritt mit deutlich besserer Ausstattung an. Und der ebenfalls nicht üppig ausgestattete 207 hat dem VW für 200 Euro mehr immerhin die Klimaanlage voraus. Peugeot-Käufer müssen jedoch bei der Sicherheit nachrüsten. Und für das dringend notwendige ESP 460 Euro extra einkalkulieren. Weil der 207 ohne den Schleuderschutz schon kleine Steuer-Sünden des Piloten sofort bestraft.

Fazit

von

Uli Holzwarth
Die frische Modellpflege hat dem Punto Evo gutgetan. Der überarbeitete Diesel-Mini mit deutlich gemilderter Anfahrschwäche und sanfter Start-Stopp-Automatik ist ein gutes Auto. Am Polo kommt der Fiat jedoch nicht vorbei: Die Wolfsburger schnüren einfach das harmonischste Gesamtpaket. Wie wichtig ESP auch im Kleinwagen ist, lässt sich am Peugeot 207 erkennen. Das schwer kontrollierbare Verhalten im Grenzbereich wirft den Franzosen auf den letzten Platz zurück. Schade – denn mit elektronischem Schleuderschutz fährt er sicher.

Von

Uli Holzwarth