Irgendwann im Sommer 2021 soll mein E-Auto kommen, ich brauche also eine Wallbox, war mir schon im Frühjahr klar. Wer sich so eine Steckdose an die Hauswand dübelt, bekommt seit Ende November 2020 900 Euro vom Staat spendiert – jedenfalls wenn man schnell ist. Da konnte noch keiner ahnen, dass der Fördertopf der zuständigen KfW-Förderbank bis auf satte 500 Millionen Euro aufgefüllt wird.
Also besser nicht bis Sommer warten, denke ich. Für den Online-Förderantrag brauche ich tatsächlich nur wenige Minuten. Am schwierigsten ist es, die drei (!) vorgeschriebenen Sicherheitsfragen auszuwählen ("Welche historische Persönlichkeit würden Sie gern treffen?").
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Kommunale Energieversorger bieten das Wallbox-Komplettpaket

Gefördert wird nur, wer 100 Prozent Öko-Strom zum Laden nutzt. Habe ich, passt. Also rufe ich den nächstbesten Elektriker an. Frage: "Können Sie mir eine Wallbox aufbauen?" Antwort: "Ja, im Grunde schon. Also anschließen ... am Ende." Mmmh, neuer Versuch beim zweiten Elektriker. Antwort: "Die kann man gar nicht so einfach aufbauen, dafür braucht man doch eine Genehmigung vom Energieversorger!" Schöne Experten sind das. Also gehe ich auf die Internetseite meines kommunalen Stromversorgers. Und siehe da, das "E-Werk Sachsenwald" bietet das Rundum-sorglos-Paket: 450 Euro für Vorab-Check und Basis-Installation, dazu eine vergünstigte Wallbox für 659 Euro, das Modell hat beim ADAC-Test mit der Note "sehr gut" abgeschnitten. "Sehr gut", denke ich. Und tatsächlich schickt mir das E-Werk den Elektriker eines Handwerk-Partnerbetriebs.

Zehn wichtige Fragen zu Wallboxen

Gibt es spezielle Stromtarife fürs Wallbox-Laden?

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Ja, aber das Verbraucher­portal Finanztip.de rät: "Während sich Tarife für Nachtstrom und Wärme pumpen häufig lohnen, haben wir in unserer Untersuchung fest­gestellt, dass sich Autostrom­-Tarife bei einem Verbrauch von bis zu 2700 Kilowattstunden im Jahr – für rund 13.500 Fahrkilo­meter im Jahr – nicht rechnen." Ein Grund: Für Autostrom gilt eine deutlich höhere Konzessionsab­gabe als zumeist für Nachtstrom und Wärmepumpenstrom.

Wie ist die Situation in Mehrfamilienhäusern?

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Jeder Wohnungseigentümer hat seit 1. Dezember das Recht, auf dem Grundstück oder in der Tief­garage eine Wallbox anzubringen. Dies sieht das neue Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz vor. Es braucht dafür nicht mehr den Beschluss der Eigentümerver­sammlung. Die darf nur noch über die Ausführung mitreden. Die Kosten trägt der Eigentümer.

Welche Rechte haben Mieter?

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Auch Mieter dürfen eine Wallbox an ihrem Parkplatz errichten. Der Vermieter muss das gestatten, die Kosten trägt der Mieter selbst, auch er kann die KfW­-Förderung beantragen.

Sind Wallboxen gegen Wasser geschützt?

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Ja, man kann sie unter einem Carport, aber auch auf einer Stele oder an der Haus­wand anbringen. Regenwasser schadet der Box nicht. Es fließt erst Strom, wenn Wallbox und Au­to miteinander verbunden sind.

Was kostet eine Wallbox?

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Das Gerät selbst kostet je nach Ausführung zwischen 500 und 2000 Euro. Hinzu kommt noch die Installation, das lässt sich schwer pauschal kalkulieren.

Warum muss man eine Wallbox anmelden?

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Salopp gesagt: Der Stromversorger muss wissen, was in seinem Gebiet los ist. Reicht die Netzkapazität, wenn eine weitere Wallbox dazu­ kommt? Oder muss er aufrüsten?

Reicht zum Laden die Hauhaltssteckdose?

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Im Notfall kann man E­-Autos auch daran aufladen. Aber sie bieten nur 3,7 kW, Wallboxen 11 kW.

Welche Stecker gibt es?

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Als europaweiter Standard hat sich der Typ­-2­-Stecker etabliert. Dieser funktioniert bei fast allen Wallboxen und öffentlichen Ladesäulen. Öffent­liche Schnelllader arbeiten mit CCS­Steckern, die etwas größer sind – und theoretisch Lade­leistungen bis zu 350 kW erlauben.

Kann man eine Wallbox auch selbst installieren?

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Man kann als Privatperson eine Wallbox normal im (Online­-)Handel kaufen. Aber die Installation muss ein Elektriker übernehmen!

Was ist, wenn ich keine eigene Wallbox aufstellen kann?

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Dann bleibt nur öf­fentliches Laden. Bundesweit gibt es aktuell rund 30.000 Strom-Zapfsäulen. Achtung: Dort ist Strom in der Regel teurer als zu Hause, ergab eine Untersuchung von Lichtblick und Statista. Kos­tet das Laden zu Hause etwa 31,5 Cent/kWh, sind es an öffent­lichen Säulen bis zu 52 Cent/kWh (Schnelllader bis 77 Cent!). Einige öffentliche Ladesäulen sind gratis – etwa bei Ikea, Aldi oder Lidl.

Elektriker kommen dem Wunsch nach Wallboxen kaum hinterher

Wallboxen - KFW Prämien
Elektrotechniker Volker Strute prüft als ersten Schritt die vorhandene Elektroinstallation im Haus.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Volker Trute (51) ist seit 30 Jahren im Stromgeschäft. So etwas wie derzeit habe er allerdings auch noch nicht erlebt, sagt er. "Seit Beginn der Förderung kommen wir kaum hinterher. Alle Welt will eine Wallbox haben, selbst wer noch gar kein E-Auto hat." Er habe auch eine bestellt, sagt Trute – obwohl er noch Verbrenner fährt. Sicher ist sicher. Trute geht in den Keller. Wer eine Wallbox braucht, bei dem muss zunächst der vorhandene Sicherungskasten überprüft werden. Das dauert keine fünf Minuten. "In den allermeisten Fällen ist das kein Problem." Nur sehr alte Anlagen müssten vorher flottgemacht werden. "Das ärgert die Kunden manchmal, wenn sie plötzlich 2000 oder 3000 Euro extra bezahlen sollen." Und was ist mit der Genehmigung? "Eine Wallbox mit 11 kW muss in der Tat dem Stromversorger gemeldet werden", sagt Trute. Das erledige aber der Elektriker automatisch mit. Im Übrigen: "Wenn Sie einen Durchlauferhitzer, etwa für die Dusche, haben, ist der auch als Großverbraucher eingetragen." Aha, jeder Stromkunde hat also eine eigene Akte beim Versorger, wieder was gelernt.

Durchlauferhitzer haben mehr Anschlussleistung als Wallboxen

Wallboxen - KFW Prämien
Elektriker Sven Andresen berichtet: "Wallboxen haben aktuell mehrere Monate Lieferzeit".
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Und was ist mit 22-kW-Wallboxen? "Die müssen richtig genehmigt werden", sagt Trute. "Brauchen Sie aber auch nicht. Eine 11-kW-Box lädt jedes E-Auto nachts locker voll." Und: Für 22-kW-Boxen gibt es keine Förderung! Was ist mit der Sicherheit? Sind Wallboxen gefährlich? "Jeder Durchlauferhitzer hat mehr Anschlussleistung als eine Wallbox", sagt Trutes Kollege Sven Andresen. Okay, ich nehme die "sehr gute" Wallbox – die gehört zu den Typen, die von der KfW gefördert werden. "Leider nicht lieferbar. Erst wieder im Sommer", sagt Trute. Ich kann das nicht glauben. Und gucke in Internet-Shops. Tatsächlich: "Lieferbar in 50–150 Werktagen" steht da. Oder sofort lieferbar mit 300 Euro Aufschlag. Modelle, die um 1500 Euro kosten, seien zwar vorrätig, sagt Trute. Und die seien auch intelligenter. Aber ich will mich mit denen ja nicht unterhalten. Na gut, kommt vor der Ladezeit also Wartezeit.

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ADAC-Test: Wallboxen