Rückblick vor dem Ausblick: Im Frühjahr 1965 präsentiert Lancia auf dem Genfer Automobilsalon das Lancia Fulvia Coupé 1.2. Der Zweitürer begeistert mit kraftvollem Design und innovativer Technik – V4-Motor, servounterstützte hydraulische Zweikreisbremsanlage mit vier Scheibenbremsen und modernes Fahrwerk. Das Lancia Coupé gilt fortan als ideale Symbiose aus Eleganz und Sportlichkeit. Nicht nur im privaten Einsatz, sondern auch auf den internationalen Rallyepisten. Höhepunkt: Der legendäre Platz eins des Lancia Fulvia Coupé Rallye 1.6 HF bei der "Monte" im Jahre 1972. Vier Jahre später läuft die Produktion aus – nach 140.000 gebauten Exemplaren.
Ausblick nach dem Rückblick: Die Designer im Centro Stile Lancia hegten bereits seit längerem den Plan, das klassische Lancia Fulvia Coupé unter dem Gesichtspunkt einer kontinuierlichen Designentwicklung völlig neu zu konzipieren. Der Projektansatz war daher von Anbeginn klar umschrieben: keine nostalgischen Kompromisse, sondern eine Neuinterpretation des Urkonzepts. Frisch und dynamisch. Das ist gelungen.

Analoginstrumente im Rennbootdesign

Die Dimensionen und das stilistische Stufenheckschema der Studie wurden vom Vorgänger übernommen, die Spurweite allerdings vergrößert, um dem Fahrzeug perfekte Fahreigenschaften zu verleihen. Otisch erinnert das kleine Coupé an die legendären Riva-Rennboote. Dominante Designelemente: der breite Frontbereich, wo das gesamte Fahrzeuggewicht optisch als Schwerpunkt lagert und so die Wirkung des Frontantriebs unterstreicht; der tropfenförmige Grundriss; die nach hinten hin zulaufende Heckpartie; die lange Motorhaube mit großem Lancia-Emblem und Hightech-Scheinwerfern unter flügelförmigen "Augenlidern" sowie der kompakte Dachaufbau.

Hommage an das legendäre Fastback des Vorgängers: der Kofferraumabschluss und die Schürze. In das stromlinienförmige Heckprofil wurden rigoros nüchtern und dadurch umso klassischer die senkrecht angeordneten Rückleuchten mit ihrem linsenförmigen Hauptelement eingebettet. Der Innenraum steht eindeutig im Zeichen der Siebziger. Dafür sorgen unter anderem speziell gedrehte Interieurteile, die an die aus Metall gefertigten Bedienungselemente damaliger HiFi-Gräte erinnern sollen. Und das Edelholz-Dessin "Tanganjika Frisé" mit seiner seidigen, metallisch schimmernden Optik; es kommt im zentralen Bereich der Armaturenblende und auf dem Mitteltunnel zum Einsatz.

Zwei Kleinserien à 1000 Stück

Das zweisitzige Interieur mit einem zusätzlichen Kofferraum unter der Heckscheibe lehnt sich im Design an das Original an, allerdings mit einem zeitgemäßen, neuen und minimalistischen Ansatz. Die Armaturenblende selbst besteht aus zwei von Hand bezogenen Lederelementen, zwischen denen das genannte Holzdekor eingearbeitet ist. Das Lederthema findet seine Fortsetzung in den Türverkleidungen. Dazu gibt es klassische Analoginstrumente, die in ihrer Form denen hochwertiger Rennboote ähneln, und ein Lederlenkrad mit drei Metallspeichen und einem zylindrischen Airbag-Modul sowie die Sportsitze im Stile der Ur-Version. Kontrapunkt dazu: die elektronische Schnittstelle zur Bedienung der Infotainmenteinheit und der Klimaanlage.

Angetrieben wird die Lancia Studie von einem 1,8 Liter großen 16v-Vierzylinder mit integriertem Phasenschieber. Der Motor leistet 103 kW (140 PS). Dank der knapp 1000 Kilogramm leichten Aluminium-Karosserie (7 kg/PS) erreicht das Fulvia Coupé eine Höchstgeschwindigkeit von 213 km/h; dem Sprint auf 100 km/h in 8,6 Sekunden steht ein sparsamer Durchschnittsverbrauch von 7,3 Litern auf 100 Kilometern gegenüber. Weniger erfreulich: Lancia plant – vorerst wenn überhaupt – nur zwei Kleinserien à 1000 Stück. Weitere Highlights auf dem Lancia IAA-Stand: der Lancia Ypsilon (kommt am 18. Oktober) und die exklusiv ausgestatteten Einzelstücke Lancia Thesis und Lancia Phedra "Promenade", die bis zum 21. September 2003 bei Ebay ersteigert werden können.