Winterreifen-Test: 235/60 R 18
SUV-Winterreifen im Test

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Winterreifen geben in der kalten Jahreszeit lebenswichtigen Halt auf Schnee, Eis und Glätte. Aber ist teuer hier immer besser? AUTO BILD ALLRAD hat zehn Reifen für SUVs getestet.
Für unseren diesjährigen Winterreifen-Test in der Dimension 235/60 R 18 mussten zehn Winterreifen alle Kurven auf dem Testkurs bestehen, auch die Hundekurve. Das ist eine im Motorsport gefürchtete Kurve, deren Radius sich in ihrem Verlauf progressiv verkleinert. Eine solche Kurve ist deshalb gefürchtet, weil sie – erst einmal mit zu hohem Tempo angefahren – extrem hohe Anforderungen an die Haftung der Reifen stellt und zudem kaum Korrekturmöglichkeiten für den Fahrer übrig lässt. Besonders bei Nässe wird das mitunter sehr heikel. Reifen wie die von Goodyear, Continental und Pirelli, die viel Nässegrip aufbauen und obendrein mit wunderbar vorhersehbaren Reaktionen auf Lenkbewegungen dem Fahrer die Schrecksekunde ersparen, absolvieren hier Runde um Runde mit gleichmäßig hohem Tempo.
Continental und Nokian überzeugen auf Schnee

Rutscht der Reifen in der Hundekurve zu stark, droht ein Crash in die Leitplanke.
Andere Winterreifen wie der Firestone oder das No-Name-Billigprodukt von Achilles beginnen in einer Hundekurve geradeaus über die eingeschlagenen Vorderräder zu schieben. Der Fahrer sieht die Leitplanke immer näher auf sich zukommen, kann aber nichts mehr machen. Er muss hoffen, dass es gerade noch reicht. Kein schönes Gefühl am Steuer eines teuren Autos. Dieser Effekt verstärkt sich noch auf verschneiter Fahrbahn. Wenn hier in einer Kurve die Seitenführung abreißt, schliddert man hilflos in die Streckenbegrenzung. Auf Schnee fühlt man sich deshalb besonders sicher mit dem Continental-Reifen oder dem Pneu des finnischen Herstellers Nokian, die beide besonders hohe Sicherheitsreserven in Schneekurven haben.
Auch der schlechteste Winterreifen ist noch o.k.

Der mitgetestete Sommerreifen bremst auf Schnee so gut wie gar nicht und sorgt für bange Sekunden.
Zum Vergleich haben wir auch dieses Mal einen Sommerreifen mitgetestet. Der fährt natürlich den Winterreifen auf nasser und trockener Fahrbahn davon. Aber auf Schnee? Eine Katastrophe, ein Totalausfall. Dank Allradantrieb kann der Test-Audi mit dem Sommerreifen zwar gerade noch anfahren. Aber schon mehr als Joggingtempo ist heikel. Auf Lenkbewegungen reagiert so ein Sommerreifen extrem verzögert. Man muss das Auto im Schneckentempo förmlich um die Kurve tragen, sonst landet man in der Leitplanke. Ähnlich sieht es beim Bremstest auf Schnee aus: Das Ausgangstempo liegt bei 50 km/h. Nach nur 26,7 Metern kommt der Continental zum Stehen. Der Toyo ist in dieser Disziplin der Schlechteste, benötigt aber auch nur 31,2 Meter. Wirklich schlecht ist das nicht, weshalb er hier immerhin noch die Note 3 plus erreicht.
Für jede Jahreszeit den richtigen Reifen
Dann rollt unser Test-Audi auf Sommerreifen über den Schnee. Vollbremsung aus Tempo 50, aber der Wagen rollt und rollt und rollt. Das Ende unserer Messstrecke kommt schon beängstigend nahe, da kommt der sommerbereifte Q5 endlich zum Stehen – nach 81,7 (!) Metern, also 55 Meter mehr Bremsweg als mit dem Winter-Conti und immer noch über 50 Meter mehr als mit dem Winter-Toyo. Sich mit Sommerreifen durch den Winter zu mogeln ist also erwiesenermaßen keine gute und inzwischen auch keine legale Idee. Denn schließlich gibt es auch in Deutschland mittlerweile eine situative Winterreifenpflicht. Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen unterwegs ist, muss nach deutschem Recht Reifen montiert haben, die für winterliche Verhältnisse geeignet sind. Wer meint, dagegen verstoßen zu müssen, hat mit einer Geldbuße in Höhe von 60 Euro plus einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei zu rechnen. Auf Sommerreifen parken darf man dagegen auch bei dickem Schneefall.
Schneeflocken-Symbol ab 2024 vorgeschrieben
Alle Kandidaten dieses Winterreifentests haben das Alpine-/Schneeflockensymbol an der Flanke, das eigentlich erst ab 2024 zwingend vorgeschrieben ist. Bis dahin reicht die M+S-Kennzeichnung; jedenfalls dann, wenn der Reifen vor 2018 hergestellt wurde. Ein aktuell und frisch in diesem Jahr produzierter Winterreifen hat also stets mit dem Schneeflockensymbol ausgerüstet zu sein.
Fernost-Reifen überrascht

Durchgefallen ist keiner: Bei diesem Test war sogar der schlechteste Winterreifen noch ok.
Das gilt auch für den Billigreifen dieses Vergleichstests, den Achilles. Die Marke ist noch jung und gehört dem indonesischen Reifenriesen Multistrada Arah Sarana. Ein Satz Winterreifen kostet hier nur etwas mehr als die Hälfte des teuersten Kandidaten, des Michelin. Und liefert eine Überraschung: Der für uns Europäer praktisch namen- und imagelose Fernost-Reifen schlägt sich gar nicht schlecht. Auf Schnee erreicht er insgesamt die Note 2, und selbst bei den bei Billigreifen aus Fernost gefürchteten Nässeprüfungen schneidet er mehr als akzeptabel ab. Gut, er reagiert spürbar träger auf Lenkbewegungen als die teuren Markenreifen, aber unsicher fährt er nie. Einen Teil des günstigen Einkaufspreises büßt man allerdings im Laufe der Jahre wieder wegen des erhöhten Rollwiderstands und damit wegen des erhöhten Treibstoffverbrauchs ein. Aber da ist der Billig-Achilles in bester Gesellschaft mit dem sündteuren Michelin, der in dieser Disziplin überraschenderweise ebenfalls ganz hinten liegt.
Gleich zwei Testsieger
Wer Sprit sparen will, setzt besser auf Pirelli und Continental. Wer gleichzeitig beim Reifenkauf sparen will und dennoch gute Testergebnisse will, wählt wohl am besten den Winterreifen Kristall der Goodyear-Tochter Fulda. Der fährt sich etwas weniger sportlich, kommt aber 18 Prozent günstiger als das Spitzenprodukt von Mutter Goodyear selbst. Den Spitzenplatz selbst teilen sich in diesem Jahr Goodyear und Pirelli, die gleichauf den ersten Platz belegen.
Die Bewertung der zehn Reifen finden Sie unten in der Tabelle. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Stärken und Schwächen der Reifen haben wir zudem in der Bildergalerie zusammengestellt.
Fazit
Die diesjährige Überraschung liegt im Fernost-Reifen Achilles, der gar nicht schlecht abschneidet, aber erheblich weniger kostet als die Markenreifen. Goodyear und Pirelli teilen sich Rang 1, Continental und Fulda knapp dahinter auf Platz 3.
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