Wohnmobil und Wohnwagen: Alles über Zuladung
Gefährliches Übergewicht

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Jedes dritte Reisemobil ist überladen. AUTO BILD liefert alle Infos über Zuladung, Gesamtgewicht, Achslast, Anhänger, Gepäck und Reifen!
(dpa/mas) Wohnwagen und Wohnmobile müssen auf die Waage: Sind sie zu schwer beladen, wirkt sich das fatal auf den Bremsweg und die Fahrstabilität aus, das Unfallrisiko steigt beträchtlich. Vielen der Womo-Lenker ist dabei überhaupt nicht bewusst, dass ihr Gefährt zu schwer schleppt – Ursache der Überladung ist häufig nicht nur Gepäck, auch volle Wassertanks und Anbauten wie Markisen bringen einiges auf die Waage. Die Polizei hat deshalb zur Sommerreisezeit ihre Kontrollen bundesweit verstärkt. Nicht nur, um Verkehrsünder zu bestrafen, sondern vor allem, um zu beraten und aufzuklären.
Alles über Reisemobile, Wohnmobile, Caravans, Wohnwagen
Zu viel und falsch gestaute Ladung

Die Polizei kontrolliert zur Sommerreisezeit verstärkt Wohnwagen und Reisemobile. Grund: Jedes dritte Gefährt sei überladen.
Erschreckend: Wohnmobile im Crashtest
Das zulässige Gesamtgewicht

In der Zulassungsbescheinigung Teil 1 ist das zulässige Gesamtgewicht unter den Ziffern F1 bzw. F2 zu finden.
• Was zählt zum zulässigen Gesamtgewicht? Alles! Gepäck, Ausrüstung, Passagiere samt Hund genauso wie die Fahrräder am Heck, die Markise auf dem Dach sowie das Frischwasser und der Sprit.
• Wie wiege ich das Wohnmobil/den Wohnwagen? Das Fahrzeug kann auf einer speziellen Waage, etwa bei einer Mülldeponie oder einer Prüforganisation, gewogen werden. Die befährt man mit leerem, vollgetanktem Fahrzeug. Die Differenz zwischen dem zugelassenen Höchstgewicht aus den Papieren und dem ermittelten Gewicht ergibt sich die Zuladung. Die muss für alles, was mitkommen soll, ausreichen. Tipp: Einfacher ist es, gleich mit dem bereits vollgepackten, reisefertigen Wohnmobil auf die Waage zu fahren. Dabei darf man aber nicht das Gewicht von Passagieren und Haustieren vergessen.• Was tue ich, wenn das Gefährt zu schwer ist? Bei Wohnwagen: Umladen ins Auto. Gepäck sollte grundsätzlich nicht im Anhänger transportiert werden, rät beispielsweise der Autoclub Europa (ACE). Bei Wohnmobilen: den Wassertank leeren und erst am Zielort befüllen. Auch Vorräte können vor Ort gekauft werden. Wenn die dadurch erreichte Gewichtersparnis nicht ausreicht, hilft nur ausmisten – und einige Dinge zu Hause zu lassen.
Achslast, Nutzlast, Dachlast, Anhängelast, Stützlast

Die Staumöglichkeiten in der Heckgarage sind toll. Aber Vorsicht! Das Gepäck darf nicht zu schwer auf der Hinterachse lasten.
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• Nutzlast: Die Nutzlast ist die Differenz zwischen Leergewicht und zulässigem Gesamtgewicht, entspricht also der Zuladung! Vorsicht, auch die diversen Anbauteile sind Nutzlast!
• Dachlast: Auf die Hütte soll noch ein Gepäckträger? Wie viel Gewicht aufs Dach darf, wird vom Hersteller festgelegt. Abhängig ist die Dachlast von der Konstruktion, also vor allem auch vom verwendeten Material (Alu-Sandwich, GfK). Ist die Dachlast nicht angegeben, fragen Sie beim Hersteller oder Händler nach.
• Anhängelast: Wer hinter dem Wohnmobil noch einen Wohnwagen, einen Anhänger oder Bootstrailer ziehen möchte, braucht (logisch) eine Anhängerkupplung. Wie viel Gewicht hinten dran darf, hängt zunächst einmal davon ab, ob der Anhänger über eine eigene Bremse verfügt oder nicht. Die Anhängelast für Anhänger "gebremst" steht im Fahrzeugschein unter Ziffer 28 bzw. in der neueren Zulassungsbescheinigung Teil 1 als "Technische zulässige Anhängelast gebremst in kg" im Feld O.1. Die Anhängelast für Anhänger "ungebremst" ist unter Ziffer 29 des Fahrzeugscheins oder im Feld O.2 der Zulassungsbescheinigung Teil I zu finden.
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Die Stützlast kann ganz einfach mit einer gewöhnlichen Personenwaage ermittelt werden.
So stauen Sie richtig
Gut gepackt? Das ist nicht nur wichtig für die Stabilität des Fahrzeugs (keine Überladung, richtige Gewichtsverteilung). Passiert doch ein Crash, fliegen ungesicherte Gegenstände – und Lebewesen! – wie Geschosse durch die Gegend. Deshalb gilt:

Bei einem Crash fliegen ungesichertes Gepäck, Passagiere und Haustiere wie Geschosse durch die Gegend.
• Schweres Gepäck möglichst weit unten in Achsnähe verstauen, sicher festzurren. Das gilt auch beispielsweise für Dosen. Die am besten in verschließbare Kisten stapeln, damit sie nicht herumrollen können.
• Sperrige Teile wie zum Beispiel die Campingmöbel gehören in die Außenstauräume.
• Geschirr sollte möglichst unzerbrechlich sein und in den Oberschränken der Küche untergebracht werden. Leichtes Gepäck wie Wäsche kommt in die Schränke.
• In die Truhen können tägliche Gebrauchsgegenstände oder beispielsweise Schuhe.
• Hunde und andere Haustiere sollten am besten in einer Transportbox reisen. Wie ein Crashtest des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (UDV) mit 70 km/h zeigt, fliegen ungesicherte Teile, aber auch ein Hund, wie Geschosse durch den Innenraum. Wäre der vierbeinige Dummy mit Plüschfell, der beim Crashtest bis in den Fußraum der Fahrerkabine geschleudert wurde, ein echter Hund, dann hätte er das wohl nicht überlebt. "Jeder sollte sich gut überlegen, ob er da nicht lieber das Gewinsel aus der sichereren Transportbox in Kauf nimmt", sagt der Studienleiter Siegfried Brockmann.
Reifen spätestens nach fünf Jahren wechseln
Die Reifen von Reisemobilen und Caravans werden nach Einschätzung der Polizei häufig vernachlässigt. Dabei seien sie durch die schwer beladenen Wagen, die langen Strecken und die sommerliche Hitze meist stark beansprucht. Es drohten Reifenplatzer. Reifen an Wohnwagen und Wohnmobilen sollten daher spätestens nach fünf Jahren durch neue Pneus ersetzt werden, rät die Polizei. Auch dann, wenn sie noch genügend Profil haben.
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