(dpa/mas) Wohnwagen und Wohnmobile müssen auf die Waage: Sind sie zu schwer beladen, wirkt sich das fatal auf den Bremsweg und die Fahrstabilität aus, das Unfallrisiko steigt beträchtlich. Vielen der Womo-Lenker ist dabei überhaupt nicht bewusst, dass ihr Gefährt zu schwer schleppt – Ursache der Überladung ist häufig nicht nur Gepäck, auch volle Wassertanks und Anbauten wie Markisen bringen einiges auf die Waage. Die Polizei hat deshalb zur Sommerreisezeit ihre Kontrollen bundesweit verstärkt. Nicht nur, um Verkehrsünder zu bestrafen, sondern vor allem, um zu beraten und aufzuklären.

Zu viel und falsch gestaute Ladung

Platz ist im Wohnmobil stets reichlich - doch wer nicht aufs Gesamtgewicht achtet, überfordert Reifen und Fahrverhalten.
Die Polizei kontrolliert zur Sommerreisezeit verstärkt Wohnwagen und Reisemobile. Grund: Jedes dritte Gefährt sei überladen.
Jeder dritte Wohnwagen sei überladen, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Freiburg der Deutschen Presse-Agentur. Dies gelte auch für Wohnmobile. Da zudem die Bremsen vieler Caravans zu schwach ausgelegt sind, wie Crashtests zeigten, könne es zu schweren Unfällen kommen – die vor allem für die Unfallgegner der Schwergewichte böse ausgehen können. Aber auch Insassen im hinteren Bereich von Wohnmobilen sind vor allem durch ungesicherte, bei einem Crash herumfliegende Ladung stark gefährdet. Damit Campingfans gesund ans Ziel kommen, liefert AUTO BILD hier wichtige Tipps, die Wohnmobil und Wohnwagen sicher machen.
Erschreckend: Wohnmobile im Crashtest

Das zulässige Gesamtgewicht

Gefährliches Übergewicht
In der Zulassungsbescheinigung Teil 1 ist das zulässige Gesamtgewicht unter den Ziffern F1 bzw. F2 zu finden.
Wie finde ich das zulässige Gesamtgewicht heraus? Mit einem Blick in die Papiere. Beim älteren Fahrzeugschein unter Ziffer 15, bei neueren Fahrzeugen in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 entweder in Feld F1 ("Technisch zulässige Gesamtmasse in kg") oder Feld F2 ("Im Zulassungsmitgliedstaat zulässige Gesamtmasse in kg").
Was zählt zum zulässigen Gesamtgewicht? Alles! Gepäck, Ausrüstung, Passagiere samt Hund genauso wie die Fahrräder am Heck, die Markise auf dem Dach sowie das Frischwasser und der Sprit. 
Wie wiege ich das Wohnmobil/den Wohnwagen? Das Fahrzeug kann auf einer speziellen Waage, etwa bei einer Mülldeponie oder einer Prüforganisation, gewogen werden. Die befährt man mit leerem, vollgetanktem Fahrzeug. Die Differenz zwischen dem zugelassenen Höchstgewicht aus den Papieren und dem ermittelten Gewicht ergibt sich die Zuladung. Die muss für alles, was mitkommen soll, ausreichen. Tipp: Einfacher ist es, gleich mit dem bereits vollgepackten, reisefertigen Wohnmobil auf die Waage zu fahren. Dabei darf man aber nicht das Gewicht von Passagieren und Haustieren vergessen.• Was tue ich, wenn das Gefährt zu schwer ist? Bei Wohnwagen: Umladen ins Auto. Gepäck sollte grundsätzlich nicht im Anhänger transportiert werden, rät beispielsweise der Autoclub Europa (ACE). Bei Wohnmobilen: den Wassertank leeren und erst am Zielort befüllen. Auch Vorräte können vor Ort gekauft werden. Wenn die dadurch erreichte Gewichtersparnis nicht ausreicht, hilft nur ausmisten – und einige Dinge zu Hause zu lassen.

Achslast, Nutzlast, Dachlast, Anhängelast, Stützlast

Gefährliches Übergewicht
Die Staumöglichkeiten in der Heckgarage sind toll. Aber Vorsicht! Das Gepäck darf nicht zu schwer auf der Hinterachse lasten.
Achslast: Gemeint ist hier, wie viel Gewicht jeweils auf der Vorder- und Hinterachse lasten darf – wer sein Gefährt vollpackt, der sollte unbedingt auf die Gewichtsverteilung achten. Das erlaubte Gewicht steht im Fahrzeugschein unter Ziffer 16 oder in den Feldern 7.1, 7.2, 7.3 ("Technische zulässige maximale Achslast" oder "Masse je Achsgruppe in kg" ), wobei die zweite Ziffer jeweils für die Achse bzw. Achsgruppe steht. In der Regel können Sie die zulässige Achslast auch entweder in der Betriebsanleitung oder auf einem Schild, beispielsweise im Motorraum oder im Bereich der Beifahrertür, nachlesen. Die Achslasten ermittelt man, indem man erst nur mit der Vorderachse, dann nur mit der Hinterachse auf die Waage fährt. Besonders häufig stimmt die Gewichtsverteilung nicht bei Fahrzeugen mit einer sogenannten Heckgarage, einem zusätzlichen Stauraum am Heck. Ist sie (und damit die Hinterachse) zu schwer beladen, kann dies bei Fronttrieblern unter anderem zu Traktionsproblemen beim Anfahren führen. 
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Nutzlast: Die Nutzlast ist die Differenz zwischen Leergewicht und zulässigem Gesamtgewicht, entspricht also der Zuladung! Vorsicht, auch die diversen Anbauteile sind Nutzlast!
Dachlast: Auf die Hütte soll noch ein Gepäckträger? Wie viel Gewicht aufs Dach darf, wird vom Hersteller festgelegt. Abhängig ist die Dachlast von der Konstruktion, also vor allem auch vom verwendeten Material (Alu-Sandwich, GfK). Ist die Dachlast nicht angegeben, fragen Sie beim Hersteller oder Händler nach.
Anhängelast: Wer hinter dem Wohnmobil noch einen Wohnwagen, einen Anhänger oder Bootstrailer ziehen möchte, braucht (logisch) eine Anhängerkupplung. Wie viel Gewicht hinten dran darf, hängt zunächst einmal davon ab, ob der Anhänger über eine eigene Bremse verfügt oder nicht. Die Anhängelast für Anhänger "gebremst" steht im Fahrzeugschein unter Ziffer 28 bzw. in der neueren Zulassungsbescheinigung Teil 1 als "Technische zulässige Anhängelast gebremst in kg" im Feld O.1. Die Anhängelast für Anhänger "ungebremst" ist unter Ziffer 29 des Fahrzeugscheins oder im Feld O.2 der Zulassungsbescheinigung Teil I zu finden.

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Gefährliches Übergewicht
Die Stützlast kann ganz einfach mit einer gewöhnlichen Personenwaage ermittelt werden.
Stützlast: Die Stützlast bezeichnet das Gewicht, das vertikal auf der Kugel der Anhängerkupplung lasten darf; bei Pkw sind das in der Regel 75 Kilo. Der Wohnwagen-Hersteller gibt zudem für seinen Anhänger eine Deichsellast an (meist 100 kg). Es muss der niedrigere Wert eingehalten werden! Allerdings sollte er möglichst komplett ausgeschöpft werden, da das Gespann so stabiler wird. Die Stützlast kann mit einer ganz gewöhnlichen Personenwaage ermittelt werden. Gewogen wird am Kupplungsmaul, die Deichsel muss waagerecht sein. Ist das Gewicht, das auf der Anhängerkupplung lastet, zu hoch, muss Gewicht im Wohnwagen nach hinten verlagert werden. Ist es zu niedrig, sollte die Last weiter vorn im Anhänger verstaut werden.

So stauen Sie richtig

Gut gepackt? Das ist nicht nur wichtig für die Stabilität des Fahrzeugs (keine Überladung, richtige Gewichtsverteilung). Passiert doch ein Crash, fliegen ungesicherte Gegenstände – und Lebewesen! – wie Geschosse durch die Gegend. Deshalb gilt:
Gefährliches Übergewicht
Bei einem Crash fliegen ungesichertes Gepäck, Passagiere und Haustiere wie Geschosse durch die Gegend.
Passagiere dürfen nur auf Sitzen im Wohnraum mitfahren, wenn es eine Anschnallmöglichkeit gibt (die auch benutzt wird!). Der Wohnwagen ist während der Fahrt tabu.
Schweres Gepäck möglichst weit unten in Achsnähe verstauen, sicher festzurren. Das gilt auch beispielsweise für Dosen. Die am besten in verschließbare Kisten stapeln, damit sie nicht herumrollen können.
Sperrige Teile wie zum Beispiel die Campingmöbel gehören in die Außenstauräume.
Geschirr sollte möglichst unzerbrechlich sein und in den Oberschränken der Küche untergebracht werden. Leichtes Gepäck wie Wäsche kommt in die Schränke.
• In die Truhen können tägliche Gebrauchsgegenstände oder beispielsweise Schuhe.
Hunde und andere Haustiere sollten am besten in einer Transportbox reisen. Wie ein Crashtest des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (UDV) mit 70 km/h zeigt, fliegen ungesicherte Teile, aber auch ein Hund, wie Geschosse durch den Innenraum. Wäre der vierbeinige Dummy mit Plüschfell, der beim Crashtest bis in den Fußraum der Fahrerkabine geschleudert wurde, ein echter Hund, dann hätte er das wohl nicht überlebt. "Jeder sollte sich gut überlegen, ob er da nicht lieber das Gewinsel aus der sichereren Transportbox in Kauf nimmt", sagt der Studienleiter Siegfried Brockmann.

Reifen spätestens nach fünf Jahren wechseln

Die Reifen von Reisemobilen und Caravans werden nach Einschätzung der Polizei häufig vernachlässigt. Dabei seien sie durch die schwer beladenen Wagen, die langen Strecken und die sommerliche Hitze meist stark beansprucht. Es drohten Reifenplatzer. Reifen an Wohnwagen und Wohnmobilen sollten daher spätestens nach fünf Jahren durch neue Pneus ersetzt werden, rät die Polizei. Auch dann, wenn sie noch genügend Profil haben.
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