Kompakte Sport-Crossover waren bislang nie richtig schnell. Nissan Juke Nismo, VW T-Roc R und Audi SQ2 trumpfen zwar mit viel Leistung auf, sind aber in erster Linie geradeaus schnell. Sobald es um die Ecken geht, ist der Spaß vorbei. Der neue Puma ST ist dagegen ein tollkühner Kurvenräuber.

Dass Ford seinen eigentlich braven Kompakt-Crossover-SUV in einen waschechten ST verwandelt hat, verwundert nicht. Denn der Puma basiert auf der Fiesta-Plattform. Und den Kleinen gibt es eben auch als 200 PS starken ST. Der ist aktuell einer der schnellsten Frontkratzer seiner Klasse.
Wolf Ford Puma ST
Im Wolf Puma findet man ein aufgeräumtes, modernes, sportliches Cockpit so wie treffsichere Handschaltung und enge Sportsitze mit sehr gutem Seitenhalt.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD

Der Puma ST gehörte schon nach seiner Präsentation 2020 zu meinen Überraschungen des Jahres. Wie dieser höhergelegte Fiesta einlenkt, anschiebt und dann noch frech mit dem Hintern um die Ecken fegt, das hätte niemand erwartet.
Nun hat sich Ford-Tuner Wolf dem Puma ST gewidmet. Der hatte zuvor bereits die Leistung des Fiesta von 200 auf 240 PS gesteigert. Derselbe Kit passt auch in den Puma. Dazu wird das Chassis entsprechend abgestimmt – und los.

Puma so schnell wie Fiesta ST

Die Lackierung in "Furious Green" macht was her, die gut ausgefüllten Radhäuser auch. Statt serienmäßiger 19-Zöller packt Wolf hauseigene Fünfspeicher in 20 Zoll an die Achsen. Auch das Maß der Bereifung wächst, von 225 auf 235 Millimeter. Tieferlegung? Nix Federn, unterm Puma steckt ein speziell mit Hersteller KW abgestimmtes Gewindefahrwerk. Für mehr Sound gibt es eine Edelstahl-Abgasanlage, fertig. (Was kann der Ford Puma als Doppelkuppler?)
Was sind die Prognosen? Fragt man die Wolf-Mannschaft, dann soll der Puma auf der Rennstrecke mindestens genauso schnell sein wie der Serien-Fiesta-ST, wir reden hier von einer 1:42er Zeit. Diese Aussage quittieren wir mit einem Lächeln. Uns fehlt einfach die Fantasie, dass so ein Mini-Crossover mal eben am Sachsenring sehenswerte Zeiten in den Asphalt bügelt. Aber das klären wir gleich im Anschluss an die längsdynamischen Messfahrten.
Wolf Ford Puma ST
Wie der Fiesta ST hebt der Wolf Puma auf der ganzen Runde das kurveninnere Hinterrad. Mit Übersteuern in die Ecken? Einfach herrlich!
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD

Das Serienauto soll 6,7 Sekunden auf 100 km/h brauchen. Unser Testwagen schaffte damals trotz Launch Control (Performance-Paket) und Flatshift-Funktion (bei Vollgas schalten, Ladedruck bleibt oben) nur 7,2 Sekunden. Das Wolf-Auto? Eine glatte Sekunde schneller! Der aufgepimpte Dreizylinder begeistert mit noch fixerem Ansprechverhalten, strammerer Kraftentfaltung und noch etwas mehr Drehfreude als in der Serie.

Alltagstauglicher Wolf

Bis Tempo 200 nimmt das Tuningauto der Serie sogar über drei Sekunden ab, eine Welt, und das bei nur 40 PS Mehrleistung. Davon profitiert natürlich auch der Durchzug. Mit dem gestiegenen Drehmoment drückt der Dreizylinder nun auch eine ganze Ecke saftiger aus dem Keller. Und die Sportauspuffanlage? Die begleitet solche Szenarien mit kernigem Beat.
Sind Gewindefahrwerk und 20 Zöller noch alltagstauglich? Die Dämpfer sind zwar deutlich straffer, dennoch gibt es einen Restkomfort. Mit perfekt konturierten Sportsitzen und dem Verbrauch von nur 9,3 Litern sind Langstrecken keine Qual. Der Tuner gibt 245 km/h als Vmax an, das ist eher untertrieben, 250 Sachen (Tacho) sind ohne viel Anlauf drin.
Wolf Ford Puma ST
1290 Euro für 40 PS über neue Software klingt nicht so prall. Die Fahrleistungen überraschen aber vollends.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD

Eine Rundenzeit vom Serien-Puma-ST gibt es leider nicht, so muss sich der Wolf mit den 1:42,47 Minuten des Fiesta ST messen lassen. Der Puma wiegt 100 Kilo mehr, ist höher gebaut – kostet das Zeit?
Nichts da, im Gegenteil! Ohne zu übertreiben, wir sind schon viele, viele Autos auf dem Sachsenring gefahren, aber dieser Wolf Puma ST ist eine Handling-Offenbarung von fast schon himmlischem Ausmaß. Der Ford lenkt nicht einfach ein, er wirft sich Kurven regelrecht entgegen. Winkelt bocksteif ab, hebt das kurveninnere Hinterrad, dreht sich die Radien rotzfrech zurecht, ehe er sich auf Zug nur noch weiter in den Scheitel hineinbohrt. Kein Zaudern, kein Zögern, nur Frontantriebsdynamik auf allerhöchstem Niveau.

Leistungssteigerung jeden Cent wert

Die 235er Michelin-Pellen bauen nicht ab, die schnellste Runde gelingt in Umlauf drei. Bremsen? Sind eher unterfordert, viele Ecken gehen voll, manche mit leichtem Lupfen. Alles fühlt sich an wie im Fiesta ST, nur noch etwas spaßiger. So überrascht uns am Ende der Runde auch nicht die Zeit von 1:41,70 Minuten. Gar nicht auszudenken, was noch drin wäre, wenn man dem Puma Semislicks aufziehen würde.
Wolf Ford Puma ST
Die Sportauspuffanlage gibt dem Puma einen deutlich angriffslustigeren Ton, ohne zu nerven.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Noch ein paar Worte zu den Preisen. Die Leistungssteigerung ist jeden Cent wert, genauso die Auspuffanlage. Das Fahrwerk ist aber eher was für die Rennstrecke.

Fazit

Wer sich weniger an der praktischen Seite des Puma ST orientiert und ab und zu auf der Rennstrecke Spaß haben will, der kommt am Wolf-Paket nicht vorbei. Viel schneller als die Serie, das macht Laune! Wie der Fiesta ST hebt der Wolf Puma auf der ganzen Runde das kurveninnere Hinterrad. Mit Übersteuern in die Ecken? Einfach herrlich!

Technische Daten und Preis: Wolf Puma ST

Motorbauart: R3
Aufladung: Turbo 
Einbaulage: vorn quer
Ventile/Nockenwellen: 4 pro Zylinder/2
Hubraum: 1496 cm³
kW (PS) b. 1/min: 177 (240) /5800
Literleistung: 160 PS/l
Nm b. 1/min: 388/2500
Getriebe: Sechsgang manuell
Antriebsart: Vorderrad
Bremsen vorn: 325 mm innenbelüftet
Bremsen hinten: 271 mm
Bremsscheibenmaterial: Stahl
Radgröße vorn – hinten: 8 x 20"
Reifengröße vorn – hinten: 235/35 ZR 20
Reifentyp: Michelin Pilot Sport 4 S
Maße L/B/H: 4226/1930**/1520 mm
Radstand: 2588 mm
Tank-/Kofferraumvolumen: 45/456-1216 l
Normverbrauch/CO2: 6,5 l/100 km / 155 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
Steuer pro Jahr: 164 Euro
Grundpreis: 29.590 Euro
Testwagenpreis: 38.661 Euro