Dieses Mal hat er die Nerven behalten. Nachdem Hyundai-Werksfahrer Thierry Neuville (28) zuletzt bei den WM-Läufen in Monte Carlo und Schweden in Führung liegend Fahrfehler beging, gelang ihm bei der Rallye Frankreich endlich der erste Saisonsieg. Neuville gewann auf Korsika mit 54,7 Sekunden Vorsprung vor Weltmeister Sébastien Ogier (33, Ford). Hyundai-Teamkollege Dani Sordo (33) wurde Dritter.
„Auch nach meinen Fehlern zu Beginn der Saison hat das Team hinter mir gestanden. Diesen Sieg haben wir uns alle zusammen verdient“, sagte Neuville bei der Zieldurchfahrt. Durch den Erfolg des Belgiers haben nun alle vier in der Weltmeisterschaft vertretenen Hersteller einen Sieg auf dem Konto, bei ebenfalls vier verschiedenen Fahrern als Sieger - zumindest spannender hat der Ausstieg des zuletzt viermaligen Weltmeisters Volkswagen das Championat gemacht.
WRC
Am Ende durfte Neuville auf Korsika feiern
Korsika-Sieger Neuville profitierte allerdings vom Pech zweier Konkurrenten. Kris Meeke (37), Sieger der Rallye Mexiko, hatte vom Start weg die Führung übernommen und die Konkurrenten scheinbar mühelos kontrolliert. Auf rund 17 Sekunden hatte der Citroën-Pilot den Vorsprung gegenüber den Verfolgern Neuville und Sébastien Ogier 33, Ford) bereits ausgebaut, als am Ende der sechsten Wertungsprüfung am Samstag der Öldruck im 1,6-Liter-Turbomotor des C3 WRC zusammenbrach. „Es ist frustrierend. Aber wenigstens habe ich mir dieses Mal nichts vorzuwerfen“, meinte Meeke, nachdem er sein Auto beiseite geschoben hatte.
Das anschließende Duell zwischen den zwischenzeitlich nur durch 2,2 Sekunden getrennten Neuville und Ogier war schon wenige Kilometer später beendet. „Das Hydrauliksystem ist ausgefallen. Die Schaltwippen am Lenkrad funktionieren nicht mehr, ich muss mit dem normalen Schaltknauf die Gänge wechseln. Außerdem hat sich das mittlere Differenzial verabschiedet, ich fahre praktisch mit Hinterradantrieb“, erklärte Weltmeister Ogier sein plötzlich reduziertes Tempo.
Damit lag Neuville alleine an der Spitze, sein Vorsprung vor Ogier betrug am Ende der zweiten Etappe knapp 40 Sekunden. Ogier und Sordo waren ihrerseits durch 19 Sekunden getrennt. Vor der kurzen Finaletappe war eigentlich alles klar.
Ogier
Ogier hatte mit Problemen zu kämpfen
Eigentlich. Zwar ließ sich Neuville nicht noch einmal einen Sieg auf der Zielgeraden entreißen. Allerdings zeigte Ogiers Ford Fiesta am Sonntag erneut technische Schwächen. „Die Motorleistung geht runter, ich habe keine Handbremse, das Antilag-System zur Reduzierung des Turbolochs funktioniert nicht, das mittlere Differenzial ist gesperrt“, zählte der Vorjahressieger auf. Trotzdem schaffte er das Kunststück, Rang zwei ins Ziel zu retten - winzige 1,3 Sekunden vor Sordo.
Mit dieser Meisterleistung baute Ogier seine Tabellenführung vor Jari-Matti Latvala (31) sogar geringfügig aus auf 88:75 Punkte. Der Toyota-Pilot wurde auf Korsika Vierter. Ogiers Team M-Sport/Ford bleibt Gesamtführender in der Herstellerwertung.
Seine Premiere in der Junioren-WM, die mit technisch identischen Ford Fiesta (190 PS, Vorderradantrieb) ausgetragen wird, beendete Julius Tannert (26) auf Rang vier. Der Sachse, im vergangenen Jahr noch Opel-Werksfahrer in der Europameisterschaft, kämpfte mit zwei für ihn ungewohnten Faktoren: dem Turbomotor des Fiesta und den in der Junioren-WM vorgeschriebenen Reifen von Hersteller DMack. „Ich muss meinen Fahrstil umstellen, das wird noch eine Weile dauern“, beschrieb Tannert.
Nächster WM-Lauf ist die Rallye Argentinien (28. bis 30. April).

Von

Christian Schön