Nach den vereisten Bergstraßen beim Saisonauftakt in Monte Carlo und den Schneematsch-Pisten von Schweden ist auch der dritte Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft 2019 eine Ausnahmeerscheinung. Rund um die mexikanische Industriestadt Léon geht es auf bis zu 2700 Meter hinauf, das Ganze bei Temperaturen jenseits von 30 Grad und vergleichsweise geringen Geschwindigkeiten.
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„Die Rallye Mexiko ist eine extreme Belastung für Autos und Fahrer“, sagt Tabellenführer Ott Tänak (31, Toyota). Die 1,6-Liter-Turbomotoren der World Rally Cars (WRC), die im Flachland etwa 380 PS haben, verlieren in der sauerstoffarmen Höhenluft von Mexiko rund 20 Prozent der Leistung. „Das fühlt sich an, als würde man ständig mit angezogener Handbremse fahren. Man darf nie den Schwung verlieren“, beschreibt Tänak. Die Toyota-Motoren überhitzten zudem in den vergangenen beiden Jahren. „Das Problem haben wir gelöst“, hofft Tänak.
Loeb
Ott Tänak führt die Fahrerwertung vor Thierry Neuville an.
Weil Testfahrten außerhalb von Europa verboten sind, versuchen die Teams, die speziellen Verhältnisse von Mexiko beispielsweise in der südspanischen Sierra Nevada zu reproduzieren. Ford, die im vergangenen Jahr mit Sébastien Ogier (35, jetzt Citroën) den Mexiko-Sieger stellten, schickte die Fiesta WRC extra in die Klima- und Höhenkammer von Ford Europa im englischen Dunton. Das Ziel auch hier: Durch entsprechende Programmierung der Motorelektronik den Leistungsverlust so gering wie möglich halten.
Probleme tauchten aber auch an ganz anderer Stelle auf. Aufgrund eines Defektes und eines Sturms kam ein Teil der per Schiff transportierten Ausrüstung viel zu spät beziehungsweise noch gar nicht in Léon an. Während sich die Teams und Reifenlieferant Michelin mit eilig organisierter Luftfracht helfen konnten, war dies für ein wichtiges Gut nicht möglich – auch das spezielle Rennbenzin bringen die Organisatoren der Rallye-WM normalerweise aus Europa mit.
Vorausgesetzt, dieses Problem lässt sich noch lösen, startet die Rallye am frühen Freitagmorgen (3:08 Uhr deutscher Zeit) mit der spektakulären Show-Prüfung in – und teilweise unter – den Straßen der alten Silberstadt Guanajuato. Bis Sonntag (22:00 Uhr deutscher Zeit) stehen 21 Wertungsprüfungen mit einer Gesamtlänge von 314 Kilometern auf dem Programm. Der neunmalige Weltmeister Sébastien Loeb (45, Hyundai), mit sechs Siegen Rekordhalter bei der Rallye Mexiko, verzichtet auf den Start.

Von

Christian Schön