Daumen drücken, dass es was wird mit dieser Idee. Der Xbus ist kein fancy Showcar aus dem fernen Silicon Valley, sondern eine Idee aus: Itzehoe. Nie gehört? Das Städtchen liegt in Schleswig-Holstein und ist seit Kurzem Hauptsitz eines Start-ups, das einen modularen, leichten Mehrzweck-Bus bauen will.
Böse Zungen behaupten, er sähe aus wie ein früherer Ostblock-Transporter. Wir finden: Lange gab es kein Auto mehr, das uns so freundlich angelächelt hat. Keine grimmigen LED-Schlitze, sondern Kulleraugen und Kindchenschema. Ein Sympathie-Träger eben. Es soll den Gute-Laune-Bus als Packesel für Logistiker geben, Handwerker-Auto, als Mehrsitzer für Familien. Und als Camper. Die kluge Idee: Je nach Verwendungszweck kann man die Module, die der Xbus huckepack trägt, mit zwei, drei Leuten wechseln.
Xbus
Knuffig: Der Xbus blickt freundlich aus seinen runden LED-Scheinwerfern. Ein Gute-Laune-Bus für Handwerker und Familien.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD

Der Xbus gehört zur Leichtfahrzeugklasse

"Nennen Sie es nicht Auto", sagt Martin Henne. Der 43-jährige Sympathieträger ist Chef des Sympathie-Trägers. Und erklärt auch gleich, warum sein Baby eben kein Bulli-Konkurrent sein will und wird. "Der Xbus gehört zur Leichtfahrzeugklasse L7e-B2." Mit anderen Worten: Er spielt in der gleichen Liga wie ein Renault Twizy oder ein Microlino (die Isetta-Neuauflage aus der Schweiz).
Xbus
Spartanisch: Der Innenraum ist eher funktional. Eine Klimaanlage kostet extra, Airbags wird es wahrscheinlich gar nicht geben.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD

Bei unter 18.000 Euro startet die Preisliste

Nur rund 500 Kilo soll das Basismodul des Xbus wiegen. Angetrieben wird es von E-Motoren an den Rädern, die Reichweite soll etwa 200 Kilometer betragen, mit großem Akku sogar 600 Kilometer. Maximal ist Tempo 100 drin. Geladen wird an der Haushaltssteckdose oder, gegen Aufpreis, mit 11-kW-Typ-2-Schnellladesystem. Und serienmäßig mit Solarzellen auf dem Dach. Eine Klimaanlage kostet extra, Airbags wird es vermutlich gar nicht geben. Immerhin verspricht das Start-up Crashtests, auch wenn die in dieser Fahrzeugklasse nicht vorgeschrieben sind.

Fahrzeugdaten

Modell
Xbus Standard
Abzweigung
Motor
Abzweigung
Abzweigung
Leistung
Abzweigung
Abzweigung
max. Drehmoment
Abzweigung
Abzweigung
Antrieb
Abzweigung
Abzweigung
Länge/Breite/Höhe
Abzweigung
Abzweigung
Akku
Abzweigung
Abzweigung
Leergewicht
Abzweigung
Abzweigung
Vmax
Abzweigung
Abzweigung
Verbrauch
Abzweigung
Abzweigung
Preis
Abzweigung
4 Radnabenmotoren
15 kW (20 PS) Dauerleistung, 56 kW (76 PS) Maximalleistung
1200 Nm
Allrad
3945/1633/1963 mm
auswechselbare Lithium-Akkupacks à 1,25 kWh, serienmäßig 10 kWh, max. 30 kWh
ca. 500 kg ohne Aufbau/Modul
100 km/h
5-10 kWh/100 km
ab 17.380 Euro
Die einfache Technik sorgt für überschaubare Preise: 17.380 Euro für die Basis, der Camper liegt bei knapp unter 30.000 Euro. Es wird eine Normal- und eine Offroad-Version geben. Beide sind knapp vier Meter kurz und rund 1,65 Meter breit. Allradantrieb ist jeweils serienmäßig, die Dauerleistung der vier Radnabenmotoren beträgt 20 PS, kurzzeitig 76 PS.

Variabilität ist die große Stärke des Xbus

Je nach Aufbau kann der Xbus zwischen 800 und 1100 Kilo zuladen, verspricht Martin Henne. Acht Aufbauten stehen zur Wahl, sogar einen Kipper soll es geben. Und wer mit dem Xbus in den Urlaub will, der hat im Camping-Aufsatz zwei Schlafplätze sowie eine Mini-Küche samt Waschbecken, Kühlschrank und Kochplatte. Noch in diesem Jahr will Henne erste Fahrzeuge ausliefern, angeblich gibt es schon über 15.000 Bestellungen, darunter etwa 5000 von Privatkunden, die bereits angezahlt haben. Und 600 Autohändler warteten nur darauf, dass es endlich losgehe. Die sollen auch den Service übernehmen.
Xbus
Variabel: Der Xbus kann fast alles sein – vom Camper bis zum Kipper. Je nach Aufbau kann er zwischen 800 und 1000 Kilo zuladen.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Die Pläne erscheinen ambitioniert. Drei Jahre Entwicklung stecken inzwischen im Xbus. Zwar fährt er schon, aber es handelt sich dabei noch um zwei Prototypen, die in Handarbeit in der Nähe von Ingolstadt entstanden sind – und wo noch Teile von anderen Fahrzeugen zum Einsatz kommen, in diesem Fall von alten VW-Bussen. Der eine ein Pick-up mit Doppelkabine, der andere ein Transporter mit 6000-Liter-Box.

Recycling sorgt für Umweltfreundlichkeit

"Wir bauen derzeit eine Zuliefererkette auf", sagt Henne. Bislang hieß es, die Produktion solle in Itzehoe erfolgen. Inzwischen lautet die Aussage nur noch: "Irgendwo in Deutschland." Das Zusammenschrauben soll so simpel sein wie das Fahrzeug selbst. "Wir bauen kein Automobilwerk, sondern eine Montage", sagt Henne. Die übernehme ein erfahrener Auftragsfertiger. Das Ziel: "Man kann den Xbus kaufen, leasen oder abonnieren", sagt Henne. Nach 10.000 Kilometern sei er klimaneutral. Und ganz am Ende werde er recycelt, zu 98 Prozent sei das möglich.
Xbus
Umweltbewusst: Schon nach 10.000 Kilometern ist ein Xbus klimaneutral, am Ende seines Lebens ist er zu 98 Prozent recyclebar.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Ende 2021 gingen Henne und seine Mitstreiter auf einen Reklame-Roadtrip durch Europa. Düsseldorf, Frankfurt, Mailand, Paris, Nizza. Ach ja, und Itzehoe. Die interessierte Kundschaft? "Mit dem Xbus erreichen wir auch viele junge Leute, die bislang nicht darüber nachgedacht haben, ein eigenes Auto zu kaufen." Warum? Darum: "Er ist nachhaltig, cool, emotional." Und so sind vier USB-Buchsen und das 10,2-Zoll-Display mit Apple CarPlay und Android Auto immer an Bord.

Der Xbus soll erst der Anfang sein

Für die Mutterfirma des Xbus, Electric Brands, ist das Fahrzeug nur der Anfang. Mittelfristig sollen weitere Mobilitätslösungen hinzukommen. Die Art und Weise, um von A nach B zu kommen, wandle sich ja nun mal, sagt Henne. Daher würden auch die Autohändler den Xbus gern ins Programm aufnehmen. "Auch die müssen sich ja wandeln." Am Ende möchte man den Xbus einmal knuddeln und ihm alles Gute wünschen. Bei Herrn Henne geht das ja nicht wegen Corona.