Zusatz-Additive
Wer braucht noch Blei-Ersatz?

—
Eine Glaubensfrage spaltet die Oldie-Szene: Einige tanken unbekümmert bleifreien Sprit, andere wittern Motorschäden.
Blei wirkt wie ein Ventil-Dämpfer
Bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Welt noch in Ordnung: Katalysatoren gab es höchstens in der Zoohandlung, das Benzin enthielt Blei als Klopfbremse, und wenn der Vergaser sauber eingestellt war, leuchtete das Auspuffendrohr hellgrau. Dann kam der Kat, damit nötigerweise bleifreies Benzin und die Sorge um die Ventile. Denn die hatten sich an verbleiten Sprit gewöhnt.
Die Schwermetallverbindungen im Benzin verbesserten nicht nur dessen Klopffestigkeit, sondern lagerten sich auch an den hoch beanspruchten Ventilsitzen ab: Dort wirkten sie wie ein Dämpfer, wenn die Ventile beim Schließen mit hohem Tempo auf ihre Sitze zurückklatschten. Um bleifreien Sprit unbeschadet zu verdauen, mussten die Motoren härtere Ventile und Ventilsitze bekommen. Andernfalls bestand Gefahr, dass sich die Ventile in ihren Sitz einarbeiten, das heißt "einschlagen", wobei sich das wichtige Ventilspiel verringert und schließlich das Ventil überhitzt oder ganz abreißt. Folge: Motorschaden.
Anfang der Neunziger, als das Verbot verbleiten Benzins bereits beschlossen war, brachten verschiedene Firmen Blei-Ersatz-Additive auf den Markt, die beim Tanken in den Sprit gemischt werden. Castrol TBE und Liqui Moly Blei-Ersatz sind die bekanntesten, doch auch die großen Kraftstoff-Marken haben eigene Produkte, die identisch funktionieren.
Die Schwermetallverbindungen im Benzin verbesserten nicht nur dessen Klopffestigkeit, sondern lagerten sich auch an den hoch beanspruchten Ventilsitzen ab: Dort wirkten sie wie ein Dämpfer, wenn die Ventile beim Schließen mit hohem Tempo auf ihre Sitze zurückklatschten. Um bleifreien Sprit unbeschadet zu verdauen, mussten die Motoren härtere Ventile und Ventilsitze bekommen. Andernfalls bestand Gefahr, dass sich die Ventile in ihren Sitz einarbeiten, das heißt "einschlagen", wobei sich das wichtige Ventilspiel verringert und schließlich das Ventil überhitzt oder ganz abreißt. Folge: Motorschaden.
Anfang der Neunziger, als das Verbot verbleiten Benzins bereits beschlossen war, brachten verschiedene Firmen Blei-Ersatz-Additive auf den Markt, die beim Tanken in den Sprit gemischt werden. Castrol TBE und Liqui Moly Blei-Ersatz sind die bekanntesten, doch auch die großen Kraftstoff-Marken haben eigene Produkte, die identisch funktionieren.
Bleifrei für alle? Ja, aber ...
Aber nun kursieren in der Oldie-Szene Gerüchte, der Verkauf dieser Additive würde eingestellt. Deshalb hier erst mal die Entwarnung: Weder Castrol noch Liqui Moly planen, ihren Blei-Ersatz aus den Regalen zu nehmen. Zwar sei das Additiv laut Liqui-Moly-Sprecher Peter Baumann "nicht der Renner im Programm, aber eine seit Jahren konstante Größe". Und deshalb bleibe das Angebot auch bestehen, "solange die Nachfrage da ist".
Trotzdem stellt sich die Frage: Was passiert, wenn es auch keinen Blei-Ersatz mehr gibt? "Gar nichts", glaubt Martin Redzanowski, Techniker bei Castrol und Besitzer mehrerer Alt-Opel. Er gibt freimütig zu, auch das hauseigene Produkt TBE noch nicht benutzt zu haben, und fährt seinen Admiral seit Jahren bleifrei. Redzanowski vertritt wie viele Motorentechniker die These, dass die gusseisernen Zylinderköpfe sich zu Zeiten des Bleibenzins praktisch damit voll gesogen haben und davon noch Jahrzehnte zehren können. Zumindest sei das Ventilspiel bei den von ihm beobachteten Motoren seit Jahren konstant.
Also Bleifrei für alle? Ja, aber mit Vorsicht. Die Fahrweise spielt eine große Rolle: Wer seinen Oldie gern in den roten Bereich dreht, wird allerdings so oder so irgendwann Probleme bekommen. Wenn dann der Zylinderkopf zur Überholung ansteht, ist der Einbau bleifreitauglicher Ventile und Ventilsitze reine Formsache. Kosten: pro Zylinder um 100 Euro, plus Ein- und Ausbau des Zylinderkopfs. Wer allerdings gesittet fährt und sich mit mittleren Drehzahlen bescheidet, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit jahrelang problemlos Bleifrei tanken.
Trotzdem stellt sich die Frage: Was passiert, wenn es auch keinen Blei-Ersatz mehr gibt? "Gar nichts", glaubt Martin Redzanowski, Techniker bei Castrol und Besitzer mehrerer Alt-Opel. Er gibt freimütig zu, auch das hauseigene Produkt TBE noch nicht benutzt zu haben, und fährt seinen Admiral seit Jahren bleifrei. Redzanowski vertritt wie viele Motorentechniker die These, dass die gusseisernen Zylinderköpfe sich zu Zeiten des Bleibenzins praktisch damit voll gesogen haben und davon noch Jahrzehnte zehren können. Zumindest sei das Ventilspiel bei den von ihm beobachteten Motoren seit Jahren konstant.
Also Bleifrei für alle? Ja, aber mit Vorsicht. Die Fahrweise spielt eine große Rolle: Wer seinen Oldie gern in den roten Bereich dreht, wird allerdings so oder so irgendwann Probleme bekommen. Wenn dann der Zylinderkopf zur Überholung ansteht, ist der Einbau bleifreitauglicher Ventile und Ventilsitze reine Formsache. Kosten: pro Zylinder um 100 Euro, plus Ein- und Ausbau des Zylinderkopfs. Wer allerdings gesittet fährt und sich mit mittleren Drehzahlen bescheidet, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit jahrelang problemlos Bleifrei tanken.
Nur Oldie-Renner brauchen Blei-Zusatz
Zur Vorsicht sollte er jedoch öfter mal das Ventilspiel prüfen, erstmals zum Beispiel 1000 Kilometer nach Weglassen des Bleiersatzes und dann alle 2000 Kilometer. Kommt dabei heraus, dass sich das Ventilspiel beständig verringert, mag der Motor definitiv kein Bleifrei. Dann bleibt immer noch der Gang zum Motoreninstandsetzer zur Bleifrei-Umrüstung. Die weitaus meisten Oldies und Youngtimer verdauen jedoch problemlos bleifreien Kraftstoff. Schade ist nur, dass viele selbst ernannte Experten in Internetforen und Markenclubs anderes behaupten und damit ihre Kollegen verunsichern. Dabei gilt gerade im Umgang mit Oldtimern: Probieren geht über studieren.
Das sagen die Autohersteller Für Dr. Karl Kollman gab es das Bleifrei-Problem schon 1995 nicht: "Mercedes-Motoren brauchen kein Blei", erklärte der Leiter der Pkw-Motoren-Entwicklung in AUTO BILD. Und daran hat sich bis heute nichts geändert: Keine Bleiersatz-Additive nötig, steht auch in der "Technischen Kundenberatung", die Mercedes-Benz-Werkstätten vorliegt. Nicht alle Hersteller jedoch trauen ihren alten Motoren so viel zu.
Dr. Heinz-Jacob Neußer, Leiter Motorenentwicklung Porsche, empfiehlt für Vor-76er-Motoren den Bleizusatz: "Denn ohne können in jeder Betriebsart Schäden auftreten." BMW teilt die Porsche-Einschätzung. Andere Hersteller sehen es wie Opel-Pressesprecher Manfred Daun: "Nur wer Oldie-Rennen fährt, braucht den Zusatz. Alle anderen nicht."
Das sagen die Autohersteller Für Dr. Karl Kollman gab es das Bleifrei-Problem schon 1995 nicht: "Mercedes-Motoren brauchen kein Blei", erklärte der Leiter der Pkw-Motoren-Entwicklung in AUTO BILD. Und daran hat sich bis heute nichts geändert: Keine Bleiersatz-Additive nötig, steht auch in der "Technischen Kundenberatung", die Mercedes-Benz-Werkstätten vorliegt. Nicht alle Hersteller jedoch trauen ihren alten Motoren so viel zu.
Dr. Heinz-Jacob Neußer, Leiter Motorenentwicklung Porsche, empfiehlt für Vor-76er-Motoren den Bleizusatz: "Denn ohne können in jeder Betriebsart Schäden auftreten." BMW teilt die Porsche-Einschätzung. Andere Hersteller sehen es wie Opel-Pressesprecher Manfred Daun: "Nur wer Oldie-Rennen fährt, braucht den Zusatz. Alle anderen nicht."
Service-Links