Zwei Oberklasse-Offroader im Vergleich
Gib dir die Kante!

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Aerodynamische SUV haben sie fast verdrängt. Hoch bauende Traditionalisten wie Mercedes G und Land Rover Discovery haben aber Vorzüge.
Früher war das ganz normal: Noch in den 80er-Jahren stieg man nicht einfach in einen Geländewagen ein, sondern man erklomm ihn. Gute 80 Zentimeter Sitzhöhe über der Fahrbahn waren nicht nur bei Land Rover oder Mercedes gang und gäbe, sondern auch bei Geländewagen von Nissan, Mitsubishi, Isuzu oder Toyota. Das hatte allerdings den Nachteil, dass es für nicht ganz so langbeinige Zeitgenossen schwierig war, ihr Gesäß auf den Fahrerthron zu hieven. Ein schönes Geschäft für die Zubehörhersteller, die durch nachträglich angeschraubte Trittbretter aus Metall jedermann den Zugang zum hohen Geländewagen ermöglichten. Und heute? Problemlos gleiten wir auf die Sessel der aktuellen SUV à la M-Klasse, X5, Touareg, Q7 oder XC90. Dieser äußerst bequeme und rückenschonende Zu- und Ausstieg ist mitverantwortlich für den Erfolg dieser Fahrzeuggattung.
Der Offroad-Dinosaurier ist seit 1979 im Mercedes-Programm

Oldtimer gegen komplette Neukonstruktion

Der Mercedes kontert den englischen Angriff auf der Komfortebene mit der Gewalt von 34 zusätzlichen PS, die den G 320 CDI beim Gasgeben richtig temperamentvoll wirken lassen. In nur 9,8 Sekunden reißt der Mercedes die Tempo-100-Marke. Der bleischwere Brite nimmt dagegen stets sanft Fahrt auf. Er setzt der zackigen Beschleunigung des Deutschen aber seine Genügsamkeit entgegen. Der Land Rover verbraucht bei gleichem Tempo mehr als zwei Liter/100 km Dieselöl weniger als der Mercedes. Die G-Klasse ist eben noch kantiger geformt und zudem kürzer übersetzt, sodass sein Motor bei gleichem Tempo höher drehen muss. Auch der subjektive Fahreindruck am Steuer unterscheidet sich bei den beiden Kandidaten drastisch. Der Brite umschmeichelt seinen Fahrer, lullt ihn ein mit dem sanften Schnurren seines überaus kultivierten Dieselmotors und animiert zur stressfreien Fernreise auf gepflegten Autostradas in die Toskana. Die Fahrtpause am Nachmittag genießt man in einem netten Café am See auf einem lässig gepolsterten Terrassensessel, wo der Wirt einen Cappuccino samt blütenweißer Stoffserviette reicht. Später, am Ziel angekommen, gleitet man völlig entspannt aus dem Fahrersitz und lässt sich die Lederkoffer in das Zimmer des stilvollen Hotels tragen.
In der G-Klasse zählt vor allem die Kraft


Fazit von AUTO BILD ALLRAD-Redakteur Martin Braun
Klar, mit Kurven- und Autobahntempo können weder Land Rover noch Mercedes beeindrucken – der G am allerwenigsten. Die Faszination solcher Autos liegt woanders. Dazu muss man nicht unbedingt schwere Anhänger schleppen oder üble Wege suchen. Es reicht das Probesitzen und die weitläufige Fahrerperspektive – ein Gefühl der Erhabenheit. Und das bringt der Land Rover mit weniger Alltagsnachteilen zum deutlich günstigeren Preis. Der Mercedes wirkt dafür unübertroffen ernst.
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