Er ist Profi. Ebay-Profi. Seit 2001 verdient Torsten Klotzsch-Fiehn mit einem Internet-Shop sein Geld. Er kennt alle Risiken und Tücken der Auktionsszene. Und doch hat er im Internet ein Auto gekauft, das er nur auf Bildern gesehen hatte, hat ein Maximalgebot von 25.500 US-Dollar eingetippt und bestätigt. Klick. Das war am 3. Februar 2008. Torsten Klotzsch-Fiehn (40) aus Edewecht hatte den Tag auf der Classic Motorshow in Bremen verbracht. "Viele Pagoden waren im Angebot", sagt er, "für mich eine Stil-Ikone." Er hörte vom Nachteil der California-Modelle, die ab Werk kein Softtop besitzen.

Der SL lief in der Rubrik Zubehör – nur ein Bieter entdeckte den Mercedes

Mercedes-Benz 250 SL W 113
Experten warnten ihn vor Rost und Blendern, auch vor der ungeliebten Variante 250 SL. Schon deswegen fand er den 250 SL reizvoll. Und weil er 1967 gebaut wurde – das ist Klotzsch-Fiehns Geburtsjahr. Zu Hause tippte er er "250 SL" in die Suchmaske ein. Keine Beschränkung der Rubrik, absichtlich nicht. Die Liste war lang: Prospekte, Handbücher, Modelle, eine Menge Ersatzteile. Und ein Auto, das in der Rubrik Zubehör stand, ein "rust free Florida car" von 1967. Nur mit spärlichen Bildern und dürren Zeilen war die Offerte ausgeschrieben. Torsten Klotzsch-Fiehn schickte eine E-Mail. Die Antwort kam prompt. Ein Juwelier schrieb aus Florida, er habe die Pagode vor einiger Zeit von einer älteren Dame erworben. Niemand hatte den Wagen in der falschen Rubrik entdeckt. So erhielt Torsten Klotzsch-Fiehn drei Tage später als einziger Bieter den Zuschlag zum Startpreis von 23.000 US-Dollar.

Bei Ankunft war klar: Die Pagode ist ein Top-Auto

Endlos zogen sich die acht Wochen hin, die eine Spedition für die Verladung im Hafen von Miami benötigte. Als der Container 14 Tage später in Rotterdam stand, hatte der Norddeutsche die Kaufsumme überwiesen. Seine Spannung wuchs ins Unerträgliche. Am nächsten Tag klingelte bei Torsten Klotzsch-Fiehn das Telefon. Die Spedition hatte die Pagode beim örtlichen Mercedes-Händler abgeliefert. "Die ist ja", staunte der Meister, "richtig gut."
Natürlich hatte Floridas Sonne viele Gummis zerbröselt, die Motorlager waren ausgeschlagen. Und am linken Schwellerende fand sich ein Rostloch. Doch als Plus verbuchte Klotzsch-Fiehn unverbastelte Technik und jungfräuliches Leder. Im Armaturenbrett spielt das originale Becker-Radio. Jetzt wusste er: Seine Pagode hatte ein behütetes Leben geführt.

Ein Kauf mit viel Glück

Auch Glück gibt es also in der globalen Auktionswelt, selbst wenn es nicht ohne kleine Schatten ist. Denn seit der Atlantikpassage ist der Chromrahmen der Bugverzierung krumm. Die amerikanische Transportversicherung schweigt beharrlich. Ersatz kostet rund 2500 Euro. Nun surft der Ebay-Profi wieder durchs Netz. Und sucht dieses Mal tatsächlich Teile.
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