Forza Ferrari! Frikadelli Racing gewinnt das diesjährige 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Der neue Ferrari 296 GT3, der von Earl Bamber, Nick Catsburg, David Pittard und Felipe Fernandez Laser pilotiert wurde, hielt der Materialschlacht in der "Grünen Hölle" stand – und beendet eine lange Siegesserie der deutschen Hersteller. Mit der Chrysler Viper von Zakspeed siegte zuletzt im Jahr 2002 ein Hersteller, der nicht aus Deutschland kommt.
Für Nick Catsburg, der 2020 schon einmal mit ROWE Racing das 24h-Rennen am Nürburgring gewinnen konnte, ist es bereits der zweite Gesamtsieg in der Eifel. Earl Bamber, David Pittard und Felipe Fernandez Laser feiern den 24h-Premierenerfolg am Nürburgring.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll", jubelte Fernandez Laser. "Ich bin einfach unglaublich stolz auf alle. Das ist mein erster richtig großer Erfolg. Sabine hat uns vom Himmel aus geholfen. Ich freue mich auch sehr für den lieben Klaus."
Hinter den Rennsiegern überquerte einer der beiden BMW M4 GT3 von ROWE Racing den Zielstrich. Marco Wittmann, Sheldon van der Linde, Dries Vanthoor und Maxime Martin durften den zweiten Platz bejubeln. Das BMW-Quartett lag dem Frikadelli-Ferrari zeitweise dicht im Nacken, konnte allerdings keine Schlussattacke setzen.
"Wieder Zweiter - das nervt ein kleines bisschen", war Sheldon van der Linde enttäuscht. "Natürlich ist es geil auf dem Podium zu sein, aber ich war so oft Zweiter oder Dritter. Noch nie Erster."
Der zweite Platz geht an den BMW M4 GT3 von ROWE Racing
Bild: Patrick Funk

Das Podium komplettiert der Mercedes-AMG GT3 vom Haupt Racing Team, der sich am Freitag die Pole-Position gesichert hatte. Raffaele Marciello, Luca Stolz und Philipp Ellis waren im Rennen allerdings nicht schnell genug und können mit dem dritten Platz durchaus zufrieden sein.
Eine Zeitstrafe, die sich Marciello in der Anfangsphase wegen des unnötigen Langsamfahrens in der Boxengasse einfing, hatte am Endergebnis nur wenig Einfluss. Insbesondere in der Nacht, als die Temperaturen fielen, konnten die Mercedes-Piloten das Tempo der Spitzengruppe nicht mehr mitgehen.

Italienische Doppelführung in der Anfangsphase

Der Start zum 24h-Rennen verlief ohne besondere Vorkommnisse. Raffaele Marciello hatte seinen HRT-Mercedes #4 von der Pole-Position aus zunächst in Führung gebracht. Dahinter musste Maro Engel die Konkurrenz in Form vom Abt-Lamborghini #27 und Frikadelli-Ferrari #30 überholen lassen. Auf dem fünften Platz folgte mit Falken Motorsports der erste Porsche. Kollisionen blieben in der ersten Stunde des Rennens weitgehend aus.
Marciello konnte seine Spitzenposition allerdings nicht lange halten, musste zunächst Marco Mapelli im Abt-Lamborghini und wenig später auch David Pittard im Frikadelli-Ferrari vorbeilassen. Maro Engel nutzte einen Fehler von Marciello, um sich ebenfalls am Markenkollegen vorbeizuschieben. Damit war das Rennen in der Anfangsphase von einer italienischen Doppelführung geprägt, die sich erst mit Beginn der ersten Boxenstopps änderte.

Reifenschäden verursachen Favoritensterben

Das ganze Rennen war von Reifenschäden geprägt. Schon nach wenigen Runden traf es den Abt-Lamborghini #27, der sehr viel Zeit verlor und alle Chancen auf den Gesamtsieg begraben musste. Am Ende reichte es für den Italiener, der im Qualifying mit dem dritten Startplatz überzeugte, für den neunten Gesamtrang.
Der HRT-Mercedes #4 startete von Pole - war im Rennen aber nicht schnell genug
Bild: Patrick Funk

Aber auch der spätere Rennsieger, der Frikadelli-Ferrari #30 wurde zum Opfer der Reifenschäden. Im Gegensatz zur Konkurrenz hatte die schnellste Frikadelle der Welt jedoch Glück: Der Reifen ging kurz vor der Boxeneinfahrt kaputt, sodass das Quartett nur wenig Zeit verlor und den Reifenwechsel mit einem Boxenstopp verbinden konnte. Schon nach wenigen Runden war die Mannschaft um Teamchef Klaus Abbelen wieder an der Spitze zu finden.
Der "Grello" #911 von Manthey Racing, einer der Publikumslieblinge am Ring, hatte weniger Glück. Der Porsche mit Kevin Estre am Steuer flog, vermutlich nach einem Reifenschaden, ab und krachte in die Reifenstapel. Zwar versuchte das Team noch einmal, die Schäden zu beheben und das Rennen fortzusetzen, doch wiederkehrende Reifenprobleme machten die Weiterfahrt in der Nacht unmöglich.
Auch die beiden Falken-Porsche blieben von Reifenschäden sowie Unfällen nicht verschont, sodass sich die Chancen auf den Gesamtsieg in Luft auslösten.

Weitere Top-Favoriten in Problemen

Für den favorisierten GetSpeed-Mercedes #3, der unter anderem von DTM-Pilot Maro Engel pilotiert wurde, erhielten die Siegchancen ebenfalls einen starken Dämpfer. Der Mercedes-Pilot kollidierte mit einem langsamen Fahrzeug und zog sich dabei einen Schaden am rechten Hinterrad zu. Das Team versuchte zwar, den Schaden schnellstmöglich zu beheben, allerdings stand das "Green Beast" schon nach wenigen Runden wieder an der Box.
Der Scherer-PHX-Audi #1 kämpfte sich in der ersten Rennhälfte sukzessive nach vorne. Dabei missachteten die Vorjahressieger allerdings mehrfach die Flaggensignale, weshalb eine satte Zeitstrafe von insgesamt 4:36 Minuten ausgesprochen wurde. Doch damit nicht genug …

Unfall-Chaos in der Nacht

In der Nacht, kurz nach der Halbzeit des Rennens, wurden die Bedingungen am Nürburgring plötzlich chaotisch. Innerhalb weniger Minuten ereigneten sich mehrere Zwischenfälle, die zahlreiche Top-Favoriten aus dem Rennen rissen. Zunächst flogen Audi #1 (Vervisch/Drudi/Feller/Lind) und #5 (Stippler/V. Kolb/Sims/van der Zande) auf einer Ölspur ab, was für die beiden Fahrzeuge von Scherer-PHX den vorzeitigen Ausfall bedeutete.
Der beste Audi, der R8 LMS von Land Motorsport, erreichte die sechste Position
Bild: Patrick Funk

Nur wenig später drehte sich das BMW Junior Team #72 aufgrund eines Reifenschadens von der Strecke, was in der Folge zum Bruch der Aufhängung führte. Auch der Konrad-Lamborghini #7 (Jeffries/Buurman/Soufi/Lefterov) musste wegen technischer Probleme zum Stopp. Beide Fahrzeuge fielen aufgrund des Zeitverlusts aus dem Kampf um den Gesamtsieg heraus. Der Rowe-BMW #99 (Farfus/Eng/De Philippi/Yelloly) musste nach einem Kontakt mit der Konkurrenz abgestellt werden.
Schlimmer erwischte es den Dacia Logan #118, der vom Dinamic-Porsche #54 abgeräumt wurde. Laurin Heinrich knallte dem Publikumsliebling fast ungebremst in Heck, was zum heftigen Unfall führte. Maximilian Weissermel, der zu diesem Zeitpunkt den Dacia pilotierte, wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht, konnte jedoch am Sonntag die Heimreise antreten. Der Dacia ist ein Totalschaden, die Zukunft ungewiss.

Wenig Veränderungen am Sonntag

Im letzten Renndrittel gab es nur noch wenige Veränderungen an der Spitze. Der Frikadelli-Ferrari schien seinen Vorsprung an der Spitze zu verwalten, während ROWE und GetSpeed nicht mehr an die Führungsposition herankamen. Die weiteren Positionen waren zu dieser Zeit weitestgehend verteilt.
Nach 162 Runden – also mit einem neuem Distanzrekord – überquerte David Pittard im Frikadelli-Ferrari die Ziellinie. Was dem Team aus Barweiler in mehreren Anläufen mit dem Porsche 911 GT3 R nicht gelungen ist, klappte mit dem Ferrari 296 GT3 auf Anhieb: Frikadelli Racing feiert den ersten Gesamtsieg beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring.

Die Top-Zehn im Überblick

1. Frikadelli Racing, Ferrari 296 GT3 (Bamber/Catsburg/Pittard/Fernandez Laser)
2. ROWE Racing, BMW M4 GT3 (Wittmann/S. van der Linde/D. Vanthoor/Martin)
3. Haupt Racing Team, Mercedes-AMG GT3 (Marciello/Stolz/Ellis)
4. GetSpeed Performance, Mercedes-AMG GT3 (Christodoulou/Götz/Schiller)
5. Rutronik Racing, Porsche 911 GT3 R (Olsen/Cairoli/Andlauer)
6. Land Motorsport, Audi R8 LMS (Haase/Mies/Niederhauser)
7. Wochenspiegel Team Monschau, Ferrari 296 GT3 (Weiss/Krumbach/Keilwitz/Dontje)
8. Haupt Racing Team, Mercedes-AMG GT3 (Haupt/Love/Maini)
9. Abt Sportsline, Lamborghini Huracan GT3 (K. van der Linde/Mapelli/Pepper/Thiim)
10. Falken Motorsports, Porsche 911 GT3 R (Heinemann/Ragginger/Menzel/Eriksson)

Von

Sönke Brederlow