3D-Auto Local Motors Strati: Detroit Motor Show 2015
Druckfrisch in Detroit
—
Auto mal anders: Local Motors zeigt auf der Detroit Auto Show 2015 ein Auto aus dem 3D-Drucker. Der Strati soll schon 2015 in Serie gehen.
In 44 Stunden wird der Strati in mehr als 200 Schichten gedruckt.
Es knirscht und quietscht, aber es fährt: Auf der DetroitMotor Show 2015 zeigt der US-Autohersteller Local Motors das erste Auto aus dem 3D-Drucker. Im Gegensatz zum bekannten 3D-Auto Urbee, bei dem der Rahmen nicht gedruckt wurde, sind beim Strati die Karosserie, das Chassis und auch einige Interieur-Teile aus einem Stück. Die nötige Technik kommt vom Oak Ridge National Laboratory (ORNL), einer US-Forschungseinrichtung (dazu später mehr). Nicht aus dem Drucker kommen die Batterie, die Motoren, die Verkabelung und die Federung des E-Autos, sie stammen aus dem Renault Twizy. Die Höchstgeschwindigkeit des Strati soll bei 64 km/h liegen, die Reichweite beträgt etwa 100 Kilometer. Zur Wahl stehen zwei Motoren mit fünf oder 17 PS.
Den Namen fürs Gefährt hat sich der italienische Designer Michele Ancè wohl überlegt. Strati bedeutet auf deutsch Schichten, und aus denen besteht der Strati auch: Insgesamt sind es mehr als 200, die nach und nach aus einer Mischung aus ABS-Kunststoff und Carbon gedruckt werden – das Material ist leicht und soll dennoch sicher sein. 44 Stunden dauert die Prozedur. Noch: "Wir arbeiten daran, den Druck-Prozess auf 24 Stunden zu verkürzen", heißt es auf der Homepage der Firma.
Vision: reingehen in den Laden, konfigurieren, drucken, losfahren.
Die Vision des Herstellers: In zehn Jahren gibt's auf der ganzen Welt 100 Mikrofirmen, in denen Autos gedruckt werden. Große Fabrikhallen, wie man sie für die Herstellung konventioneller Autos braucht? Überflüssig! "Es könnte Local Motors-Geschäfte in Einkaufszentren geben, man geht hinein, es gibt einen Konfigurator, man wählt aus, wie das Auto aussehen soll, man klickt 'Drucken', das Auto wird gedruckt, und man fährt davon", sagte Jean Paul Capin von Local Motors der "Tagesschau" auf der Messe in Detroit. Das spare Zeit und Ressourcen.
Zum Selbermachen: Honda aus dem 3D-Drucker
Klingt ziemlich futuristisch? Stimmt. Und soll nach dem Willen von Local Motors doch schon bald Realität sein: Noch 2015 will die in Arizona beheimatete Firma mit dem Strati in Serie gehen – sobald die Straßenzulassung für die USA durch ist. Wer möchte, kann sich jetzt schon auf der Homepage von Local Motors für ein Exemplar des gedruckten E-Autos vormerken lassen. Der Preis soll laut "Tagesschau" zwischen 21.000 Euro und 30.000 Euro liegen.
Täuschend echt: Dieser Shelby Cobra GT kommt ebenfalls aus dem 3D-Drucker!
Der Strati ist nicht das einzige Auto aus dem Drucker, das in Detroit zu bewundern ist. Direkt am Nebenstand steht ein Shelby Cobra GT – ebenfalls aus dem 3D-Gerät, was in diesem Falle aber nicht zu sehen ist. Gefertigt hat ihn das Oak Ridge National Laboratory (ORNL), eine US-Forschungseinrichtung. Das ORNL hat auch den Strati gedruckt, und beim Shelby wollten die Ingenieure zeigen, wie man so einem 3D-Auto den nötigen Feinschliff verpassen kann. Das Gefährt wiegt dank des leichten Komposit-Materials nur 700 Kilo; 250 davon wurden innerhalb von 24 Stunden gedruckt. Der gesamte Entwicklungsprozess des 3D-Shelby dauerte laut ORNL nur sechs Wochen.
Bildergalerie
Bilder: Shelby Cobra 427
Der Beweis: So sah der Flitzer frisch aus dem Drucker aus.
Im Gegensatz zum Strati, der mit seinem riffeligen Druck-Look und der ungewöhnlichen Karosserieform reichlich gewöhnungsbedürftig aussieht, ist dem Shelby seine Print-Vergangenheit nicht anzusehen: Wüsste man's nicht besser, könnte man es für ein ganz normales Auto halten, so blitzeblank schimmert er. Für Lonnie Love, Leiter der ORNL-Forschungsabteilung, ist der 3D-Shelby nichts weniger als eine Revolution: Autohersteller könnten so in kürzester Zeit und zum kleinen Preis Prototypen drucken, an denen sie Form und Funktionalität des Entwurfs testen könnten. "Da könnte eine ganz neue Industrie entstehen", glaubt Love.
Von
Maike Schade
Bilder: Shelby Cobra 427
1/11
Carroll Shelby hatte die Idee zum giftigsten Ami-Sportwagen der sechziger Jahre. Das Rezept war simpel: Man nehme einen blattgefederten Briten-Roadster und packe ihm einen Siebenliter-V8 und 500 PS unter die Haube. Fertig ist die Shelby Cobra.
2/11
Erfahrene Cobra-Beschwörer scheuchen das Reptil in knapp über vier Sekunden auf Tempo 100, katapultieren sich in rund zehn Sekunden auf 200 km/h, donnern bei freier Strecke ungerührt weiter, bis die Tachonadel fast am Anschlag steht.
3/11
Die 427er-Cobra plustert sich mächtig auf – und flößt schon im Stand einen Heidenrespekt ein. Aber in der Schlange steckt so viel Urgewalt, dass noch bei Tempo 170 die Hinterräder durchdrehen können. – Bei dieser Gelegenheit: Frühe Modelle sind erkennbar an den einteilige Rückleuchten.
4/11
Als Cobra-Novize sollte man es vorsichtig angehen und nur dann mutig Gas geben, wenn die Vorderräder gerade stehen und die Straße – am besten bis zum Horizont – auch wirklich frei ist.
5/11
Durch fünf seitliche Kiemen speit die Cobra heiße Luft. Die Sidepipes der Cobra sind so dick wie Arnold Schwarzeneggers Bizeps in seinen besten Jahren.
6/11
Wer braucht schon einen Kofferraum in einer Cobra?
7/11
Der Tank-Schnellverschluss machen die fette Sport-Optik perfekt.
8/11
Das Cockpit der Cobra sieht so brav aus wie bei zahmeren englischen Sportwagen der Sechziger. Anschnallen ist Pflicht, sonst riskiert man einen Abwurf im Rodeo-Stil.
9/11
Die Tachonadel dreht sich, ach was: fliegt gegen den Uhrzeigersinn. Gerne bis 180 – Meilen pro Stunde, wohlgemerkt! Gut 270 km/h sollte diese Cobra schaffen, obwohl ihr Luftwiderstand dem einer Dampflok gleicht.
10/11
Es dauert einen Augenblick, bis das Gemisch in den milchtütengroßen Zylindern des Siebenliter-Ford-V8 wie ein Vulkan explodiert. Dieser Motor ist ein originaler 427er, sogar die für den Rennsport optimierte Side-Oiler-Version, bei der das Öl zuerst zur Kurbelwelle gepumpt wird.
11/11
Anhalten und aussteigen will man nicht, dazu ist die Schlange viel zu verführerisch. 427er-Cobra sind nicht unter 400.000 Euro zu bekommen. Ex-Rennversionen können die Millionengrenze knacken.