Kämpfen wie die MacLeods und McGregors



Was weiß man bei uns über Schottland? Es ist voller Schafe, es regnet andauernd, und wenn die Schotten gegen ihren Lieblingsfeind England zu Felde zogen, malten sie sich die Gesichter blau an. Soweit die landläufige Meinung.

Mir schoß bei Schottland ganz anderes durch den Kopf: nebelverhangene Seen und Hügel und vor allem die legendären Highland Games mit Teilnehmern im Schottenrock und bunten Kniestrümpfen. Warum also nicht hier die dritte der vier Vorrunden der 4x4 Challenge austragen?

Schon vor vielen Jahrhunderten hatten Clanchefs vom Schlage der MacLeods und MacGregors starke Männer um sich geschart. Kämpfer mit dem unbändigen Willen zum Sieg. Entscheidender Unterschied damals zu heute: Nicht kriegerisch, sondern friedlich und fair sollte es zugehen. Und: Statt nur zum Baumstamm, Tau oder massiven Flußstein zu greifen, sollten die fünf Teams (je drei Männer und eine Frau) in und um Edinburgh neben Muskelkraft auch ihr fahrerisches Können beweisen. Ziel: Aus dem Kräftemessen der Stärksten und Besten gehen nicht nur die "Helden Schottlands", sondern auch das dritte Team für das Finale in Südafrika hervor.

"Highland-Games": Es kann nur einen geben



Von Beginn an schoß reichlich Adrenalin durch die Adern des einen oder anderen Teilnehmers. Der Grund? Plötzlich stand man Auge in Auge vor einem Schotten auf vier Rädern. Hui ... Linksverkehr! Und dann noch diese vielen Kreisel ("Roundabouts"). Wer sich auf den unzähligen Verbindungsetappen zwischen den insgesamt 22 Tasks verfuhr, bekam oft als Antwort: "Turn right on the next roundabout, than left on the next roundabout and again right on the next roundabout."

Auch mir wurde dabei richtig schwindlig. Doch zurück: Den Auftakt der 4x4-Hochlandspiele bildete ein Highspeed-Rennen mit Nissan Murano auf dem "East Fortune"-Racetrack bei North Berwick. Jeder versuchte, fehlerfrei im Pylonen-Labyrinth die Spur zu halten – je schneller, desto besser. Dann ging es abwechselnd, erst im Laufschritt, dann hinterm Lenkrad des X-Trail über einen Slalomkurs. Die Besten rannten und fuhren 34mal in 20 Minuten die knapp 100 Meter lange Strecke.

Nächste Prüfung: diverse Offroad-Tasks unweit von Monzie Castle bei Crieff. Hier zählte nicht der Speed, sondern Finger- und Fußspitzengefühl. Mit gezielten Gasstößen und wohlüberlegten Lenkmanövern zirkelten die Besten den Patrol fehlerfrei durch den mit engen Toren gespickten Parcours. Im Pathfinder ging's weiter Richtung Sterling, durch reißende Flußläufe und über materialmordende Schotterpisten. Bei Zwischenstopps wurden immer wieder Fitness- und Ausdauer-Tasks als Extra-Kick für Zwischendurch eingestreut. Ob sägen, Kanufahren oder radeln an der Schmerzgrenze, den Abenteurern wurde das Letzte abverlangt.

Mit Hilfe des GPS galt es, neben historischen Stätten auch einen Highlander aufzuspüren, um diesen schnellstens durch Lauf-, Tauch- und Kanueinlagen von einer Insel im Loch Arnd zu befreien. Einige stöhnten, andere fluchten, ein Team aber triumphierte beim 4x4-Kräftemessen der "Highland Games": Lucia Mitter, Philipp Mayr, Patrick Tüngeler und Martin Kern – unsere "Helden von Schottland".

Von

Wolfgang Mache