A4 allroad, C-Klasse All-Terrain, V60 Cross Country: Test, Motor, Preis
Ein Hoch auf den Kombi: A4, C-Klasse und V60 im Vergleich

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Aufregender als normale Kombis, sozialverträglicher als SUV: Audi A4 allroad, Mercedes C-Klasse All-Terrain und Volvo V60 Cross Country im Vergleich.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Wer hat es erfunden? Die Schweden waren es. Volvo brachte 1997 eine XC – für Cross Country – genannte Variante des V70-Kombis auf den Markt, mit Allradantrieb, größerer Bodenfreiheit und Anbauteilen im Offroad-Stil. Ein großer Erfolg. Audi zog 1999 mit dem A6 allroad nach, 2009 mit dem A4. Mercedes startete 2017 mit der E-Klasse als All-Terrain, die aktuelle C-Klasse kam gerade letztes Jahr dazu.
Jetzt hat Volvo die seit 2018 gebaute zweite Generation des V60 Cross Country sanft überholt. Er trifft im Vergleich auf Audi A4 allroad und Mercedes C 220 d All-Terrain, alle mit 2,0-Liter-Diesel. Und alle drei im Vergleich zu den Ursprungs-Kombis natürlich höhergelegt. Beim Volvo wuchs die Bodenfreiheit um sechs Zentimeter, beim Benz um vier und beim Audi um 3,5. Alle tragen Radlaufverkleidungen aus mehr oder weniger grauem Kunststoff – kein wirklich schöner Anblick. Letztlich aber ganz praktisch – bei Parkremplern zum Beispiel.

Schön groß: Die höhergelegte Mercedes C-Klasse bietet etwas mehr Platz als die Konkurrenz. Vorne und hinten sitzt man anständig.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Am meisten Platz gibt es im Mercedes
Beim Platz hat der All-Terrain leichte Vorteile, vorn und hinten gibt es jeweils einen Hauch mehr als in Audi und Volvo. Die Serien-Sitze vorn bieten guten Komfort, auch im Fond sitzt man anständig. Die Instrumente im 12,3-Zoll-Fahrerdisplay sind in sieben farbenfrohen Layouts darstellbar, und der 11,9-Zoll-Touchscreen in der Mitte liegt angenehm griffgünstig zur Hand. Er kommt mit feiner Optik und gut sortierten Menüs, auch die MBUX-Sprachbedienung ist klar die beste im Vergleich, reagiert schnell und schlau.
Im Audi empfehlen wir die Sportsitze vorn (375 Euro) mit viel Seitenhalt, auf der weichen Rückbank sitzt es sich angenehm. Die schönen Instrumente sind gut ablesbar, doch der 10,1-Zoll-Touchscreen liegt (zu) weit weg vom Fahrer, Menüs und Optik sind fast schon altertümlich – was übrigens nichts Schlechtes sein muss. Aber die Sprachbedienung kann bei Weitem nicht so viel wie im Benz, Klima und Sitzheizung zum Beispiel lassen sich nicht steuern.

Schön schlicht: Der Arbeitsplatz des Volvo ist aufgeräumt, das Android-Infotainment funktioniert auch per Sprachbedinung gut.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Volvo leistet sich kaum Extravaganzen
Der Volvo ist wie stets klar und zurückhaltend eingerichtet, der Schalthebel aus Kristallglas schon eine Extravaganz. Die sollte man sich gönnen, zumal im Paket mit den Sportsitzen (400 Euro): straff und passend ausgeformt. Nicht ganz so gemütlich geht es im Fond zu, die Rückbank ist zu flach über dem Boden, Erwachsene hocken unglücklich drauf. Das Infotainment arbeitet jetzt mit Google Android, das funktioniert auch mit Sprache fabelhaft – wenn es denn online ist. Die Menüs im 9-Zoll-Touchscreen hat Volvo entschlackt und aufgeräumt, die Operation ist gelungen, alles gut strukturiert und logisch jetzt.
Fahrzeugdaten
Modell
Audi A4 allroad 40 TDI quattro
Mercedes C 220 d 4Matic All-Terrain
Volvo V60 Cross Country B4 AWD
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2*
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
SCR-Kat/AdBlue-Tankinhalt
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Angetrieben wird der Volvo von einem 2,0-Liter mit 197 PS und Mildhybrid-Technik für 14 PS zusätzlich. Er startet sanft, läuft dann aber rauer als Audi und Benz. Im Zusammenspiel mit der etwas zögerlichen Achtstufenautomatik ist er nicht ganz so flott unterwegs wie A4 und C 220, liegt beim Sprint zurück und ist dann ja auch bei Tempo 180 abgeregelt. Abgestimmt ist er eher gemütlich als agil, nicht besonders harmonisch. Er nimmt lange Wellen weich-wogend, reagiert aber auf Kanten oder Fugen steif und störrisch. Verbesserungspotenzial bietet auch die indifferente, stoßempfindliche Lenkung.

Schön leicht: Dank 200 Kilo Gewichtsvorteil zu Mercedes und Volvo fährt sich der Audi A4 allroad leichtfüßig und handlich.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Audi spielt seinen Gewichtsvorteil aus
Die im Audi kann das besser, arbeitet aber für unseren Geschmack immer noch zu leichtgängig und synthetisch. Der allroad, mit einem Gewicht von 1725 Kilogramm etwa 200 Kilo leichter als die beiden anderen, fährt sich im Vergleich leichtfüßig und handlich. Als Einziger hier kommt er mit verstellbaren, adaptiven Dämpfern (1030 Euro), federt recht harmonisch, nur beispielsweise auf Gullydeckeln harsch und poltrig.
Messwerte
Modell
Audi A4 allroad 40 TDI quattro
Mercedes C 220 d 4Matic All-Terrain
Volvo V60 Cross Country B4 AWD
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130/160 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Der 2,0-Liter-TDI mit 204 PS mit Mildhybrid- und 12-Volt-Technik läuft geschmeidig und dreht lockerer als die beiden Konkurrenten. Das passt ins Bild, auch bei den Fahrleistungen liegt der Audi knapp vorn. Nicht so toll hat uns das Siebengang-DSG gefallen – das ruckelt gern mal dann und wann, besonders im Schiebebetrieb, und reagiert verzögert.

Schön komfortabel: Mit seinem passiven Dämpfungssystem federt der Mercedes C 220 d All-Terrain recht gelassen.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der All-Terrain federt gelassen
Auch der 2,0-Liter mit 200 PS im Mercedes ist als Mildhybrid ausgelegt, mit zusätzlichen 20 PS und 48-Volt-Technik. Er startet sanft, fast unmerklich, läuft dann kernig, bleibt aber leise und harmoniert gut mit der weichen, wenn auch nicht besonders schnellen Neunstufenautomatik. Tadellos: die direkte, gefühlvolle Lenkung des Benz. Als All-Terrain kommt er mit einem sogenannten passiven Dämpfungssystem – mit reduzierter Dämpfung bei kleineren Stößen und voller Dämpfung bei größeren. Das funktioniert ganz gut, der Benz federt recht gelassen, grundsätzlich aber – wie auch die beiden anderen – steifbeiniger als der Basis-Kombi.
An der Kasse langen alle kräftig zu
Und nicht nur die Karosserien sind höhergelegt, auch die Preise. Der Test-Benz steht ab 63.323 Euro in der Liste, der Volvo ab 62.830 Euro und der Audi für vergleichsweise schlanke 57.660 Euro. Das Sonderangebot haben alle drei nicht erfunden.
Fazit
Mercedes, Audi und Volvo empfehlen sich tatsächlich als Alternative. Einerseits zu braven Kombis, andererseits zu den noch höher gebauten und ja nicht unumstrittenen SUV. Der Mercedes liegt vorn, ist ja auch der Neueste, der Audi ist viel günstiger, und der Volvo punktet mit seinem typischen Schweden-Stil. Teuer sind alle.
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