Noch herrscht Ruhe im schweizerischen Goms im Kanton Walis. Doch nicht mehr lange. Denn wir sind angerückt, mit einer 2642 PS starken Armada feinster Veredelungstechnik, um ein paar alte Vorurteile einer gründlichen Prüfung zu unterziehen: nämlich erstens, dass Tuningfahrzeuge vieles sind, aber ganz sicher nicht schneetauglich; und zweitens, dass Breitreifen, womöglich noch in 21 Zoll, im Sommer eine feine Sache sind, als Winter reifen dagegen am Ziel vorbei schießen. Um der Frage auf den Grund zu gehen, haben wir jemanden um Mithilfe gebeten, für den Autofahren im instabilen Fahrzustand so selbstverständlich und mühelos ist wie für andere das Spazierengehen.
Startech Evoque SD4
Die deutlich unterlegene Leistung des Startech Evoque hat keinen Einfluss auf sein gutes Handling.
Rallye-Ass Armin Schwarz hat die Aufgabe übernommen, die sieben Kandidaten so schnell und gnadenlos wie möglich ein abgesperrtes Passstück hinaufzujagen und über einen von ihm selbst frei gesteckten Handlingsparcours zu toben. Beides mit der Stoppuhr an Bord. Zugegebenermaßen eine nicht ganz artgerechte und alltägliche Behandlung der kostspielig veredelten Karossen. Doch wenn sie diesen harten Test, der mehr an einem sportlichen Wettbewerb als am normalen Alltagseinsatz orientiert ist, ohne größere Blessuren überstehen, sollten sich die Vorurteile entkräften lassen. Damit es nicht nur spaßig, sondern auch schnell ums Eck und den Berg hinauf geht, legten wir als Teilnahmebedingung fest, dass alle Fahrzeuge über Allradantrieb verfügen müssen.
HGP Golf R
Der schneeweiße Golf R von Turbo-Spezialist HGP reiste auf eigener Achse an und wieder ab.
Heckantrieb bereitet auf Schnee zwar Spaß, doch verglichen mit Allradantrieb ist das Fahren eher ein Herumgerutsche – vor allem auf der Passpassage, wo man immer mit vereisten Stellen rechnen muss, sobald die präparierte Schneeoberfläche von den griffigen Winterreifen angekratzt wird. Da wir auf sehr griffigen Winterreifen unterwegs sind und sich zudem ein paar veritable Schwergewichte unter den Kandidaten befinden, ist Allrad also ein absolutes Muss. Bereift sind alle Fahrzeuge mit Winterpneus von Continental – von 19 bis 21 Zoll und mit bis zu (winter) schlappigen 295 Millimetern in der Breite, die die Aufgabe zu erfüllen haben, bis zu 660 PS (Techart Cayenne Turbo) möglichst griffsicher auf die präparierten Pisten zu übertragen.
AC Schnitzer 530d xDrive Touring
Dank seines langen Radstands wird es im 5er Touring von AC Schnitzer niemals zu hektisch.
Montiert sind die Modelle Conti WinterContact TS 810, CrossContact Winter sowie der neue TS 850. Da die Fahrzeuge in Leistung, Gewicht und Bauart zum Teil extrem weit auseinanderliegen, gibt es kein abschließendes Ranking. Trotzdem lassen die ermittelten Messwerte und die erzielten Zeiten Aussagen über das Handling zu. Beide Strecken (Berg, Handlingkurs) unterscheiden sich grundsätzlich. Am Berg können viel Leistung und viel Traktion für eine gute Zeit sorgen; auf dem Handlingkurs ist dagegen viel mehr Feinarbeit nötig, und durch den Wechsel aus schnellen und langsamen Passagen spielt das Fahrzeuggewicht hier eine deutlich größere Rolle.
Brabus ML D6 S
Trotz komfortabler Abstimmung alles andere als unhandlich: der 307 PS starke ML von Brabus.
Und das sind die Teilnehmer unserer Schneeschlacht: Abt schickt einen RS 3, ins Rennen. BMW-Veredler AC Schnitzer aus Aachen tritt mit einem BMW 530d Touring an. Brabus ist mit Schwestermarke Startech gleich zweimal vertreten und schickt eine M-Klasse mit V6-Turbodiesel ins Rennen. VW- und Turbospezialist HGP tritt mit einem Golf R an. Für einen kontrastreichen Farbklecks mit zwei unterschiedlich folierten Seiten sorgt Tuner MTM mit einem auf 310 PS gebrachten Q3 2.0 TFSI. Unter dem Namen Startech Evoque SD4 tritt der Range Rover an. Zu guter Letzt wirft Techart noch seinen 660 PS starken Goliath in Gestalt des Cayenne Turbo ins Rennen. Wie der Vergleich ausgeht, erfahren Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt's im Online-Heftarchiv als PDF-Download.

Fazit

Wintersport auf SPORTSCARS-Art – zwei Tage im Schnee, die einmal mehr gezeigt haben: Die Qualität entscheidet, ob der Winter Schrecken oder Spaß bedeutet. Das gilt sowohl für die Tuningboliden als auch die Reifen.