Beim Thema Laderaum stapeln die deutschen Premium-Kombis traditionell tief. Mittelklasse-Kunden mit gesteigertem Transportbedürfnis sind bei Brot-und-Butter-Anbietern wie Ford, VW und Opel besser aufgehoben. Wer jedoch in erster Linie Weinkartons und Sportgepäck verfrachten will und außerdem auf Feinschliff im Detail und Technik aus der Luxus-Liga Wert legt, kommt um BMW, Mercedes oder Audi nicht herum. A4 Avant und 3er Touring besetzen das dynamische Fach, die C-Klasse ist für Komfort und Nutzwert zuständig. So weit, so falsch. Das war einmal.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 3er

BMW 3er Touring
Jetzt auch mit Transport-Talent: Der neue BWM 3er Touring verpackt zwischen 495 und 1500 Liter.
Heute verschwimmen die Grenzen. Der BMW kann auch bequem. Der Mercedes carvt durch Kurven, dass einem der Hut von der Ablage fliegt. Und der Audi, nach wie vor in Sachen Dachneigung der schrägste Typ des Trios, muss nicht länger vorm Großeinkauf kapitulieren. Welchen man vorzieht, ist mehr denn je eine Frage der Weltanschauung. Beim Transport-Talent geht der BMW in Führung. Mit 1500 Litern kann der 3er exakt genauso viel einpacken wie das T-Modell aus Stuttgart, dort fällt das Minimalvolumen mit 485 Litern jedoch etwas knapper aus. Die dreigeteilte Rücksitzlehne verhilft dem 3er zu einem Plus an Wandlungsfähigkeit, Umklappen per Zughebel von hinten aus geht leider nirgendwo. Dafür schwingt die BMW-Klappe schon ohne Zuzahlung elektrisch auf. Bei der Qualität marschieren Audi und Mercedes vornweg. Lupenreines Finish, feine Materialien: So darf man es in dieser Preisklasse erwarten. Nachholbedarf gibt es bei BMW. Jammern auf hohem Niveau, sicher; schön ist das teils recht schlichte Cockpit-Plastik trotzdem nicht.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A4

Audi A4 Avant
Auf allen vieren: Dank Allrad-Antrieb kann der A4 Avant zur heckgetriebenen Konkurrenz aufschließen.
Ergonomisch geben München und Stuttgart den Takt vor. Bei den Benutzeroberflächen "iDrive" und "Comand" glückt die Bedienung praktisch auf Anhieb. Audis "MMI"-Konzept wirkt renovierungsbedürftig. Der Mix aus ungünstig weit hinten platziertem Drehknopf und rundherum gruppierten Tasten zwingt zu ablenkender Fummelei. Audi macht aus der Not eine Tugend, treibt den von 211 ungestümen Turbo-PS tendenziell überforderten Vorderrädern per quattro das Durchdrehen aus und schließt so dynamisch zur hinterradgetriebenen Konkurrenz auf. Alle drei Marken setzen auf aufgeladene, kleinvolumige Vierzylinder, die giftig am Gas hängen und über das gesamte Drehzahlband gleichmäßig Druck machen. Die Siebenstufenautomatik des Mercedes agiert jedoch viel träger als das hellwache, fast schon übereifrige Achtstufengetriebe des BMW. Dadurch wirkt der Benz noch betulicher als durch den Leistungsrückstand ohnehin. Sportlich sind dennoch alle drei. Beim Komfort punkten aber die C-Klasse mit feinfühlig ansprechenden Federn und vor allem der 3er mit seinen 1100 Euro teuren Adaptivdämpfern. Der A4 verstolpert sich auf kurzen Querrillen schon mal.
Unter 40.000 Euro läuft in der 200-PS-plus-Liga nichts, bei Audi ist dann allerdings schon der empfehlenswerte Allrad und bei Mercedes die Automatik an Bord – handgeschaltet gibt's die C-Klasse als 250er nicht. Trotz der hohen Einstiegstarife lässt sich mit ein paar Kreuzchen in der Aufpreisliste kinderleicht der Gegenwert eines Kompaktwagens draufsatteln.Den kompletten Artikel gibt's im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.
Martin Puthz

Fazit

Am neuen 3er Touring beißen sich Avant und T-Modell die Zähne aus. BMW ist nicht nur ein famoser Spagat zwischen Komfort und Kurvenfreude geglückt. Erstmals haben die Münchner auch einen Kombi gebaut, der mehr kann als nur Golfbags transportieren. Somit gilt, bis Ingolstadt und Stuttgart nachlegen: Das Bessere ist des Guten Feind.