Das kann kein Zufall sein. Irgendwo hier in den Highlands schlug der englische König Jakob I. im Jahr 1602 die entscheidende Schlacht und besiegte die Schotten. 410 Jahre später wählt Jaguar denselben Ort, um seinen ersten Oberklasse-Kombi vorzustellen. Eine passende Analogie, Jaguar will mit dem XF Sportbrake ebenfalls in eine wichtige Schlacht ziehen – und vor allem Kunden der deutschen Konkurrenz erobern. Ausgerechnet mit einem Kombi und damit dem für Jaguar wohl untypischsten aller Konzepte greifen die Briten also Audi und BMW an. Könnte durchaus klappen, denn der Wow-Faktor – immer noch die stärkste Waffe eines Jaguar – passt.

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Jaguar XF Sportbrake
Optisch äußerst gelungen: Auch als Lastesel beherrscht der Jaguar XF die Kunst des großen Auftritts.
Auch als Lastesel beherrscht der XF die Kunst des großen Auftritts, zumal er mit 4,97 Meter Länge vier Zentimeter länger ist als der Audi A6 Avant, den wir zum ersten Vergleich mitgebracht haben. Während der Jaguar mit seinem Bootsheck und schwarzen D-Säulen nach Golfplatz und Boulevard aussieht, wirkt der nüchterne, etwas sterile Audi wie der Prototyp eines Vertreter-Gefährts. Schöne Kombis heißen Avant? Zumindest im direkten Vergleich überzeugt der Sportbrake mehr. Die Eintrittskarte in den Club der Edelfrachter hat Jaguar aus dem Stand jedenfalls problemlos gelöst. Zumal der Brite auch praktisch kann. Das Kofferraumvolumen von 550 bis maximal 1675 Liter erreicht das Format des A6 Avant. Haken wir schnell die nützlichen Kleinigkeiten ab: Staufächer, Ladeschiene, Edelstahlkante, hochwertiger Teppich, ebene Ladefläche bei umgelegten Lehnen – alles da in Sportbrake und Avant. Die Rücksitze lassen sich hier wie dort ganz einfach mit zwei kleinen Hebeln vom Laderaum aus zu einer ebenen Fläche umlegen – ganz schön praktisch.

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Audi A6 Avant
Standesgemäß: Der Audi fährt mit Sechszylinder-Diesel vor – aber das Multitronic-Getriebe nervt.
Mit einem Vierzylinder-Diesel geht Jaguar auch beim Antrieb in die Offensive. Das gab es zuletzt 2009 im X-Type. Shocking! Möglich macht das eine French Connection. Der 2,2-Liter-Vierzylinder stammt aus der Entwicklungsabteilung von Peugeot/Citroën (PSA). Während PSA dem Biturbo 204 PS entlockt, reichen den Briten 200. Der Sportbrake geht mit seinem Common-Rail-Diesel dank 450 Newtonmeter Drehmoment alles andere als zimperlich zu Werke. Beim Beschleunigen lässt er zwar immer wieder die für Jaguar unwürdig kleine Zylinderzahl knurrig erkennen, sprintet mit 8,8 Sekunden aber ausreichend flott auf Tempo 100. Vor allem die serienmäßige Achtstufenautomatik trägt zum gelungenen Eindruck bei. Sie überspielt nicht nur gekonnt eine leichte Anfahrschwäche und wechselt nahezu unmerklich die Gänge, sie senkt auch die Drehzahl. Bei Tempo 200 liegen im höchsten Gang gerade mal 3000 Touren an. Kein Wunder, dass der XF mit einem Spatzendurst von 5,1 Litern 100 Kilometer weit kommen soll. Dabei hilft das ebenfalls serienmäßige Start-Stopp-System, das unauffällig wie ein guter Butler den Motor im Stand abschaltet und beim Lösen der Bremse wieder startet. Ärmlich wirkt dieser Antrieb trotz des Vierzylinders nicht.
Audi bringt in der 200-PS-Klasse zwar einen standesgemäßen Sechszylinder an den Start, der bei der Version mit Vorderradantrieb aber nur mit einem stufenlosen Multitronic-Getriebe kombiniert werden kann. So jault der Selbstzünder beim Beschleunigen wie ein Hund, dem man auf den Schwanz getreten ist. Vorsprung durch Technik? Wenigstens ist auch der Audi vorbildlich auf niedrigen Verbrauch getrimmt. Mit einem Normwert von 5,2 Litern soll er nur minimal mehr verbrauchen als der Jaguar. Vorteile kann der Audi auch bei der Fahrwerkabstimmung herausfahren. Mit der 1950 Euro teuren Luftfederung an Vorder- und Hinterachse gelingt ein nahezu perfekter Kompromiss zwischen Komfort und Fahrspaß.
Vor allem auf kurze Stößen reagiert der Audi angenehm geschmeidig. So, wie wir es von einem Jaguar erwartet hätten. Die Briten setzen lieber auf eine straffe Abstimmung. Lange Wellen bügelt das mit serienmäßiger Luftfederung an der Hinterachse versehene Fahrwerk ordentlich aus, doch bei groben Sünden der Straßenbauer vergisst es seine guten Manieren. Die ungewohnte Härte bricht zwar niemandem einen Zacken aus der Krone, sie passt nur nicht so recht zum edlen Charakter des XF. Wir würden im Jaguar jedenfalls lieber sanft gleiten. Bei den Preisen herrscht hingegen wieder Einigkeit zwischen beiden Herstellern. Der Jaguar kostet mindestens 48.550 Euro – und damit ausstattungsbereinigt bis auf wenige Euro so viel wie der A6 Avant. Nein, sicher auch kein Zufall.

Technische Daten Audi A6 Avant 3.0 TDI V6, Turbo, vorn längs • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 2967 cm³ • Leistung 150 kW (204 PS) bei 3750/min • max. Drehmoment 400 Nm bei 1250/min • Vorderradantrieb • stufenloses Automatikgetriebe • L/B/H 4926/1874/1461 mm • Kofferraumvolumen 565–1680 l • Tank 65 l • Spitze 230 km/h • 0–100 km/h 7,4 s • Verbrauch EU-Mix 5,2 l Diesel • CO2 136 g/km • Preis ab 48.200 Euro.

Technische Daten Jaguar XF Sportbrake 2.2D Vierzylinder, Turbo, vorn längs • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 2179 cm³ • Leistung 147 kW (200 PS) bei 3500/min • max. Drehmoment 450 Nm bei 2000/min • Hinterradantrieb • Achtstufen-Automatikgetriebe • L/B/H 4966/1877/1480 mm • Kofferraumvolumen 550–1675 l • Tank 70 l • Spitze 214 km/h • 0–100 km/h 8,8 s • Verbrauch EU-Mix 5,1 l Diesel • CO2 135 g/km • Preis ab 48.550 Euro.

Von

Stefan Voswinkel