Tesla ist der Pionier im modernen E-Kosmos und hat den Bogen offensichtlich auch technisch raus. Heißt: Reichlich Kraft steht bei passabler Reichweite parat, ruck, zuck laden sie ihre Riesenakkus auf, das eigenständige Design scheint den Kunden zu gefallen – Ladestationen und Verkaufszahlen brummen um die Wette. Allerdings: Demnächst wird der Audi e-tron ordentlich dazwischen funken. Wie der Tesla Model X ist der neue Audi ein kraftstrotzendes und luxuriöses SUV mit stattlichen Maßen und viel Platz. Auch ein Schnellladesystem entlang der Autobahnen hat Audi sich überlegt. Der e-tron hat somit beste Anlagen, dem Model X die Flügel(-türen) zu stutzen. Unser Vergleichstest wird zeigen, wer besser im Saft steht.

Ihre Nennreichweite schaffen e-tron und Model X nach WLTP nicht

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Video: Audi e-tron (2019)

Bayern-Stars testen E-SUV

Für beide gilt: Den Elektrowagen mit den typischen Stärken mimen sie erstklassig. Ansatzlos setzen sich beide elegant summend, aber mit brutalem Antritt in Bewegung. Mühelos, stufenlos, fein zu dosieren, kaum hörbar – so lieben wir Elektrokraft. Noch etwas haben sowohl Audi als auch Tesla reichlich zu bieten: Reichweite! Auch wenn die ab Werk ausgelobten fast 500 Kilometer Reichweite des Tesla (und 417 Kilometer des Audi) nach WLTP in der harten Autobahnrealität auf 290 (Audi: 280) Kilometer schrumpfen – für den Alltag sollte es reichen. Das Thema "Aufladen" beherrschen beide entsprechend dem Stand der Technik. Im schlimmsten Fall nuckelt der e-tron rund 60 Stunden lang an einer Haushaltssteckdose, oder er pumpt – über eine 150-kW-Schnellversorgung – den fetten Akkublock in seinem Bauch in unter einer halben Stunde zu immerhin 80 Prozent voll.

Beim Laden hat der Tesla einen entscheidenden Vorteil

Tesla Model X
Vorteil Model X: Aktuell stehen für den Tesla 70 Schnell-Ladestation bereit – für den Audi nur 25.
Ganz ähnlich gilt das natürlich auch für den Tesla. Für Letzteren stehen jedoch mit 70 zu 25 Stationen aktuell mehr Möglichkeiten bereit, mit maximalem Tempo zu "tanken". Reichweite gut, Ladezeit mäßig – ist halt so. Selbst bei diesen beiden High-Tech-Stromern. Auch sonst macht die Physik den beiden einen Strich durch deren Stromrechnung. Du drückst aufs Gas – die Post geht ab. Bis Tempo 200 (bei Tesla 250 km/h) geht es aberwitzig schnell vorwärts. Aber: Recht bald mögen sich die Elektronen nicht mehr so flüssig durch die Kupferwindungen von Motoren-Wicklungen und Co schlängeln – dem System wird es schlicht zu heiß. Heißt: Leistung runter. Der Audi drosselt beispielsweise nach acht Sekunden seine maximale (Boost-)Leistung von 300 kW, die im Datenblatt aufgeführten 265 kW hält das System danach nur 60 Sekunden aus. Auf Dauer, also im stabil gesunden Temperaturbereich, ist der e-tron auf nur 100 kW "geeicht".
Auch der Tesla regelt mit zunehmender Wärme im Elektrobauch seine bis 385 Kilowatt Kraft in ähnlichen Dosen runter. Die Angabe im "Fahrzeugschein" (das ist die 30 Minuten lang erzielbare Leistung) liegt zum Beispiel über 50 kW unterhalb der Maximalleistung. Wir lassen die Watt-Zählerei – wer E-Auto fährt, will nicht rasen, eher gediegen sausen.
Platz 2 mit 462 von 750 Punkten: Tesla Model X. Lauter als nötig, sollte geschmeidiger federn und vor allem in dieser Liga sorgfältiger montiert sein. Reichweite okay, Punch enorm!
Platz 1 mit 515 von 750 Punkten: Audi e-tron. Souveränes Fahr- und Federungsverhalten, bemerkenswerte Fahrleistungen, viel Fahrassistenz – so geht Vollwert-Elektroauto.
Das Fazit von Jan Horn: "Den Part des Elektroautos – mit typisch brachialem Vorwärtsdrang – bedienen beide Stromer bestens. Das insgesamt geschmeidigere Paket schnürt Audi. Der e-tron ist günstiger als der Tesla, trotzdem sehr teuer." Alle Details zum Vergleich der beiden Stromer gibt es in der Bildergalerie.

Von

Manfred Klangwald