Der Q3 ist Audis Mini-SUV. In der Liga gibt es nichts Besseres. Oder doch? Wir prüfen das nach – mit BMW X1 und Mercedes GLA.
Bei Audi läuft's: Motoren und Getriebe sind auf neuestem Stand, das Design kickt, das fette Markenimage lockt – die schicken Kisten verkaufen sich quasi von allein. Und die Modellpalette steht ebenfalls astrein da. Mit allein drei SUV ist Audi im wichtigen Segment der Boulevard-Offroader vertreten. Mit dem Q3 haben sie nun den kleinsten Ableger der Gattung aufgefrischt. Das ist insofern besonders von Bedeutung, weil dieses vernünftige Format immer wichtiger und erfolgreicher wird.
Der Oldie im Vergleich: Den BMW X1 gibt es seit 2009, und das merkt man ihm mitunter auch an.
Und so viel vorab: Die Klasse hat der Q3 im Sack, an ihm kommt aktuell keiner vorbei. Die Frage ist nur, mit welchem Vorsprung er der Konkurrenz davonkraxeln kann. Das klärt der direkte Vergleich nach AUTO BILD-Testschema. Ihm stellen sich die beiden anderen Teuer-Typen der Liga entgegen. BMW schickt den Klassiker X1 ins Rennen, Mercedes setzt auf den relativ neuen GLA. Für unseren Test machen sich jeweils die Vierzylinder-Benziner mit Automatik warm. Der BMW ist beinahe ein Opa in dieser Klasse – bereits seit 2009 tapst der Bayer etwas hochbeinig durch die Innenstädte. Als xDrive28i stellt er sich aber ganz und gar nicht greise an. 245 PS leistet er – besser im Saft steht hier keiner. Außerdem gelangt die Leistung über eine Achtstufenautomatik an alle vier Räder, dazu hilft ein Sportfahrwerk beim Turnen. Nebenbei sprechen allerneueste Connectivity-Funktionen den perfekten Jugend-Slang. So weit, so modern. Allerdings: Assistenzsysteme gibt es nicht, Radarhilfe oder Kamerasondierung des Verkehrs sind nicht vorgesehen – hier merkt man dann doch, dass der X1 eine betagte Konstruktion ist.
Beim Alltagsnutzen liegt der Mercedes hinter der Konkurrenz
Den größten Hingucker liefert der Mercedes GLA, aber das schöne Blechkleid ist nicht immer praktisch.
Der Mercedes steht in dieser Beziehung um Welten besser da. Neben hochaktuellen Sicherheitssystemen (Kollisionswarnung, Verkehrsschilderkennung oder auch Spurhalter sind verfügbar) hat er auch eine üppige Multimedia-Ausstattung. Nur bei der Leistung hinkt er hinterher. Der Zweiliter-Turbobenziner schafft 211 PS, die über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an die Antriebsräder kommen. Der Q3 legt neun PS mehr auf die Schippe, hilft dem Fahrer per Notbremssystem, Spurhalteassistent und weiteren nützlichen Assistenz-Boni, Unfälle zu vermeiden. Eine DSG-Automatik sortiert die sieben Vorwärtsgänge, dank "Drive Select" kann der Fahrer auf Tastendruck Lenkung, Stoßdämpfung und Co variieren, so unterschiedliche Fahrgefühle abrufen. Der Mercedes ist der Hingucker. Stämmig, dabei rassig, prall in seine Blechhülle hineingestopft – zum Herzeigen taugt er ganz bestimmt. Im Alltag glänzt er weniger, ist unübersichtlich und enger als die Konkurrenten.
Dem Kofferraum fehlt Volumen, den Lehnen der Vordersitze eine bequemere Form, den Fondpassagieren Platz über dem Kopf. Auch beim Fahren wächst der GLA nicht über sich hinaus. Die Federung spricht auf kurzen Wellen störrisch an, der Motor zieht viel weniger druckvoll durch als die Turbos von Audi und BMW. Deren Getriebe schalten auch sanfter.
Der Audi tänzelt etwas nervös über schlechte Straßen
Video: Audi Q3 Facelift (2014)
Mehr Power für den Q3
Speziell beim Anfahren verhaspelt sich die Siebenstufenautomatik des GLA im Zusammenspiel aus Start- Stopp-System, Gasannahme und Kraftschluss der Kupplungslamellen. Ein nerviges Geruckel im Stadtverkehr ist die unangenehme Folge. Ebenfalls unnötig: Auf schlechten Straßen geht’s geräuschvoll zu. Es knistert und scheppert im Gebälk, zum Beispiel aus den Lüftungsdüsen – wieso clipst Mercedes so was nicht sorgfältiger fest? An gleicher Stelle herrscht im BMW standesgemäße Ruhe. Der X1 wirkt sorgfältiger zusammengebaut, zudem scheinen auch Fahrwerk und Maschine mehr Feinschliff abbekommen zu haben. Zwar dürfte er beim Einfedern gern etwas tiefer eintauchen (die Sportfedern verhindern das) – vom knüppelharten Renner ist er zum Glück jedoch weit entfernt. Auf kleine Unebenheiten spricht er nämlich erstaunlich sensibel an. Klasse: Die Lenkung vermittelt viel Gefühl, Kurven machen mächtig Laune. Auch der Motor gefällt uns: Druckvoll, leise und vibrationsfrei geht er seiner Arbeit nach, nebenbei fährt der X1 dank der Mehrleistung in allen Disziplinen einen kleinen Vorsprung heraus. Im Audi summt ebenfalls ein kultivierter Vierzylinder. Hier läuft er zudem sparsamer. Die Federung schluckt sehr ordentlich, die Lenkung arbeitet jedoch zu leichtgängig. In Verbindung mit der straffen Führung der Achslenker tänzelt der Q3 deshalb etwas nervös über schlechte Straßen.
Und die Preise? Mercedes? Klar, teuer! Von wegen. Er ist in der Basisversion fast 5500 Euro günstiger als der BMW. Darüber hinaus gibt es sogar eine wertvollere Ausstattung als bei der Konkurrenz. Zum Beispiel sind Knieairbag oder Fahrlicht-Automatik ab Werk an Bord. Bei BMW kostet sogar ein Temporegler Aufpreis. Der Audi ist ebenfalls teurer, fängt das jedoch über stabilen Werterhalt auf. Dazu kommt: Die Unterhaltskosten sind niedrig. So geht die Kostenwertung an den Q3. Wie fast alle anderen Kapitel auch. Wir sagten es ja bereits: Läuft für Audi!
Der Q3 hängt X1 und GLA ohne Mühe ab. Gucken wir in die einzelnen Abschnitte unserer Bewertung, wird auch klar, warum. Er mischt in jedem unserer sieben Punkte-Kapitel ganz oben mit. Obwohl er teurer ist als der Mercedes, gewinnt er auch die Kostenbewertung – weil hier mehr als nur der Kaufpreis zählt. Der BMW büßt übrigens ordentlich ein, da ihm die wichtigen Assistenzsysteme fehlen.