Ein Metallring zerbröselt im Getriebe, dazu Ausfälle an den Xenonlampen und an der Abgasanlage: Insgesamt verlief der Dauertest für den teuren Audi Q3 desaströs.
Die Geschichte dieses Dauertests beginnt ausnahmsweise nicht bei AUTO BILD, sondern im hessischen Baunatal. Im Getriebewerk des VW-Konzerns, wo ein Roboter lernte, automatisch kleine Einstellscheiben ins Gehäuse zu setzen. Da sind Maschinen manchmal schusselig wie junge Lehrlinge. An seinem ersten Tag ließ der Roboter achtmal die Scheibe fallen. Mal auf den Hallenboden, mal ins Direktschaltgetriebe. Daneben stand ein Monteur, der per Hand korrigieren sollte – was mindestens einmal nicht klappte. Ausgerechnet so ein Getriebe kam in einem Audi Q3 2.0 TDI Quattro zu AUTO BILD, wo die Scheibe lange unentdeckt blieb, bis sie – Sie ahnen es! – böse ins Räderwerk griff.
Gebrauchtwagen mit Garantie
16.295 €
Audi Q3 1.4 TFSI AHK Einparkhilfe hinten, Jahr 2015, Benzin
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Hohe Erwartungen
Die Lackfarbe Samoa-Orange sorgt mit Sicherheit für jede Menge Aufsehen.
Doch der Reihe nach. Bei Testbeginn sorgt IN-BC 358 selbst für Aufsehen: ein Edel-SÜVchen in quietschigem Samoa-Orange, wie es fast nur Testwagen tragen. Häufig georderte Extras wie MMI-Navi, Komfortpaket oder Xenon plus pushen den Preis auf 51.115 Euro, dafür gibt es stattliche Limousinen wie A6 oder E-Klasse. Entsprechend hoch liegen die Erwartungen, die der Q3 nach dem Einsteigen enttäuscht. "Eng und verbaut, das Raumgefühl bedrückt", meint Redakteur Martin Puthz. Weil die Sitze zu hoch stehen, hocken Große unterm Dach wie gekrümmte Fragezeichen. Dazu kommen der enge Fond und ein knapper Kofferraum (460 bis 1365 Liter) – "ein Auto, das sich nur Marketingleute ausgedacht haben können". Stimmt. Der Erfolg gibt dem SUV-Coupé trotzdem recht, allein in Deutschland hat Audi bisher über 75.000 Q3 verkauft.
Warum sitzt der MMI-Drehregler eigentlich nicht auf der Mittelkonsole?
Wer statt Lifestyle lieber den Lastesel will, greift besser zum baugleichen VW Tiguan. Liegt's am Sitzen? Bei der Einrichtung, sonst Audis Stärke, gibt es einige Klagen. So klappert und scheppert nach 66.000 Kilometern die Lenksäulenverkleidung. Im Fußraum, wo man seltener hinschaut, dafür öfter saugt und wischt, lässt sich das Plastik nicht leichter reinigen als bei Japanern. Der MMI-Drehregler liegt ungünstig im Armaturenträger statt auf der Mittelkonsole, zudem nervt manchen die ungewohnte Bedienlogik. "Was soll das, zum Abwärts-Scrollen nach links zu drehen?", fragt Redakteur Michael Voß. Der Parkpiepser arbeitet übervorsichtig bis hysterisch. Der Side Assist, auf übersichtlichen Passagen überzeugend, korrigiert in engen Autobahnbaustellen viel zu aufgeregt.
100.000 Kilometer in 17 Monaten
Womit wir zur Schokoladenseite des Q3 kommen, den Archivar Willi Kock eine "Fahrmaschine" nennt. Wie bitte, ein SUV als Fahrmaschine? Richtig, denn die Kombination aus Antrieb und Fahrwerk begeistert während der Dauertest-Distanz fast durchweg. Verblüffend, wie flott und leichtfüßig der Kompakte antritt und die Kurven nimmt, angefeuert vom zu Recht so beliebten Zweiliter-Diesel. Der TDI geht mit seinen 177 PS wie der Teufel, sprintet gegen Testende sogar flotter als zu Beginn und kommt im Schnitt mit 8,2 Litern aus. Anders als manch schaukeliger SUV liegt der Q3 auch bei Top-Speed sicher, die Federung trifft die goldene Mitte zwischen Straffheit und Schluckvermögen. Kein Wunder, dass der beliebte Audi die 100.000 Kilometer in nur 17 Monaten abspult.
"Peitscheneffekt" in der Stadt
Auf langen Strecken erfreut der Q3 seine Fahrer, im Stadtverkehr leistet er sich Schwächen.
Auf Langstrecken schaltet das S-tronic-Getriebe sanft und reibungslos, doch im Stadtverkehr stört besonders beim Rangieren der "Peitscheneffekt", wie es Redakteur Peter Michaely nennt: Beim Einlegen des Gangs passiert erst nichts, man gibt Gas – dummerweise gerade dann, wenn die Automatik Kraftschluss herstellt, sodass der Q3 loshüpft wie beim Fahranfänger. Ein bekanntes Problem, daher der penible Ölwechsel nach 60.000 Kilometern. Da hat der Dauertestwagen schon mehrfach die Werkstatt gesehen. Erst geht nach 27.000 Kilometern die Lambdasonde kaputt (hier musste Audi in der Produktion einen Sensor nachbessern). Ein Garantiefall, ebenso wie ein Defekt in der Abgasrückführung, wo seit Herbst 2014 eine geänderte Kühlung verbaut wird. Auch die schicken Xenonscheinwerfer haben bekannte Schwachstellen, im Test geben beide Brenner den Geist auf, was ohne Garantie jeweils 256 Euro kosten würde.
Rasseln im Getriebe
Dass zum Ende die Batterie im Schlüssel nachlässt, verblasst gegen den Ärger mit dem Getriebe. Nach 96.025 Kilometern rutschen die Gänge durch, an einer Autobahnsteigung rasselt es metallisch. Die aus Baunatal angereisten Experten wechseln zweimal das Öl, was die Probleme nur mildert, nicht beseitigt. Zum Schluss wird die S-tronic ausgebaut und im Werk untersucht – wo der Einstellring wieder auftaucht. Besser: dessen Reste, die Audis Desaster mit dem Q3 komplett machen.
Dieser Einstellring ist im Getriebe des Q3 zerbröselt. Audi betont, dass das heute nicht mehr passieren kann.
Das sagt Audi zum Getriebeausfall: "Die Untersuchung auf dem Getriebeprüfstand hat ein auffälliges Reibverhalten der Mehrfachkupplung des Getriebes bestätigt. Ursächlich hierfür sind Eisen-/Eisenoxidpartikel, die sowohl Getriebeöl als auch Kupplungsbeläge kontaminiert haben. Als Verursacher wurde ein metallischer Fremdkörper im Getriebe gefunden. Nach eingehender Untersuchung wurde dieser als Einstellscheibe identifiziert, die bei der Produktion nicht etwa fehlerhaft eingesetzt worden war, sondern überschüssig und lose in das Getriebe gelangte. Dies ist bei der Einführung eines neuen Automatisierungsvorgangs passiert. Die Scheibe soll von einem Roboter gegriffen und an die richtige Stelle im Getriebe gelegt werden. Laut Störungsprotokoll hat es hier bei Betriebsaufnahme in acht Fällen eine Fehlfunktion gegeben. Dabei kann die Einstellscheibe aber statt in das Getriebe hinein- auch danebengefallen sein."In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests und bei der Demontage des Testwagens nach Erreichen der 100.000 Kilometer außerdem aufgefallen ist. Den vollständigen Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.
Bildergalerie
100.000 Kilometer mit dem Audi Q3
Fazit
von
Joachim Staat
Wenn Q3-Besitzer Schäden erleben wie AUTO BILD im Dauertest, dann wird's teuer: Abgasrückführung, Lambdasonde, Xenon und immer wieder das DSG, das quer durch den VW-Konzern Mucken macht. Audi muss seine Hausaufgaben machen, um die hohen Preise mit haltbarer Technik zu rechtfertigen.
Von
Manfred Klangwald
Joachim Staat
100.000 Kilometer mit dem Audi Q3
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Der Audi Q3 im Test über 100.000 Kilometer: Hier haben wir die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.
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Zu Beginn des Dauertests sorgt IN-BC 358 erst einmal für Aufsehen.
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Denn er ist ein Edel-SÜVchen in quietschigem Samoa-Orange, wie es fast nur Testwagen tragen. Häufig georderte Extras wie MMI-Navi, Komfortpaket oder Xenon plus pushen den Preis auf 51.115 Euro, dafür gibt es sonst stattliche Limousinen wie A6 oder E-Klasse. Entsprechend hoch liegen die Erwartungen, ...
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... die der Q3 nach dem Einsteigen enttäuscht. "Eng und verbaut, das Raumgefühl bedrückt", meint Redakteur Martin Puthz.
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Weil die Sitze zu hoch stehen, hocken Große unterm Dach wie gekrümmte Fragezeichen.
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Dazu kommen der enge Fond ...
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... und ein knapper Kofferraum (460 bis 1365 Liter) – "ein Auto, das sich nur Marketingleute ausgedacht haben können".
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Immerhin bietet dieser knappe Kofferraum brauchbare Variabilität, ...
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... wenn das Beladen über die hohe und breite Kante auch in den Rücken geht. Der Erfolg gibt dem SUV-Coupé dagegen recht, allein in Deutschland hat Audi bisher über 75.000 Q3 verkauft.
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Wer statt Lifestyle lieber den Lastesel will, greift besser zum baugleichen VW Tiguan. Liegt's am Sitzen? Bei der Einrichtung, sonst Audis Stärke, gibt es einige Klagen.
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So klappert und scheppert nach 66.000 Kilometern die Lenksäulenverkleidung. Im Fußraum, wo man seltener hinschaut, dafür öfter saugt und wischt, lässt sich das Plastik nicht leichter reinigen als bei Japanern. Der MMI-Drehregler liegt ungünstig im Armaturenträger statt auf der Mittelkonsole, ...
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... zudem nervt manchen die ungewohnte Bedienlogik. "Was soll das, zum Abwärts-Scrollen nach links zu drehen?", fragt Redakteur Michael Voß.
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Der Parkpiepser arbeitet übervorsichtig bis hysterisch. Der Side Assist, auf übersichtlichen Passagen überzeugend, korrigiert in engen Autobahnbaustellen viel zu aufgeregt. Womit wir zur Schokoladenseite des Q3 kommen, den Archivar Willi Kock eine "Fahrmaschine" nennt. Wie bitte, ein SUV als Fahrmaschine? Richtig, denn die Kombination aus Antrieb und Fahrwerk begeistert während der Dauertest-Distanz fast durchweg.
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Verblüffend, wie flott und leichtfüßig der Kompakte antritt und die Kurven nimmt, angefeuert vom zu Recht so beliebten Zweiliter-Diesel. Der ...
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... TDI geht mit seinen 177 PS wie der Teufel, sprintet gegen Testende sogar flotter als zu Beginn und kommt im Schnitt mit 8,2 Litern aus.
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Anders als manch schaukeliger SUV liegt der Q3 auch bei Top-Speed sicher, die Federung trifft die goldene Mitte zwischen Straffheit und Schluckvermögen. Kein Wunder, dass der beliebte Audi die 100.000 Kilometer in nur 17 Monaten abspult. Auf Langstrecken schaltet das S-tronic-Getriebe sanft und reibungslos, ...
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... doch im Stadtverkehr stört besonders beim Rangieren der "Peitscheneffekt", wie es Redakteur Peter Michaely nennt: Beim Einlegen des Gangs passiert erst nichts, man gibt Gas – ...
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... dummerweise gerade dann, wenn die Automatik Kraftschluss herstellt, sodass der Q3 loshüpft wie beim Fahranfänger.
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Ein bekanntes Problem, daher der penible Ölwechsel nach 60.000 Kilometern. Da hat der Dauertestwagen schon mehrfach die Werkstatt gesehen.
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Erst geht nach 27.000 Kilometern die Lambdasonde kaputt (hier musste Audi in der Produktion einen Sensor nachbessern).
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Ein Garantiefall, ebenso wie ein Defekt in der Abgasrückführung (Bild), wo seit Herbst 2014 eine geänderte Kühlung verbaut wird.
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Auch die schicken Xenonscheinwerfer haben bekannte Schwachstellen, im Test geben beide Brenner den Geist auf, was ohne Garantie jeweils 256 Euro kosten würde.
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Dass zum Ende die Batterie im Schlüssel nachlässt, verblasst gegen den Ärger mit dem Getriebe. Nach 96.025 Kilometern rutschen die Gänge durch, an einer Autobahnsteigung rasselt es metallisch.
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... Die aus Baunatal angereisten Experten wechseln zweimal das Öl, was die Probleme nur mildert, nicht beseitigt. Zum Schluss wird die S-tronic ausgebaut und im Werk untersucht – wo ein Einstellring auftaucht. Besser: dessen Reste.
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Die obligatorische Zerlegung nach 100.000 Kilometern nehmen ...
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... angehende Mechatroniker bei Audi in Ingolstadt vor. Praxisorientierte Ausbildung!
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Immer dabei: Kfz-Sachverständiger Günther Thiele von der DEKRA, der hier den Motorblock des Q3 vermisst.
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Bei der Demontage fällt zusätzlich zum bereits Berichteten folgendes auf: Der Motor ist sauber, die Gummidichtungen sind straff. Der Allradantrieb hat tadellos funktioniert und die minimalen Risse im Zylinderkopf beeinträchtigen dessen Funktion keinesfalls.
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Bei der Fahrt mit dem Endoskop durch die Hohlräume findet sich null Rost.
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Das Reibverhalten der Kupplungen hat sich durch feinste Ablagerungen von Eisenpartikeln auf den Lamellen verändert. Ursache: eine Unterlegscheibe zu viel im Getriebe.
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Eine gemeine Schraube: Sie sorgte auf der Fahrt nach Ingolstadt für Alarm der Reifendruckkontrolle. Test bestanden.
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Im ersten Zylinder haben sich auffällige Riefen gebildet, wohl durch Ölkohle verursacht. Die übrigen Zylinder sehen besser aus.
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Der Zahnriemen im ungewöhnlichen Tarnlook ist kevlarverstärkt, soll 210.000 Kilometer ohne Zeitlimit halten.
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Fazit von Redakteur Joachim Staat: "Wenn Q3-Besitzer Schäden erleben wie AUTO BILD im Dauertest, dann wird's teuer: Abgasrückführung, Lambdasonde, Xenon und immer wieder das DSG, das quer durch den VW-Konzern Mucken macht. Audi muss seine Hausaufgaben machen, um die hohen Preise mit haltbarer Technik zu rechtfertigen."