Die zweite Generation des Audi Q3, Typ F3, steht seit wenigen Monaten bei den Händlern. Die Veränderungen in puncto Optik verorten wir gegenüber dem Vorgänger irgendwo zwischen moderat und markant – zwar deutlicher, als es manch anderer Hersteller beim Modellwechsel wagt, aber nicht so mutig, wie es dem Neuen gerecht würde. Denn auf technischer Seite hat sich richtig viel getan. An erster Stelle führen wir hier das Wachstum an. Der zweite Q3 ist im Radstand fast acht Zentimeter und in Gänze fast zehn Zentimeter länger. Von diesem Größenwachstum profitiert der gesamte Innenraum. Im Vorgänger litten groß gewachsene Fahrer aufgrund der hohen Sitzposition unter dem störend ins Sichtfeld ragenden Dachhimmel – passé. Passagiere in Reihe zwei haben sogar mehr Raum als gleichenorts im Audi Q5 – noch Fragen? Und das Gepäckabteil fasst jetzt schon im Minimalzustand einen großen Koffer mehr als der Vorgänger (plus 70 Liter), beim Maximalmaß (plus 160 Liter) dürfen es sogar deren zwei sein.

Serie: Kombiinstrument mit 10,25-Zoll-Diagonale

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Video: Audi Q3 (2018)

Erste Fahrt im neuen Q3

Dem Q3 wurde aber nicht nur das Blech gestreckt, darunter steckt jetzt auch deutlich mehr als zuvor. Besonders hervorzuheben sind die umfänglichen serienmäßigen Sicherheitsassistenten: aktiver Notbremsassistent inklusive Fußgänger- und Radfahrererkennung, ein gut arbeitender Spurhaltehelfer sowie ein verlässlicher Totwinkelwarner. Für die beiden letztgenannten Helfer wurden beim Vorgänger noch jeweils 600 Euro berechnet. Daneben bringt das aktuelle Modell schon serienmäßig ein digitales Kombiinstrument mit 10,25-Zoll-Diagonale mit, über welches auch das Radio bedient wird. Denn da, wo wir in modernen Autos mittlerweile mit einem großen Infotainmentbildschirm rechnen – zentral, am oberen Ende der Mittelkonsole –, klafft beim Basis-Q3 lediglich ein tiefes Fach. Aber keine Sorge, die Preisliste hält allerlei Optionen zum Aufhübschen bereit. Zuerst ließe sich das Kombiinstrument in seiner Funktionalität noch etwas aufbohren – für 180 Euro gibt's virtuelle Darstellungsformen, unter anderem einen wählbaren, sportiv angehauchten Modus für die Anzeige von Drehzahl und Geschwindigkeit, außerdem die erweiterten Funktionen des dann zwingend erforderlichen MMI Radio plus (475 Euro). Damit hält dann auch der – etwas zu tief positionierte – 8,8 Zoll große, zentrale Touchscreen Einzug in die Mittelkonsole. Und wer sich für das mit 2170 Euro sehr teure integrierte Navigationssystem entscheidet, der kann ein noch größeres virtuelles Kombiinstrument mit 12,3-Zoll-Diagonale ordern (420 Euro). In Verbindung mit dem Navi können Sie außerdem zahlreiche Funktionen nutzen, die sich hinter dem Begriff Audi connect verbergen. Dazu zählen zum Beispiel aktuelle Kraftstoffpreise, Nachrichten, Wetterdaten oder Informationen über Parkplätze und Sehenswürdigkeiten in Standortnähe. Für 220 Euro lassen sich die Dienste um so Nettigkeiten wie 3D-Stadtkarten, Diktatfunktion für E-Mails oder Nachrichten sowie Google-Earth-Navikarten anreichern.
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Bemühen um eine gesteigerte Ergonomie

Die Mittelkonsole des Q3 ist übrigens um zehn Grad zum Fahrer hin geneigt. Mit diesem Ansatz, den BMW in stärkerer Ausprägung schon 1975 beim ersten 3er (E21) verfolgte, wollen die Ingolstädter die Ergonomie steigern. Gleichzeitig wird diese gute Absicht durch die Positionierung des Lautstärkereglers am rechten unteren Rand der Mittelkonsole konterkariert. Denn dort ist der Drehregler aus keiner ordentlichen Sitzposition heraus bequem zu erreichen. Wir haben uns jedenfalls relativ zügig die Bedienung mit der kleinen Walze in der linken Speiche des serienmäßigen Multifunktionslenkrads angewöhnt. Oder Sie nutzen die ebenfalls zum Serienumfang gehörende Sprachsteuerung – die funktionierte bei uns aber nicht so organisch, wie wir uns das vorgestellt hatten. Nach diesem Exkurs in die Konnektivität kommen wir nochmal auf die Ausstattung allgemein zu sprechen. Einerseits überzeugt so ein Standard-Q3 mit Akustikverglasung der Frontscheibe, lichtstarken LED-Scheinwerfern (aber Blinkern mit Glühbirnen), längsverschiebbarer Rücksitzbank mit neigbarer Lehne sowie beheiz- und elektrisch einstellbaren Außenspiegeln. Die zugehörigen Stoffsitze müssen andererseits aber manuell justiert werden. Und eine Komfortaufwertung durch Akustik-Seitenscheiben ist leider nicht möglich.

Empfehlenswerte Extras ohne Linienzwänge

Audi Q3
Die beiden Sondermodelle Edition One in Grau (10.200 Euro) und Orange (9870 Euro) bauen stets auf der S Line auf.
Neben dem Basistrimm ab 33.700 Euro (35 TFSI) bietet Audi für den Q3 die beiden Ausstattungslinien Advanced (1300 Euro) und S-line (2400 Euro) an. Dieses Geld können Sie sich getrost sparen. Denn neben einem einen Zoll größeren Leichtmetallradsatz, dessen Mehrwert sich auf maximal 700 Eurobeläuft (statt 17" Serie) und einem Sportfahrwerk für 220 Euro (nur S-line) gibt's nur noch Alu-Einstiegsleisten und einen schicken Ladekantenschutz aus Edelstahl. Tatsächlich brauchen Sie diese Linien nur, wenn Sie Audi in die Styling-Falle tappen wollen, denn zahlreiche kosmetische Extras lassen sich nur mit einer dieser Ausstattungen kombinieren. Die beiden Sondermodelle Edition One in Grau (10.200 Euro) und Orange (9870 Euro) bauen stets auf der S Line auf. Alle von uns empfohlenen praktischen Extras – das umfangreiche Assistenzpaket (1450 Euro), Komfortschlüssel (410 Euro), Matrix-LED-Scheinwerfer (1590 Euro), Rückfahrkamera (410 Euro) – lassen sich ohne Linienzwänge wählen. Das Assistenzpaket enthält den Adaptivtempomat, und in Kombination mit dem Spurhalteassistent lässt sich hier das teilautonome Fahren bereits erleben. Auf der Autobahn bremst und beschleunigt der Q3 in Abhängigkeit von der eingestellten Geschwindigkeit und der Position der anderen Verkehrsteilnehmer, hält dabei die Spur und reagiert auch auf beschilderte Geschwindigkeitslimits. Die Zuladungswerte des Q3 liegen zwischen 530 und 550 Kilo (150-PS-TDI mit Allrad). In beiden Kategorien hat die zweite Generation teilweise zugelegt. In puncto Zuladung erscheint das in Verbindung mit dem deutlichen Raumgewinn sinnvoll. An die Anhängerkupplung (890 Euro) dürfen Sie Lasten von maximal 1,8 bis 2,2 Tonnen hängen. Letztere Angabe bezieht sich aber allein auf den 190-PS-Turbodiesel.

Der Topdiesel kostet 5100 Euro Aufpreis

Audi Q3
Das Kürzel 45 TFSI am Heck ziert den zurzeit amtierenden Spitzenbenziner mit 230 PS. Der RS Q3 mit 420 PS soll 2020 folgen.
Bei den Antrieben bewegt sich der neue Q3 quasi in den Leistungsgefilden seines Vorgängers. Es gibt Modelle mit 150 oder 190 PS, jeweils als vierzylindrige Benziner oder Diesel. Der Basisbenziner ist der bekannte 1,5-Liter-Direkteinspritzer inklusive Zylinderabschaltung. Der Motor ist drehfreudig und leise und passt ausgezeichnet zum Q3. Den darauffolgenden Zweiliter gibt es wahlweise mit 190 oder 230 PS – das stärkere Aggregat wirkt überaus lebendig, wird von den Insassen aber bei höheren Drehzahlen als akustisch arg präsent wahrgenommen. Einen Zweiliterdiesel gibt es mit 150 und 190 PS, wobei die schwächere Variante mit 340 Newtonmetern (ab 37.900 Euro) schon kraftvoll genug zu Werke geht. Der Topdiesel kostet 5100 Euro Aufpreis – das erscheint uns happig. Aber nur über ihn gelangen Sie an die Kombination aus Diesel, Allrad, Doppelkupplungs-Automatik und höchster Anhängelast. Die Leistungsspitze im Q3-Portfolio wird der 420 PS starke, fünfzylindrige RS Q3 besetzen. Allerdings gehen wir davon aus, dass der Wagen erst in etwa einem Jahr präsentiert wird. Auf der IAA 2019 wird Audi immerhin den Q3 Sportback enthüllen – eine Variante mit Fließheck.

Das komfortable Fahrgefühl wurde weiter verfeinert

Audi Q3
Mit der Progressivlenkung reduziert sich die Lenkübersetzung von 14,8:1 mit zunehmendem Lenkeinschlag hin zu 11,4:1. Dadurch wird sie direkter.
Fahrdynamisch gibt sich der Q3 keine Blößen. Galt schon der Vorgänger als komfortabel, hat die zweite Generation da nochmals aufgesattelt und das Fahrgefühl weiter verfeinert. Wer, zu Unrecht, befürchtet, es könnte ihm zu schaukelig zugehen, der investiert überschaubare 220 Euro in das Sportfahrwerk. Attraktiver ist aber das Adaptivfahrwerk (1180 Euro), welches dem Fahrer die Wahl zwischen den deutlich unterscheidbaren Fahrwerkseinstellungen Komfort und Sport lässt, ohne im letzteren Fall mit übermäßiger Härte zu nerven. Und auch große Rad-Reifen-Kombinationen schaden dem Abrollverhalten nicht nennenswert – immerhin gibt es auf Wunsch Aluguss-Räder mit 20 Zoll Durchmesser. Weitere Extras, mit denen Sie die Fahreigenschaften des Q3 ein wenig anpassen können, sind die Progressivlenkung (280 Euro) und der Fahrmodusschalter (200 Euro). Die Progressivlenkung ist technisch interessant, weil sich mit ihr die Standardlenkübersetzung von 14,8 : 1 mit zunehmendem Lenkeinschlag hin zu 11,4 : 1 reduziert – sie wird direkter. Sowohl bei der Progressiv- als auch bei der Standardlenkung wird die elektromechanische Servounterstützung mit zunehmender Geschwindigkeit reduziert. So soll das Lenkrad bei hohem Tempo von ein wenig mehr Rückmeldung durchdrungen werden. Insgesamt wirkt der Q3 in diesem Punkt aber trotzdem ein wenig unterkühlt.

Der Aufpreis gegenüber dem Vorgänger ist mehr als fair

Die Messung des Wendekreises absolviert der Q3 links herum mit 11,6 und rechts herum mit 11,7 Metern. Das sind keine spektakulären Werte, gehen aber für ein Auto dieses Formats völlig in Ordnung. Mit der Fahrmodustaste lässt sich das Wesen des Q3 auf sechs voreingestellte Charakteristika – automatisch, dynamisch, effizient, komfortabel, offroad und individuell – einstellen. Mit den programmierten Voreinstellungen werden beispielsweise die Klimaanlage, die Lenkunterstützung oder die Motorcharakteristik und, sofern vorhanden, auch das Adaptivfahrwerk, der Adaptivtempomat und die Schaltcharakteristik der Automatikgetriebe beeinflusst. Das funktioniert spürbar, manchmal aber auch etwas unbefriedigend. So wirkt die Klimaautomatik im Effizienzmodus etwa an kalten Wintertagen etwas schlapp. Sie lässt sich aber trotz effizienter Fahrzeugeinstellung auch im normalen Modus nutzen. Oder sie schalten einfach die Lenkradheizung (340 Euro) ein. Gefertigt wird der neue Q3 im ungarischen Györ, der Vorgänger stammt aus dem spanischen Martorell. In Anbetracht der massiven Veränderungen, die im neuen Q3 stecken, erscheint uns der Aufpreis von rund 3500 Euro gegenüber dem letzten Neupreis des Vorgängers fast schon als Schnäppchen.

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Kaufberatung Audi Q3
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Von

Attila Langhammer