Erster Vergleich für den nagelneuen Audi Q5. Der kommt aus Mexiko und trifft auf den langjährigen Klassenbesten BMW X3 – gebaut in den USA.
Video: Audi Q5 vs. BMW X3 (2017)
Edel-SUVs mit Benziner
Grundsätzlich hält sich der neue Q5 ziemlich zurück – oder können Sie ihn auf Anhieb vom Vorgänger unterscheiden? Doch beim Grill verstehen die Designer offensichtlich keinen Spaß, der fällt auf. Audi spricht von einem "plastisch ausgeformten Singleframe mit massivem Rahmen". Klingt toll, oder? Und BMW kann das ebenfalls, hier geht es um die "markant ausgeprägte Doppelniere". Auch schön, aber jetzt im Ernst: Was steckt hinter den glänzenden Kühlern, wie schlägt sich der brandneue Q5 gegen den seit 2010 gebauten X3?
Der mexikanische Audi leistet sich ein paar Nachlässigkeiten
Nicht ganz Audi-like: ungleiche Spaltmaße, Klappern in der Tür, teilweise etwas lasch verarbeitete Kunststoffe.
Der BMW entsteht übrigens in Spartanburg in South Carolina/USA, der Audi wird in Mexiko gebaut. Mexiko, war da was? Es war – eine Importsteuer von 35 Prozent hat US-Präsident Donald Trump angedroht auf Autos aus Mexiko für die USA. Mehr noch interessiert uns aber die Frage nach der Qualität: Können die Mexikaner den hohen Audi-Anspruch erfüllen? Die Antwort: teils, teils. Der Mexiko-Q5 ist ordentlich zusammengebaut und grundsätzlich nicht von Autos aus Ingolstadt zu unterscheiden Respektabel für ein neues Autos aus einem neuen Werk. Trotzdem haben wir einige Nachlässigkeiten gefunden: Teilweise ungleichmäßige und relativ große Spaltmaße, ein Klappern in der Fahrertür, zudem sind einige Kunststoffe am Cockpit nicht Audi-like verarbeitet. Und sollte im Motorraum gar die Verkleidung eines Steuergeräts vergessen worden sein? Es sieht jedenfalls so aus. Alles natürlich kein Drama, aber doch nicht ganz die typische High-End-Perfektion, die wir bei Audi sonst gewohnt sind.
Im BMW geht es nicht ganz so luftig zu wie im Audi
Kurz vor der Ablösung: Der neue X3 kommt 2017, dem aktuellen Modell merkt man sein Alter mitunter an.
Mal abgesehen davon ist der Q5 genau so geworden, wie wir uns einen neuen Audi vorstellen. Sehr chic, sehr ansehnlich, mit klarem, schneidigem Design. Das Cockpit zum Beispiel ist eine Augenweide, kühl und sehr modern. Uns gefällt ja auch das 12,3 Zoll große Virtual Cockpit (500 Euro) mit den grafisch sehr schönen Instrumentenanzeigen richtig gut. Das 8,3-Zoll-Display für das Navi (Navigation plus mit MMI Touch für 2820 Euro) steht jetzt frei im Raum, lässt sich nicht versenken. Schon klar, wenn Mercedes damit durchkommt, versucht Audi das natürlich auch. Verglichen mit dem smarten Q5-Cockpit wirkt die Inneneinrichtung im BMW überhaupt nicht unansehnlich, aber, nun ja, doch etwas in die Jahre gekommen. Das schlaue iDrive lässt sich trotzdem besser und logischer bedienen als das MMI im Audi mit seinen verschachtelten Menüs. Das Alter des X3 merkt man dann wieder beim Platzangebot, der Q5 ist einfach geräumiger und spürbar luftiger geschnitten. Vorn zum Beispiel bietet er fünf Zentimeter mehr in der Breite und 3,5 mehr in der Höhe als der BMW. Die gut ausgeformten Sportsitze mit viel Seitenhalt baut Audi beim Q5 Sport serienmäßig ein, die Position passt.
Im X3 sitzt man vorn auf den zierlicheren Sitzen sportlich straff, auch hier stimmt die Position. Im Fond sieht es anders aus. Hier hocken wir im BMW auf der kaum ausgeformten Rückbank flacher über dem Boden als im Audi. Eher ungemütlich. Der Q5 verfügt nicht nur über mehr Platz – etwa die sechs Zentimeter mehr Breite –, sondern auch über die weitaus bequemere Sitzbank mit langer Auflage und hoher Lehne. Sehr bequem.
Audi zieht vorbei: Der neue Q5 verbraucht nicht nur weniger als der X3, er ist auch komfortabler.
Angetrieben wird unser Audi-Testwagen vom 2,0-Liter-TFSI mit 252 PS. Ein temperamentvolles Triebwerk, das geschmeidiger und auch leiser arbeitet als das BMW-Aggregat. Gekoppelt ist der TFSI an das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (S tronic, Serie). Das ruckelt manchmal beim Anfahren, ein von den TDI bekannter Effekt, reagiert im Schiebebetrieb ab und zu unschlüssig. Einmal in Fahrt, schaltet es aber schnell und sehr aufmerksam. Der 2,0-Liter im BMW leistet 245 PS, agiert wach und bissig, dreht etwas lockerer als der Audi. Er läuft rauer als der TFSI, mit einem kernig-heiseren Grundton. Serie ist eine famose Achtstufenautomatik, als Sportautomatik mit Schaltpaddeln hinterm Lenkrad (200 Euro) reagiert sie noch souveräner. In den Fahrleistungen tun sich Q5 und X3 wenig, nicht so beim Verbrauch: Der BMW genehmigte sich im Test 11,4 Liter, der Audi begnügte sich mit 10,1 Litern. Und der Ringkämpfer hat noch einmal klar die Nase vorn: beim Komfort. Ausgestattet mit Luftfederung (mit adaptiven Dämpfern, 1950 Euro), fährt er ausgesprochen sanft, gleitet äußerst souverän auch über übles Geläuf.
Das kann der BMW (mit adaptiven Dämpfern, 1100 Euro) in dieser Form nicht, er federt energischer, liegt straffer, aber immer noch ausgewogen. Und er fährt sich, auch im direkten Vergleich mit dem Audi, immer noch sehr agil. Wobei die direkt ansprechende, zackige Lenkung mithilft. Obwohl auch der Q5 betont leichtfüßig und ausgesprochen handlich unterwegs ist, mindert seine leicht verzögert ansprechende und weniger Rückmeldung liefernde Lenkung den Spaß. Beim Preis sind sich X3 und Q5 dann wieder ziemlich nah: Audi berechnet für den Q5 in Testausstattung 59.730 Euro, BMW für den X3 58.660 Euro. Gegrillt wird dennoch nur einer.
So kann es kommen. Lange war der X3 der Klassenprimus, jetzt liegt der Q5 vorn. Und zwar deutlich. Ein Topauto, dieser Audi, hochkomfortabel und einfach modern. Kleiner Trost für die BMW-Fans: Der neue X3 kommt noch in diesem Jahr.