Kia klopft in der ganz oberen Etage an, Kia baut einen traumfeinen und bumsstarken Gran Turismo, nennt ihn Stinger. Die Frage aller Fragen: Kann Kia bei den Schönen und Reichen mitfahren, sie sogar weghupen? Die Antwort gibt ein Vergleich mit dem Audi S5 Sportback und dem Jaguar XE S. Also, ran ans Blech.

Der Kia Stinger macht zu wenig Platz aus seiner Größe

Kia Stinger GT
Großer Wagen: Der Kia ist mit 4,83 Metern das längste Auto des Vergleichs – und hat doch wenig Platz.
Beginnen wir beim Herausforderer. Kia hat den Längsten, der Stinger misst 4,83 Meter. Massig viel Platz, könnte man meinen. Denkste! Der Kofferraum schluckt zwar 406 bis 1114 Liter, aber in den Audi passt mehr rein: 480 bis 1300 Liter. Obwohl der S5 mit 4,75 Metern acht Zentimeter kürzer ist. Und auch im Fond spielt der Ingolstädter einen Trumpf aus. Du musst wegen der abfallenden Dachlinie zwar akrobatisch sein beim Einsteigen, aber du kannst als 1,90-Meter-Lulatsch gut sitzen. Im Kia gibt es da ein Problem: Die Vordersitze sind so tief, dass kein Fuß drunterpasst. Und der Jaguar? Ist der Filius im Vergleich. 4,67 Meter kurz, entsprechend beengter Innenraum, im Gegensatz zu den anderen mit Kofferraumdeckel wie bei einer typischen Limo und nicht mit einer weit öffnenden und viel praktischeren Klappe, dafür mit 455 Litern anständigem Ladeabteil.
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Die Qualitätsmägel im Jaguar sind offensichtlich

Jaguar XE S
Ärgernis: Der Jaguar hat zwar das komfortabelste Fahrwerk, der Innenraum wirkt aber lieblos.
Da wir im Jaguar sitzen – lasst uns über Qualität reden, auch wenn's wehtut. Ist der Kofferraum auf, kannst du die seitlichen Kunststoffabdeckungen zwei Zentimeter abziehen, der Innenhimmel hinten ist schlecht fixiert, Mittelkonsole auch, Kunststoffe sind nicht entgratet, Hartplastik im Cockpit. Ach herrje, Jaguar! Wie es besser geht, zeigt Kia. Ausgerechnet Kia. Okay, es fehlt Klarlack im Motorraum, am scharfkantigen Kotflügel innen kann der Mechaniker Gurken hobeln. Aber sonst? Lob! Kia baut bis in viele kleine Details (Lüftungsdüsen mit Klick-Mechanismus) ein Auto, das aus dem Vollen gefräst ist. Nur schade, dass du dich beim Touchen auf dem Monitor nach vorn beugen musst; der sitzt zwar da, wo er hingehört (nämlich oben), ist aber zu weit weg. Da lohnt der Blick zu Audi. Die haben den Monitor auch auf das Cockpit gesetzt, aber du bedienst ihn ergonomisch top über einen Dreh-Drück-Steller. Und auch sonst gibt es nichts, wirklich: NULL!, was wir bei der Qualität kritisieren könnten.
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Albert Biermann, einer der Stinger-Papas, kommt von der BMW M GmbH. Merkt man! Dieser Kia ist so heiß wie Frittenfett, hat einen hecklastig ausgelegten Allrad, einen brachialen 3,3-Liter-V6, der sofort zubeißt, eine top abgestimmte Achtstufenautomatik. Du schaltest in der Kurve am Lenkrad zwei Gänge runter, peng, peng, trittst aufs Gas, der Stinger verbeißt sich im Asphalt, als wäre er ’ne Raupe, lenkt direkt, hat ein straff abgestimmtes, sportliches Fahrwerk.

Für den fehlerfreien S5 Sportback verlangt Audi einen hohen Preis

Audi S5 Sportback
Gelungener Spagat: Im S5 geht es sportlich und bei Bedarf auch kommod zur Sache – hier ist alles perfekt.
Und ist dabei so gefährlich wie 'ne Tüte Chips: Wenn du mal angefangen hast, kannst du nicht mehr aufhören. Schade nur, dass sich der Stinger seine Galligkeit nicht anhören lässt. Viel zu leise, der Lärm! Der Jag ist das genaue Gegenteil. Der trompetet hinten raus, als wolle er für die Queen aufspielen, hat richtig Leistung, dreht bis 7000 Touren, eine bissige Bremse. Und doch willst du mit ihm nicht wilde Sau auf der Landstraße spielen, dafür ist seine Lenkung zu nervös. Nee, du willst cruisen, entspannt fahren. Das kann der Jag mit dem komfortabelsten Fahrwerk in diesem Vergleich. Und der Audi? Schon wieder perfekt. Weil er so klingt, wie ein Dreiliter-V6 eben klingen muss: laut, kernig, er sprötzt und brabbelt. Weil er fährt, wie so ein Auto fahren muss, mit heckbetontem Allrad, mit narrensicherem Fahrwerk, das Sport und Komfort kann.
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Und die Preise? 54.900 Euro plus 690 Euro für Lack. Fertig ist der Kia Stinger. Und es ist alles drin: Navi, Leder, Dämpferverstellung, 19-Zöller. Leider auch ein Ärgernis: Ölwechsel alle 10.000 Kilometer. Wenn du den ganzen Schnickschnack bei der Konkurrenz bestellst, sieht das wie folgt aus: Jaguar 62.268 Euro, Audi 71.545 Euro. 16.645 Euro teurer als der Kia! Oder anders: Wer Stinger kauft, kriegt zum Audi-Preis einen gut ausgestatteten Rio dazu.
Andreas May

Fazit

Kia Stinger, du hast unsere Herzen erobert! Noch nie haben wir uns um einen Kia-Schlüssel gezankt, dieser coole V6 ändert alles. Der Jaguar hat einen tollen Motor, aber es fehlt am Feinschliff bei der Qualität. Der Audi S5 gewinnt. Mal wieder. Weil er perfekt ist. Total perfekt.