Wer einer viertürigen Limousine den Vorzug gibt, hat mit grellen und lauten Effekten eher wenig am Hut. Eleganz, Platzangebot, guter Langstreckenkomfort und eine moderne Ausstattung sind wichtige Kriterien, nicht zu vergessen natürlich der Preis. Wer es sich leisten kann und will, kann auch den Spaßfaktor in die Höhe schrauben und den Business-Limousinen einen sportlichen Karriere-Kick verpassen. Dazu sucht man in der Preisliste nach den wohlklingenden Buchstaben oder Power-Kürzeln. In diesem Fall: F, S und AMG. Das F steht bei Lexus für die sportlichen Spitzen der jeweiligen Baureihe, bei Audi markiert das S den forcierten Fahrspaß. Und AMG stellt bekanntlich seit jeher die dynamischen Speerspitzen von Mercedes.

Bei den Motoren gehen die Drei unterschiedliche Wege

Audi S6
Der S6 wird von einem Vier-Liter-V8 mit 450 PS unter Dampf gesetzt – leider ist der Audi auch schwer.
Im Fall von Audi und Mercedes handelt es sich bei den Testkandidaten nicht mal um die heißesten Vertreter der jeweiligen Baureihe, bei Lexus dagegen präsentiert sich der GS F (zusammen mit dem Sportcoupé RC F) als sportliche Speerspitze der Marke. Auch in dieser Testkonstellation steht der scharf gezeichnete Japaner nominell an vorderster Stelle: 477 PS überträgt der Lexus an seine dicken Hinterräder, bei den beiden Allradlern von Audi und Mercedes sind es deren 450 im S6 und 401 PS im E 43. So weit auseinander die Leistungswerte liegen, so unterschiedlich sind auch die Wege, wie sie erreicht werden. Im E 43 müssen in Abgrenzung zum höher positionierten V8 des E 63 sechs turbobeatmete Brennräume reichen, die knapp drei Liter Hubraum in V-Konstellation anordnen. Die beiden Konkurrenten bieten jeweils acht Zylinder auf. Den Audi S6 treiben vier Liter Hubraum und Biturbo-Aufladung an.
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Der GS F trägt das Sportabzeichen auch im Blechkleid

Lexus GS F
Extrovertiert: Beim Design und den ungewöhnlichen Endrohren zeigt der Lexus sich sportlich.
Lexus pflegt die Tradition des großen Hubraums und lässt den GS F die Atemluft ohne Aufladung direkt in die zusammen fünf Liter großen Explosionskammern saugen, was in einer vom allgegenwärtigen Downsizing geprägten Zeit fast schon etwas Liebenswertes darstellt. Der Grund dafür ist weniger eine renitente Haltung gegenüber dem technischen Zeitgeist als vielmehr die Tatsache, dass Lexus seinen Hauptabsatzmarkt nach wie vor in den USA sieht. In jedem Fall kann man sich dem Charme des großen Achtenders nur schwer entziehen, zumal der oft unterstellte Nachteil des hohen Benzinverbrauchs hier nicht zum Tragen kommt. Mit 14 Liter Super Plus outet sich der Audi S6 als eifrigster Schlucker, der Lexus genehmigte sich mit 13,3 Litern nur ein Schnapsgläschen (0,2 Liter) mehr als der 76 PS schwächere E 43 mit Sechszylinder. Verantwortlich dafür ist auch das Gewicht. Mit 1844 Kilogramm stellt der Lexus das Leichtgewicht in diesem Trio, der Audi bringt mit 1940 fast 100 Kilo mehr auf die Waage; der E 43 kommt auf 1865 Kilo.
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Wie Bruder Leichtfuß sieht der Lexus allerdings nicht aus. Zwar ist der Japaner nach Datenblatt eine Winzigkeit schmaler und kürzer als Audi und Mercedes, dennoch wirkt er einen Tick massiger als die Konkurrenz. Das hängt wohl mit der vergleichsweise exaltiert gezeichneten Karosserie zusammen, mit den gefühlt weiter ausgestellten Kotflügeln, der schroffen und aggressiven Front und dem auffälligen Auspuffdesign mit den je zwei schräg übereinanderliegenden Endrohren auf jeder Seite. Der sportliche Lexus zeigt am deutlichsten, dass hier unter dem Blech einiges geboten wird.

Das modernste Auto hat den kleinsten Motor

Karriere-Gleiter
Der 2016 vorgestellte E 43 hat das modernste Cockpit und setzt in Sachen Antrieb auf einen Biturbo-V6.
Ein Eindruck, der sich im Innenraum nicht konsequent fortsetzt. Denn trotz großem (virtuellem) Drehzahlmesser, sportlichem Lenkrad und Aluminium-Applikationen im "Naguri-Stil" wirkt das Cockpit des GS F leicht angestaubt, was vor allem für die Steuerung von Radio und Navi gilt, einen skurrilen Schiebemechanismus rechts neben dem Automatik-Wählhebel. Untadelig sind dagegen die Sitze, vor allem auf langen Strecken. Ebenfalls uneingeschränkt dauerlauftauglich sind die vorderen Sitze des Audi S6, die sich gegen Zuzahlung von 635 Euro elektrisch einstellen lassen. Wirkt das Cockpit des Lexus nur mäßig sportlich und aufgeräumt, scheinen die Bedienelemente des S6 organisierter, vor allem auch die noch analogen Instrumente versprühen angenehmen Sportsgeist, werden aber mit der Vorstellung der neuen A6-Modellreihe im nächsten Jahr von voll virtuellen Monitorlandschaften aufs Altenteil geschickt. Der 2016 vorgestellte E 43 AMG hat diese Transformation bereits hinter sich und wartet mit dem technisch modernsten Cockpit auf.
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Der riesige Widescreen-Monitor ist gegen Zuzahlung von 1012 Euro an Bord und kann konfiguriert werden. Mit seinen Flächen in Carbon-Optik, dem umlaufenden, streifenförmigen Ambiente-Licht und jeder Menge Chromumrandungen wirkt der AMG-Benz sehr aufgeräumt, edel und sportiv. Der Vorstellung von einer sportlichen Premium-Limousine mit hohem Reisewert und edlem Auftritt kommt der E 43 in Haptik, Optik und Ergonomie am nächsten.
Wie sich die drei Power-Limousinen fahren, sehen Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Online-Heftarchiv.

Fazit

Drei sportlich-edle Limousinen, alltagstauglich, langstreckenfreudig und agil: Am Ende liegen die drei Karrieresportler recht eng beieinander. Eine Überraschung glückt dabei dem Mercedes-AMG E 43, der trotz geringerer Leistung an seinen V8-Konkurrenten dranbleibt. Er teilt sich mit dem Audi S6 Platz 2; dem Ingolstädter vermasselt sein schlechter Bremsweg aus 200 km/h die Bilanz. Damit schafft es der Lexus ganz nach vorn, da er sich keine gravierenden Schwächen leistet – ein schöner und auch verdienter Erfolg für den sportlichen Außenseiter in diesem Trio.