Willkommen zur nächsten Runde im Duell Neue gegen Alte Welt. Mit dem Model X zündet Tesla eine neue Stufe beim Ausbau des Modellprogramms, die Zielrichtung ist klar – es sind die höchst erfolgreichen großen europäischen SUVs. Hinter dem X verbirgt sich ein, wie sollen wir sagen, großer Crossover-SUV. Komplett elektrisch, ein E-Motor vorn, einer hinten, über fünf Meter lang, 2,5 Tonnen schwer, sehr luxuriös, als P90D mit 539 PS und sauschnell. Tesla verspricht 3,9 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100. Ach ja, und eine Reichweite von maximal 467 Kilometern.

Den passenden Gegner für das Model X gibt es bei Audi

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Video: Audi SQ7 TDI Fahrbericht (2016)

Das stärkste Diesel-SUV

Gibt es für das Raumschiff aus einer fernen Galaxie überhaupt noch einen Gegner aus der Alten Welt? Mit stampfenden Kolben und so? Wir haben einen gefunden, und zwar den Audi SQ7. Ein Überdrüber-Luxus-SUV und auch nicht von schlechten Eltern: genauso über fünf Meter lang und 2,5 Tonnen schwer, mit 435 PS, soll den Sprint in 4,9 Sekunden schaffen, Reichweite mit Normverbrauch über 1000 Kilometer. Nur zum Vergleich. Und elektrisch kann der Audi auch. Schließlich verfügt er über ein 48-Volt-Teilbordnetz mit einem elektrischen Verdichter. Wenn die beiden Abgas-Turbos des V8-Diesels noch gar nicht richtig auf Touren sind, soll das E-Gebläse frühzeitig Druck aufbauen – und das Turboloch vergessen machen.
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Der Tesla steckt voller guter Lösungen für den Autoalltag

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Video: Tesla Model X P90D (2016)

Erste Ausfahrt im Model X

Gute Ideen hat Tesla aber auch, und davon jede Menge. Sämtliche Türen etwa lassen sich elektrisch per Tastendruck öffnen – und schließen. Und die Flügeltüren, Falcon Wings genannt, sehen nicht nur großartig aus, sondern haben den Vorteil, sich auch in engen Parklücken öffnen zu lassen. Funktioniert alles reibungslos, bequemer und müheloser sind wir noch in keinen Fond eingestiegen. Der Testwagen war ein Sechssitzer, besaß in der zweiten Reihe zwei lässige Einzelsitze mit viel Platz rundherum. Dahinter gibt’s dann noch mal zwei leidlich bequeme Sitzgelegenheiten etwa für die lieben Kleinen. Vorn sitzt man mehr unter als hinter der gigantischen Windschutzscheibe, ein betont luftiges Gefühl. Das noch durch das sehr, sehr leer geräumte Cockpit betont wird – die gesamte Bedienung erfolgt bei Tesla ja traditionell über den riesigen 17-Zoll-Touchscreen.
Alle News und Tests zum Tesla Model X
Trotz des MMI-Bediensystems mit dem Controller auf der Mittelkonsole gibt es im Audi-Cockpit noch jede Menge andere Schalter und Tasten – alte Schule eben. Der höher geschlossene SQ7 wirkt im ersten Moment nicht ganz so luftig wie der Tesla, verfügt aber, wir haben das exakt vermessen, über mehr Platz. Er bietet vorn zum Beispiel spürbar mehr Kopffreiheit und ist im Fond fünf Zentimeter breiter. Dort hat Audi eine dreigeteilt längs verschiebbare Rückbank (390 Euro) verbaut, sehr praktisch.

Im Audi schiebt der Verbrenner schon mächtig an

Audi SQ7
Mit Leichtigkeit: Die zweieinhalb Tonnen des SQ7 spürt man kaum – weder quer- noch längsdynamisch.
Angetrieben wird der SQ7 von einem mächtigen 4,0-Liter-V8-Diesel mit, wie gesagt, Elektro-Verdichter und Doppelturbo. Ergebnis des ganzen Aufwands ist ein sagenhaftes Drehmoment von 900 Nm, und das schon ab 1000/min. Turboloch? War tatsächlich gestern! Der V8 schiebt gewaltig an, der Audi zieht los wie ein Büffel auf Speed, die Achtstufenautomatik sortiert blitzschnell die Gänge, während draußen die Landschaft vorbeifliegt. Und das alles gelingt mühelos, ohne laut zu werden. Im Gegenteil, an Bord geht es gediegen und gedämpft zu, an des Fahrers Ohr dringt nur wohlkomponiertes V8-Bollern. Dennoch springt der SQ7 tatsächlich in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 – und wir reden hier von einem 2,5-Tonnen-Boliden. Geht noch mehr? Es geht. Denn was im Tesla die beiden Drehstrom-Asynchron-E-Motoren mit ihren 396 kW (539 PS) veranstalten, raubt dir glatt den Atem.

Die Vehemenz des elektrischen Vortriebs ist atemberaubend

Tesla Model X
Unfassbar: Der Tesla stürmt in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 – getrieben von zwei E-Motoren.
Vortrieb ohne Ende. Und – das ist eben das Neue, Ungewohnte – alles geschieht praktisch aus dem Nichts, ohne Anlauf, ohne Getöse. Uralt-Wählhebel (stammt noch von Mercedes) auf D, rauf aufs Pedal, und ab geht die Post. Leise surrend, summend, rauschend stürmt der Tesla los, in unfassbaren 3,7 Sekunden auf 100 und in noch unglaublicheren 14,5 Sekunden auf Tempo 200. Schön aber auch, dass er genauso souverän wieder zum Stehen kommt, bei der Vollbremsung aus Tempo 100 stand der Tesla mit warmen Bremsen nach 35,5 Metern, sehr ordentlich. Wie ordentlich, zeigt der Audi-Wert: Der SQ7 stand mit seiner Keramik-Bremse (8500 Euro) nach 36,3 Metern. Doch der Audi zeigt dem Tesla dann doch noch, wo der Bartel den Most holt: beim Handling. Zugegeben, Audi hat bei unserem SQ7 alle Register gezogen. Der Testwagen besaß alles, was gut und teuer ist, auch das Advanced-Fahrwerk (5950 Euro) mit elektromechanisch wirkender Wankstabilisierung, Allradlenkung und Sport-Differenzial an der Hinterachse. So ausgerüstet, fegt der Audi mit einer Leichtigkeit, Präzision und Agilität über den Parcours, die sein Gewicht vergessen lässt. Na ja, fast.
Weitere Details zu den beiden Testkandidaten gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Online-Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Dieses Duell hat uns tatsächlich elektrisiert. Und für die Hochspannung bis zum Ende ist vor allem das Model X zuständig, ein beeindruckendes Auto. Tesla hat sicht- und spürbar dazugelernt, trotz mancher Schwächen. Am Ende liegt dann der Audi vorn – der blitzschnelle, geräumige, luxuriöse SQ7 ist eben ein absolut herausragender Vertreter der Alten Welt.