Autoreifen-Alternative ohne Luft: Michelin Uptis
So fährt sich die unkaputtbare Reifen-Revolution Michelin Uptis

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Sicherer, haltbarer, leiser, ökologischer: Die Luft ist raus beim Michelin Uptis, dem Autoreifen der nächsten Generation. AUTO BILD ist ihn zum ersten Mal gefahren.
Die Zukunft des Autoreifens heißt Uptis, zumindest nach Ansicht von Michelin und General Motors. Das Kürzel steht für "Unique Puncture-proof Tire System", zu Deutsch: einzigartiges, pannensicheres Reifensystem. Es vereint zwei Revolutionen fürs Auto. Erstens: Der Reifen fährt ohne Luft. Zweitens: Statt Reifen und Felge gibt es nur noch eine fest verbundene Komponente. Also statt Tire (Reifen) und Wheel (Felge) ein "Tweel". Ziel war es, mit dem Uptis einen pannensicheren Reifen zu entwickeln, der bei Fahreigenschaften sowie Energieeffizienz mit den besten Produkten der Marke mithalten kann. Zudem verspricht Michelin, dass das Rad weniger Rohmaterial benötigt, weniger Müll bei der Herstellung verursacht und zu 100 Prozent wiederverwertbar ist. Die nachhaltige Idee wurde von AUTO BILD und Bild am Sonntag 2019 mit dem Goldenen Lenkrad für die beste Innovation des Jahres ausgezeichnet. Genau ein Jahr später präsentierte Michelin nun anlässlich der Testfahrten zum Goldenen Lenkrad 2020 einen fahrfertigen Prototypen, der schon ganz nahe am Serienreifen sein soll. Zwar hat der Uptis auf dem Elektro-Pkw Chevrolet Bolt bereits im Straßenverkehr von Michigan erste Gehversuche gemacht, doch hier sind erstmals Journalisten gänzlich ohne Luft auf Testfahrt – und zwar ganz langsam. Wer die Augen kurz schließt, was auf der Testrecke bei Tempo 40 bis 50 km/h durchaus vertretbar ist, fühlt kaum einen Unterschied zu einem aufgepumpten Reifen (hier finden Sie unsere aktuellen Winterreifen-Tests). Wunderdinge von dem Uptis zu erzählen, wäre unseriös. Trotzdem merkt man schon, dass in dem unkaputtbaren Rundstück viel Grips steckt. Die Lenkpräzision ist bereits erstaunlich, der Komfort ebenso.
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Stark genug auch ohne Druckluft

Damit kein Schmutz eindringt, werden die Flanken für das Serienmodell möglicherweise noch geschlossen.
Uptis-Herstellung im 3D-Druckverfahren
Reifen und Alu-Felgen werden bei dem im 3D-Druckverfahren hergestellten Uptis zu dem Tweel zusammengefügt. Auch Konkurrent Goodyear zeigte bereits ein Reifenmodell mit Lamellen anstelle eines mit Luft gefüllten Schlauchs. Der US-Konkurrent geht bei der Forschung am luftlosen Reifen noch einen abenteuerlichen Schritt weiter: Sein Konzeptreifen heißt nur deshalb "Aero", weil diese "multimodalen Räder" später an autonome, flugfähige Autos montiert werden sollen. Und – im Flugbetrieb um 90 Grad gedreht – als eine Art Propeller dienen könnten.
Fazit
Gerade für Elektrofahrzeuge, bei denen es auf jedes Kilo ankommt, man jedes Fahrgeräusch wahrnimmt und die Nachhaltigkeit ganz oben steht, könnte der Uptis langfristig die konventionellen Rad-/Reifen-Kombinationen ersetzen. Nun stehen die Entwickler unter Druck. Ab 2024 soll der luftlose Reifen von Michelin auf den Markt kommen. Komplett irre – aber bald schon Realität.