Unsere Suche nach den günstigsten Gebrauchten führt uns natürlich nicht in die Glaspaläste der Vertrags-Autohäuser. Eher zum Gegenteil: in einen Hinterhof, auf dem jemand "Tetris" mit Autos gespielt hat. Wer hier nach einer Probefahrt fragt, riskiert ein Verkehrschaos im ganzen Stadtteil, weil dafür erst mal 30 Kisten auf die Straße gefahren werden müssen. Wobei das mit dem Fahren ganz grundsätzlich nicht einfach ist. So ein Billigheimer muss erst mal anspringen.

Ach du Schande: Beim Golf blüht Rost, wohin das Auge blickt

Ford Focus Turnier
Ford Focus Turnier: Anhängerkupplung, riesiger Laderaum, kleiner Preis. Doch Vorsicht, der TÜV reagiert humorlos auf die durchgerosteten Radläufe.
Bei dem dunkelblauen Ford Focus Turnier hapert es schon daran: Die Batterie ist platt. Beim Radioausbau wurde die halbe Mittelkonsole mit rausgerissen. Zudem sind die Radläufe knusprig wie Knäckebrot. Für eine neue Plakette dürften sich die geforderten 290 Euro locker vervierfachen. Etwas weiter steht ein grünes VW Golf III Cabrio. Statt anfangs 2490 Euro soll es jetzt nur noch 490 Euro kosten. Warum der große Rabatt? "Als der Wagen TÜV bekommen sollte, wurde die Mängelliste immer länger. Jetzt soll er so weg", räumt der Händler ein. Tatsächlich stellt sich nach dem sauberen Innenraum der Frust ein. Rost, wohin das Auge blickt. Unterboden und Motorraum sehen aus, als hätte der Wolfsburger auf dem Grund der Elbe gelegen. Wer dieses Cabrio kauft, braucht keine Sonnencreme – statt zu fahren, wird er eh nur unterm Auto in der Grube stehen. Uns wird klar: Wer so billig Autos kauft, muss das Schweißgerät so sicher beherrschen wie eine Kaffeemaschine.
Überblick: Alles zu Ford Focus und VW Golf

Den Mondeo gibt's zum Preis eines Wochenendeinkaufs

Ford Mondeo
"Top Zustand" heißt es im Internet über den Ford Mondeo. Beim Innenraum stimmt das allemal, äußerlich gibt's aber Rost und Klebekunst.
Rost ist auch beim Erstserien-Mondeo die größte Herausforderung. 1993 läutete der Mittelklässler – noch von Michael Schumacher in Fernsehclips beworben – den neuen runden Stil der 90er-Jahre ein. Heute ist er fast komplett aus dem Straßenbild verschwunden. Die letzten erkannte man an faustgroßen Löchern in den porös werdenden Kunststoffstoßstangen. Ein Problem, das man bei diesem blauen Fließheck großzügig mit schwarzem Klebeband gelöst hat. Dafür gibt's einen makellosen Innenraum. Und das zum Preis eines Wochenendeinkaufs: 199 Euro. Für ein ganzes Auto! Da kann etwas Demut nicht schaden. Die lassen viele Privatkunden aber vermissen. Egal wie billig das Auto sei, immer wieder werde nach TÜV und Gewährleistung gefragt, stöhnt ein Händler. "Das ist bei dem Preis einfach nicht drin!" Die Vermarktung ist ohnehin schwieriger als gedacht. Für die Exportmärkte sind die Billigheimer zu alt, für den eigenen zu schlecht. Viele Fahrzeuge werden daher zerlegt und in Teilen weiterverkauft. So wird der Gewinn deutlich gesteigert.
Überblick: Alles zum Ford Mondeo

Der 106 steht auch nach 27 Jahre noch proper da

Bei dem grünen Peugeot 106 dürfte selbst das kaum lohnen, die Baureihe ist fast ausgestorben. Vielleicht bekommt der kleine Franzose aber auch noch eine Chance. Für seine 27 Jahre und 169.000 Kilometer steht er überraschend proper da. Der Motor schnurrt mit den Fensterhebern um die Wette. Die geforderten 190 Euro machen ihn zum günstigsten Gebrauchten im Hamburger Raum, wohl aber nicht zum schlechtesten. Dass wir ihn am Ende trotzdem nicht mitnehmen, hat einen einfachen Grund: Auch er ist hoffnungslos zugeparkt.Fazit von Malte Büttner: Eine ernsthafte Alternative zu teureren Angeboten sind die Billig-Gebrauchten nicht. Dafür sind sie zu schlecht. Wer kein talentierter Bastler ist, lässt das gesparte Geld und noch viel mehr später in der Werkstatt.